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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Autoren: Glenda Larke
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Wind heulte die ganze Nacht um das Haus herum, aber als der Morgen dämmerte, war der Himmel still und blau, auch wenn der Geruch noch bis Mittag in der Luft hing. Alles war mit feinem, rötlichem Staub bedeckt. Rugar ließ eine Faustvoll durch die Finger rieseln und machte sich Gedanken. Er hatte in seinem Leben sechzig Wüstenjahreszeiten kommen und gehen sehen, aber einen Staubsturm wie diesen hatte er noch nie erlebt.
    » Das verheißt nichts Gutes«, dachte er. Obwohl er nicht gerade über eine rege Phantasie verfügte, bemerkte er, dass sich die Haare auf seinen Armen aufgerichtet hatten.

2
    Die Gluthitze vor den offenen Fenstern des Illusionisten-Pavillons war enorm und die Nachmittagssonne so grell, dass sie die lichtüberfluteten Lehmziegelmauern in ein konturloses Nichts verwandelte, während sie gleichzeitig die im Schatten liegenden Wände noch viel lebendiger wirken ließ. Die Blüten der Herzschmerzblumen im Garten waren ein leuchtend roter Fleck im Schatten, und ein Schwarm lärmender Keyet-Papageien flatterte mit den leuchtend bunten Schwingen; viele von ihnen ließen die ebenso bunte Brust aufblitzen, während sie im Schutz der Rebenblätter miteinander stritten.
    Die privaten Gemächer des Illusionisten wurden durch Lehmziegel-Außenwände geschützt, die eine Armlänge breit waren, und daher war es hier kühler und ruhiger als in den Gärten. Geräusche von den anderen fünf Pavillons drangen kaum durch die flirrende Hitze und die dicken Wände; die Rufe und das Gelächter der Schüler auf dem Übungshof der nahe gelegenen Magoroth-Akademie schienen von weit her zu kommen.
    » Bilde ich es mir nur ein«, fragte Magor Temellin seinen Gast, » oder ist es momentan tatsächlich heißer als sonst um diese Zeit?« Er reichte Magor Korden einen Becher Orangensaft und schenkte sich dann ebenfalls einen ein. » Oder liegt es nur daran, dass ich in meinem Alter die Hitze mehr spüre?«
    Der ältere Mann lachte. Temellin war erst zweiundvierzig und daher kaum nach irgendwelchen Maßstäben als alt zu bezeichnen– und ganz gewiss nicht nach denen eines Magoroth, bei dem die Magormacht gewährleistete, dass er bis ins hohe Alter gesund blieb. » Alle beklagen sich«, sagte Korden. » Es ist der Wind aus Nordwesten. Er wirkt in diesen Tagen unbarmherzig, wie ein Gruß aus dem assorianischen Hades.«
    » Von der Illusion?« Temellin wusste, dass sein Blick so düster war wie die Antwort.
    » Nun, aus dieser Richtung, ja. Sicherlich ein Zufall.«
    » Es fühlt sich beunruhigend an. Boshaft. Ich glaube, ich habe in den vergangenen paar Jahren die Verheerung darin gespürt.«
    Korden reagierte ablehnend auf diese Worte. » Wirst du in deiner Altersschwäche überspannt? Selbst wenn da ein Hauch Fäulnis aus der Verheerung dabei wäre, hätte das nichts zu bedeuten. Die Geschwüre der Verheerung können die Illusion nicht verlassen, und die Bestien der Verheerung können die Geschwüre nicht verlassen. Überlass es den Illusionierern, sich darum zu kümmern. Sie haben uns ohnehin nie dort haben wollen, und jetzt haben sie die Illusion für sich allein, mit den Geschwüren und allem. Abgesehen davon: War das nicht der Grund, warum Ligea den Illusionierern dein einziges rechtmäßiges Kind übergeben hatte? Um sie stark genug zu machen, den Geschwüren zu widerstehen, die an ihrer Illusion fressen? Das hast du zumindest gesagt. Wenn das wahr ist, lass das Kind seine Bestimmung verwirklichen.«
    Temellin runzelte die Stirn. Korden hatte Pinars Tod einmal als Mord bezeichnet, und er hatte Sarana eine tyranische Verräterin genannt, weil sie damals an der Sache beteiligt gewesen war. Selbst nach all diesen Jahren spürte Temellin die Abneigung, die sich wie ein roter Faden durch Kordens Worte zog und die durch seine engstirnige Weigerung, sie bei ihrem rechtmäßigen Namen zu nennen, sogar noch offensichtlicher wurde. Korden hatte Sarana nicht vergeben und würde es auch niemals tun. Selbst seine Erwähnung der Rechtmäßigkeit zielte darauf ab, Temellin daran zu erinnern, dass Arrant niemals Illusionisten-Erbe geworden wäre, wenn sein anderes Kind, Pinars Sohn, geboren worden wäre.
    » Oder bist du derjenige, der jetzt zweifelt?«, beharrte Korden. » Vielleicht sind dir ja doch noch Zweifel gekommen, ob Pinars Ermordung gerechtfertigt war.«
    Temellin dämpfte seine Wut nur mit großer Mühe. » Sarana hat in Notwehr gehandelt, und Pinar hat ihren Tod mit ihren Taten selbst verschuldet, wie dir damals erklärt
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