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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Niederlagen.
Deshalb mußte der junge Sturm sterben. Denn die Linie
von Angriff Feuerklinge mußte ein für allemal aussterben,
damit alles Ungebührliche, was von dieser Familie ausging,
ausgelöscht war, jeder Trotz gegen Kodex und Maßstab
unmöglich war, damit so etwas nie wieder im Orden vorkommen würde.
Darüber dachte Bonifaz nach. Während sein schwarzer
Hengst auf dem Weg vom Vingaard zum Turm des Oberklerikers Meile um Meile zurücklegte, legte er sich alles
ganz genau zurecht, denn seine Gedanken waren hingerissen von den einsamen Gesetzen seines Herzens.
Kapitel 2
Dun Ringberg
    Das Dorf, das sich an den Rand des Südlichen Finsterwalds
duckte, bestand nur aus zwei Dutzend Hütten und einem
großen Versammlungshaus in der Mitte. Der Flecken
schien mehr aus dem Wald herauszuwachsen, als an ihn
anzugrenzen. Man konnte kaum ausmachen, wo das Dorf
endete und die Wildnis begann.
    Für die fortgeschrittene Stunde war Dun Ringberg hell
erleuchtet – in jedem Fenster Kerzen, auf den Schwellen
und in den Straßen Dorfbewohner mit Fackeln und Laternen. Unter anderen Umständen und in anderer Gesellschaft
hätte Sturm das einladend, festlich, vielleicht sogar auf
ländliche Weise hübsch gefunden. Aber nicht heute nacht:
Das ganze Dorf war auf den Beinen, um die Gefangenen zu
sehen, und es war kein freundlicher Empfang.
    Sturm wurde ausschließlich mit eisigen Blicken bedacht,
während er vor der Miliz hertrottete. Die Kinder waren zu
mager. Das war das erste, was ihm auffiel. Erst eins, dann
noch eins traten mit ausgestreckter Hand – der uralten Geste der Bettler – vor, aber Erwachsene zogen sie zurück, um
kalt und heftig auf lemisch mit ihnen zu schimpfen.
    Stirnrunzelnd bemühte sich Sturm, aus dem Gerede
Worte in Solamnisch oder in Gemeinsprache aufzufangen,
doch er hörte nichts als Lemisch mit seinem Strom von langen Vokalen und Pausen.
    Hin und wieder wurde etwas nach ihm geworfen. Erdklumpen, Mist und angefaulte Früchte flogen aus der Menge und schlitterten über den harten Erdweg, aber die Angriffe waren halbherzig, und keines der Geschosse kam in
seine Nähe.
    Hinter ihm ging schweigend Mara, in der überraschend
sanften Obhut eines großen, rauhen Bauern, den Hauptmann Duir Oron genannt hatte. Duir selbst eskortierte
Sturm und führte ihn vorsichtig und bestimmt, aber nicht
grob.
    »Was sagen sie, Hauptmann?« fragte Sturm mehr als
einmal, aber Duir antwortete nicht. Seine scharfen Augen
musterten die ganze Zeit das Versammlungshaus vor ihnen, wo mitten auf dem Platz ein großes Feuer loderte. Als
sie sich dem Feuer näherten, führten zwei von den Wachen
Eichel und Luin durch die Menschen zum Dorfstall. Sturm
sah ihnen durch die Dunkelheit und das trügerische Licht
nach. Wo der Stall lag, würde auch die Schmiede zu finden
sein.
    »Seht lieber nach vorne«, wies ihn Hauptmann Duir an.
»Wonach gafft Ihr überhaupt?«
»Nach der Schmiede«, antwortete Sturm. »Ich muß zu
Schmied Wieland.«
»Ganz schön vertrauensvoll«, stellte der Hauptmann fest,
»Ihr glaubt wohl, daß Ihr Euch aus der Affäre ziehen
könnt.«
»Und Eure Leute sind auch vertrauensvoll«, erwiderte
Sturm, »wenn ihre mageren Kinder Obst nach Besuchern
werfen. Wo bekommt Ihr im März Äpfel her, Hauptmann
Duir?«
Die Hand des Wachmanns schloß sich fester um seinen
Arm.
»Das könnt Ihr alles mit ihr persönlich ausmachen,
schätze ich«, erwiderte er.
»Das heißt, mit der Druidin?« fragte Sturm.
Aber Hauptmann Duir antwortete nicht. Mit einer Geste,
die sowohl höflich als auch spöttisch gemeint sein konnte,
schickte er Sturm und Mara auf den Platz zu dem hohen
Feuer, wo ein leerer Weidenthron wartete, der von einem
Dutzend Wachen umringt war.Sturm hatte das Leben in
einem Dorf wie aus dem Bilderbuch kennengelernt, da er
längere Zeit am Rand von Solace gewohnt hatte, das damals noch ein unbekannter Ort war, der knapp zehn Jahre
später jedoch berühmt sein würde. Als Jack Derry von Dun
Ringberg erzählt hatte, hatte sich Sturm auf einen anheimelnden, kleinen Ort gefreut – mit ordentlichen Block- oder Fachwerkhäusern, frisch gedeckten Strohdächern und
instandgehaltenen Zäunen.
Lemisch jedoch war unzivilisiert, und die Menschen
schämten sich nicht im geringsten für einfache Unterkünfte. Die Häuser waren groß und rund, aus Balken und Weidengeflecht zusammengezimmert, die Dächer aus schwerem, nassem Stroh. Durch ein großes Loch in der Dachmitte
zog der Rauch ab, so daß
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