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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen King
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jemand erschossen, beraubt oder vergewaltigt? Stand da auch nur ein einziger Strafzettel noch aus?
    Eddie hatte ein Recht, das zu erfahren, wenn die Datenbank es hergab. Aber Eddie hatte auch ein Recht zu erfahren, warum sich da eben ein Highschool-Schüler mit den Worten Hier Statler, ich höre gemeldet hatte. Ich fand, es war Eddies Entscheidung. Hätte er entgegnet Wo zum Teufel steckt Shirley?, dann hätte ich ihren Arm losgelassen. Aber wenn Eddie mitspielte, wollte ich sehen, was der Kleine tat, wie er sich schlug.
    » Wagen zwölf, bleiben Sie dran.« Falls Ned jetzt ins Schwitzen geriet, war es ihm immer noch nicht anzuhören. Er wandte sich zum Computermonitor und rief Uniscope auf, die Suchmaschine, die wir bei der Pennsylvania State Police verwendeten. Er tippte schnell, aber sauber, und drückte dann auf ENTER .
    Es folgte eine kurze Stille, und Shirley und ich standen schweigend Seite an Seite und hofften, dass der Junge nicht plötzlich erstarrte, vom Pult aufsprang und aus dem Raum stürmte. Vor allem aber hofften wir, dass er an den richtigen Stellen den richtigen Code eingegeben hatte. Es schien sehr lange zu dauern. Ich weiß noch, dass ich draußen einen Vogel zwitschern hörte und in der Ferne ein Flugzeug dröhnen. Es blieb Zeit, an die Verkettungen von Ereignissen zu denken, von denen manche Leute behaupten, sie ergäben sich rein zufällig. Eine dieser Verkettungen war gerissen, als Neds Vater auf der Route 32 umgekommen war, und hier bildete sich nun gerade eine neue. Eddie Jacubois – nicht eben einer der Hellsten, wie ich leider sagen muss – war nun über so eine Verkettung mit Ned Wilcox verbunden. Und ebenso verbunden damit war ein VW Jetta. Und der Fahrer dieses Jettas.
    Dann: » Statler für zwölf.«
    » Zwölf, ich höre.«
    » Der Jetta ist zugelassen auf William Kirk Frady aus Pittsburgh. Frady ist … äh … Augenblick …«
    Es war sein einziger Aussetzer, und ich hörte ihn hastig in Papieren blättern, während er nach der Karte suchte, die Shirley ihm gegeben hatte, der Karte mit den Funk-Codes drauf. Er fand sie, überflog sie und warf sie mit einem ungeduldigen Seufzer beiseite. Währenddessen wartete Eddie geduldig in seinem Streifenwagen zwölf Meilen weiter westlich. Er sah vielleicht Einspänner der Amish oder ein Farmhaus, bei dem an einem Vorderfenster die Gardine beiseite gezogen war, was bedeutete, dass die dort wohnende Amishfamilie eine Tochter in heiratsfähigem Alter hatte, oder er schaute hinüber zu den dunstverhangenen Hügeln Ohios. Aber deutlich sah er wohl nichts von all dem. Deutlich sah Eddie in diesem Moment einzig und allein den Jetta, der vor ihm auf dem Seitenstreifen der Straße stand und dessen Fahrer für ihn weiter nichts als eine Silhouette vor dem Lenkrad war. Wer war dieser Fahrer? Ein Reicher? Ein Armer? Ein Bettler? Ein Dieb?
    Schließlich sagte Ned es einfach, und das war genau richtig so. » Wagen zwölf, Frady ist dreifach vorbestraft wegen Alkohol am Steuer. Verstanden?«
    Ein Trinker – das war der Jetta-Fahrer. Vielleicht war er gerade mal nüchtern, aber wenn er zu schnell gefahren war, war das eher unwahrscheinlich.
    » Verstanden, Statler.« Vollkommen lakonisch. » Hat er grade ’ne gültige Pappe?«
    » Äh …« Ned starrte wie gebannt die weißen Buchstaben auf dem blauen Monitorhintergrund an. Direkt vor deiner Nase, Kleiner, siehst du’s denn nicht? Ich hielt den Atem an.
    Dann: » Bestätige, Wagen zwölf. Er hat seit drei Monaten seine Fahrerlaubnis wieder.«
    Ich atmete aus. Auch Shirley atmete weiter. Das waren gute Neuigkeiten für Eddie. Frady durfte fahren und war daher wahrscheinlich eher nicht durchgeknallt. So jedenfalls die Faustregel.
    » Zwölf«, sagte Eddie. » Ich schreite jetzt ein. Verstanden?«
    » Verstanden«, sagte Ned. » Bitte Eigensicherheit beachten. Ich bleibe dran.« Ich hörte ein Klicken und dann einen lauten, gedehnten Seufzer. Ich nickte Shirley zu, und sie setzte sich wieder in Bewegung. Dann strich ich mir über die Stir n u nd war nicht gerade verwundert, dass sie schweißnass war.
    » Na, wie läuft’s denn so?«, fragte Shirley in ruhigem, normalem Ton, um auszudrücken, dass es, soweit sie wusste, im Westen nichts Neues gab.
    » Eddie Jacubois hat sich gemeldet«, sagte Ned. » Ein 10-28.« Das bedeutet: Anfrage bei der Zentrale. Als Trooper weiß man, dass es in neun von zehn Fällen auch bedeutet, dass der Zentrale irgendein Vergehen gemeldet wird. Neds Stimme klang jetzt nicht mehr
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