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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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sie sich morgen beim Turnier
gegenüberstehen könnten.
Bonifaz blieb still. In dieser Nacht schlief er unruhig,
träumte von blitzenden Klingen im Sonnenlicht und erwachte am nächsten Morgen mit schon müden Armen, da
er die ganze Nacht in seinen Träumen gekämpft hatte.
Angriff hatte offenbar tief und fest geschlafen – wie ein
starker Baum im tiefsten Winter. Er erwachte gut gelaunt,
sang ein altes Lied über Breitschwerter und wilde Tiere
und lud Bonifaz gleich zum Frühstück in sein Zelt ein.
Während des Essens konnte Bonifaz Angriff nicht ansehen.
Wenn sein alter Freund nach einem Stück Obst oder Brot
griff, erschrak er wie beim plötzlichen Rascheln einer Viper
im trockenen Laub, und an diesem Morgen war seine Meditation schal und nutzlos.
Die Arena war so, wie es die Tradition vorschrieb. Der
völlig leere, ebene Kreis im Garten hatte zwanzig Fuß
Durchmesser. Nur ein riesiger Olivenbaum reckte seine
Äste über den Platz. Bis am Nachmittag die Schwerter aufeinandertreffen sollten, war es ein friedlicher, ruhiger Ort,
doch für Bonifaz summte es dort erwartungsvoll und unterschwellig drohend wie ein ganzer Bienenstock.
Die ersten Turnierrunden waren freundschaftliche Routine. Hervorragende Schwertkämpfer standen blutigen Anfängern gegenüber, die schließlich dankbar waren, daß die
Turnierregeln stumpfe Waffen vorschrieben, die leichten
Schwerter der Sommerspiele.
Bonifaz’ erster Gegner erwischte den großen Ritter fast
noch im Halbschlaf und erzielte erst einen Punkt, dann
noch einen, während sein berühmter Mitstreiter besorgt in
die Menge blickte.
War das wegen Angriff Feuerklinge? So wurde gemunkelt. Der ganze Turm war aus dem Häuschen, weil vermutet wurde, daß die beiden am Nachmittag gegeneinander
antreten würden. Es wurde spekuliert und gewettet. Würde Angriffs Talent oder Bonifaz’ Regeltreue gewinnen?
Würde die ungezügelte Inspiration des Mystikers über die
schöne Exaktheit und die geschulte Disziplin des Meisters
siegen?
Bonifaz richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen
gegenwärtigen Gegner. Mit rascher, fast mathematischer
Gründlichkeit streckte er den jungen Mann zu Boden und
setzte seinem hilflosen Gegner die abgerundete Schwertspitze an die Kehle. Schwungvoll wandte Bonifaz sich ab,
um wieder jeden Gedanken an Angriff Feuerklinge zu verdrängen, als er sich die Pause gönnte, die er nicht brauchte,
und den zweiten Gegner dieses Wettstreits erwartete.
Der nächste Kampf hätte schon zehn Minuten eher beginnen sollen, als sich Gunthar Uth Wistan, Fürst Feuerklinges Sekundant, gefolgt von Angriff selbst, durch die
murmelnde Menge drängte. Genauso schnell, wie er dann
den Kreis erreichte, besiegte Angriff seinen Gegner, den
jungen Medoc Inverno von Zerika. Es war ein so schnelles,
unerwartetes Manöver, daß es an Verrücktheit grenzte. Anstatt Sir Medocs ersten, linkischen Stoß zu parieren, wich
Angriff vor dem heranstürmenden Jungen einfach nach
rechts aus, wechselte das Schwert in die linke Hand und
entwaffnete Medoc mit derselben, anstrengungslosen Bewegung, mit der er ihn auch zu Fall brachte und stellte.
Dann trat Angriff zurück und salutierte vor seinem Gegner, der mit finsterem Gesicht auf dem Rücken lag. Überwältigt von der Leichtigkeit und Schnelligkeit des Ganzen,
mußte Medoc plötzlich lachen.
»Es ist schon selten«, sagte er, »daß ein Ritter später lachend berichten kann, wie er von einem Schwertmeister so
gründlich besiegt wurde! Ich habe Euch einen guten Kampf
geliefert, Fürst Angriff!«
Angriff lachte mit ihm und beugte sich mit ebenso großzügiger wie respektvoller Geste vor, um dem jungen Ritter
hochzuhelfen. Um den ganzen Ring herum erhob sich Gemurmel und höflicher, sprachloser Applaus.
Bonifaz schäumte fast über. Ihm juckte es in den Fingern
seiner Schwerthand. Der Mann hatte Eid und Maßstab lange genug lächerlich gemacht, und aus Medocs Lachen zu
schließen, war diese Lächerlichkeit wie eine Krankheit, die
sich auf die beeindruckten Jungritter übertrug.
Nach der ersten Runde waren noch acht Ritter übrig.
Wieder warf man die Lose in den Helm und schüttelte,
doch diesmal ging ein enttäuschtes Stöhnen durch die Logen und Balkone, wo die aufgeregten Zuschauer saßen.
Denn im nächsten Kampf würden Bonifaz und Angriff gegeneinander antreten. Das war eine Begegnung, die alle
gerne aufgeschoben hätten. Diesen spannendsten Kampf
hätten sie lieber am Abend gesehen, wenn im Laternenlicht
die
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