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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller
Autoren: Jeff Povey
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und Frauen -was mich absolut elektrisierte -, und dass sie mich unbedingt kennenlernen wollten.
    In dieser Zeit fand ich auch einen Job, ausgerechnet im Zoo der Stadt; ich säubere dort die Käfige und mache den eingesperrten Raubkatzen das Leben ein wenig angenehmer. Wie sich herausstellte, bin ich für diesen Job geboren und nur schwer zu ersetzen, sollte ich je gefeuert oder zerfleischt werden.
    Außerdem mietete ich eine kleine möblierte Wohnung - der Vermieter hatte sich die Mühe gemacht, sämtliche Möbelstücke am Boden festzuschrauben - und
fing an, mich den Lebensgewohnheiten in Chicago anzupassen, die sich, wenn man mal von der Luftfeuchtigkeit absieht, kaum von denen anderswo unterscheiden.
    In der letzten Anzeige, die der Club aufgab, standen Name und Adresse eines Lokals, wo ich mich am darauffolgenden Montagabend einfinden sollte - Grillers Steak House. Alle würden da sein, hieß es, und man versprach mir einen amüsanten Abend, andernfalls würde Tony Curtis für meine sämtlichen Unkosten aufkommen. Wie die meisten Leute freue ich mich immer über eine Geld-zurück-Garantie, und auch diesmal gab das für mich den Ausschlag. Außerdem, die Tatsache, dass man mich für einen Serienkiller hielt, würde meinem Auftritt einen gewissen Nachdruck verleihen, sollten die Dinge nicht zu meiner vollen Zufriedenheit verlaufen.
    Natürlich hatte ich nicht die leiseste Ahnung, worauf ich mich einließ, doch ich hatte mich bereits so weit vorgewagt, dass es kein Zurück gab. Falls der Club meinen Erwartungen nicht entsprach, dachte ich, würde ich mich dort einfach nicht mehr blicken lassen. Fertig.
    Extra für diesen Anlass mietete ich mir einen Anzug - einen Dreiteiler aus Baumwolle in einem gelblichen Beige -, den ich durch ein rotes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte komplettierte. Der Typ im Verleih gratulierte mir zu meiner geschmackvollen Zusammenstellung.
    Als mich das Taxi vor dem Lokal absetzte, regnete es in Strömen, und selbst die kurze Strecke zum Eingang genügte, um das gelbliche Beige in ein schmutziges Braun zu verwandeln, was mir die ganze Farbauswahl versaute.
    Das Grillers Steak House war einer jener Läden, die
vollständig aus Holz bestehen. Unter den Fenstern erstreckten sich Bänke aus Mahagoni, jeder Quadratzentimeter der Wand war mit Teakholz vertäfelt, dazu ein abgewetzter und ungeschliffener Bodenbelag, vielleicht Platz für achtzig Gäste und in der Mitte des Restaurants eine große Bar - offensichtlich hatte man den halben Regenwald für die Inneneinrichtung abgeholzt. An den Wänden hingen gerahmte Drucke von englischen Schlössern, das Licht war gedämpft, und aus einer Jukebox waberte Countrymusic über die Köpfe der wenigen Gäste hinweg, die sich heute Abend hier eingefunden hatten.
    Während ich mit einem Exemplar der Abendausgabe als Erkennungszeichen in der Einganstür stand und in diesen hölzernen Schlund starrte, ertönte ein Schrei; die Stimme, die irgendwie an einen Bären erinnerte, weckte meine Aufmerksamkeit, und als ich den Blick in einen entfernten Winkel des Restaurants richtete, sah ich sie zum ersten Mal, alle achtzehn, wie auf einer Betriebsfeier, die außer Kontrolle geraten war. Alle hatten mir das Gesicht zugewandt, und plötzlich wurde mir klar, dass er da war: der Moment der Wahrheit. Vorsorglich hatte ich mir den Inhalt aus Grandsons Ausschnitten so gut wie möglich eingeprägt, in der Hoffnung, selbstsicher genug aufzutreten, um als Serienkiller durchzugehen. Glücklicherweise war zwei Wochen zuvor eine Fernsehdokumentation über ihn ausgestrahlt worden (Gott sei Dank ohne Bilder von Grandson, ausgenommen die verschwommene Aufnahme einer Überwachungskamera, bei der es sich genauso gut um das Foto von Big Foot in einem Arbeitsanzug hätte handeln können), und einer dieser Fernsehpsychiater hatte ein wirklich hervorragendes Profil von ihm skizziert - »ein Vegetarier
mit einem Faible für Nagetiere, der einer ungeregelten Tätigkeit nachgeht.«
    Der Mann mit der Bärenstimme stand auf, wedelte mit seiner riesigen Pranke und schnippte laut mit den Fingern; sein Körper zeichnete sich deutlich unter dem engen, weißen kurzärmeligen Hemd ab. »Hier drüben. Wir haben dir einen Platz freigehalten.«
    Ich warf einen Blick auf meine Hand mit der Abendausgabe hinab und sah, dass ich zitterte. Rasch ließ ich die Zeitung auf den nächsten freien Tisch fallen und vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen, damit niemand meine Nervosität bemerkte. Nachdem
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