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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
Autoren: Simon Spurrier
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»Warum können wir dann nicht einfach drinnen sitzen und das verfluchte Zeug im Auge behalten?«
    »Hausordnung. Die Ware wird von den Mädchen direkt verkauft. Eine ›intime‹ Transaktion – es ist niemand sonst im Raum, der den Vorgang beobachten könnte. Und vorher bekommt das Zeug niemand. Die einzige Chance besteht darin, sich zusammenzureimen, wer es klaut, und denjenigen dann auf frischer Tatzu ertappen.« Er biss die Zähne zusammen. Ihm fiel auf, dass sich das Zittern auf die andere Hand ausgebreitet hatte. »Und es muss heute Nacht passieren.«
    Vince schnippte Asche durchs Fenster hinaus und brummte: »Tigerschniedel … Das is’ nicht grade ein Fall für den verfluchten Columbo , Mann. Wie schwierig kann das schon sein?«
    »Erheblich schwieriger, als ich dachte, in Ordnung?« Shaper versuchte, sich die Krämpfe aus den Händen zu massieren. »Pass auf, wir reden hier von einem Bordell, klar? Da geht es um Diskretion und Vertrauen. Die Kunden sollen ja wiederkommen. Die alte Dame wäre mir fast aus den Latschen gekippt, als ich vorgeschlagen hab, Kameras zu installieren. Und Kundendurchsuchungen kommen auch nicht infrage. Anfangs waren sogar die Mädchen pampig zu mir, als ich ihre Handtaschen durchsuchen wollte.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Nein. Weniger von dem Produkt bedeutet auch weniger Trinkgeld. Ein paar Tage mit dem Schild ›Ausverkauft‹ an der Tür haben gereicht, und schon standen sie Schlange, um mir zu helfen.«
    »Und hat’s geholfen?«
    »Einen Scheißdreck hat’s geholfen.«
    Vince zuckte mit den Schultern: Fall erledigt. »Also ist es einer der Freier.«
    »Nee. Ich bin eine Woche lang jeden Tag im Umkleideraum gehockt. Hab jede verdammte Tasche durchwühlt, die’s gab. Hab die Kerle sogar in der Dusche beobachtet.«
    Vince grinste. »Heiß.«
    »Nicht annähernd. Und ich sag dir, Kumpel, kein Einziger hat etwas aus den Verrichtungszimmern mitgenommen.« Diskret atmete er einen Zug gestohlenen Rauchs ein. »In derselben Woche ist Ware im Wert von fünf Riesen verschwunden.«
    Vince verschlug es den Atem. »Wie bitte?«
    »Genau.«
    »Fünf Riesen?«
    »Ja.«
    »Aber … wir reden hier von Katzenpimmeln!«
    Der Mann fürs Grobe warf eine leere Dose ins Seitenfach des Vans und verfiel in angewidertes Schweigen. Shaper hatte es längst aufgegeben, ihn zu ersuchen, das zu unterlassen.
    »Wie auch immer«, sagte er, mehr um sich selbst als Vince zu bestärken. »Heute ist die Nacht der Nächte. Sonst wärst du nicht hier. Im Grunde genommen ein einfacher Fall von Querverweisen. Man vergleicht, welche Mädchen Dienst haben, wenn Vorräte verschwinden. Dann verbindet man die Punkte miteinander.« Mit einer Zuversicht, die er nicht wirklich empfand, klopfte er auf das Empfangsgerät. »Es ist eine dieser drei. So schlau bin ich inzwischen.«
    Es muss heute Nacht sein .
    Die zitternden Hände. Das Kribbeln in seinen Zehen. Die klebrigen Schatten von Übelkeit. All das kannte er nur allzu gut.
    Nach zwei Wochen an diesem Auftrag, nach sieben Nächten im Van, nach zu vielen Stunden, in denen er angestrengt versucht hatte, etwas Ungewöhnliches aus dem Geschrei geheuchelter Ekstase herauszuhören, durfte er sich darüber kaum wundern. Kein Schlaf, keine Erholung, keine Ruhe; nur dank Narkotika zum Zerreißen gespannte Konzentration, die mit jedem Atemzug mehr Sprünge bekam.
    Entgiften oder explodieren, Kumpel .
    Gegen Ende der vorigen Woche, als er bereits gespürt hatte, dass sich das nächste Burn-out mit rasenden Schritten näherte, hatte er darauf gepfiffen, die Dinge umständlich zu erledigen. Eines Morgens war er in das Bordell eingebrochen und hatte Wanzen in Rauchmeldern und Steckdosen installiert, während Mrs. Swanson ein Nickerchen gehalten hatte. Still und heimlich – Fähigkeiten, die er sich vor langer Zeit bei der Verfolgung weniger ehrenwerter Ziele angeeignet hatte. Er war zu dem Entschluss gelangt, dass Respekt vor den Kunden sowie dem Vertrauen desPersonals zwar schön und gut war, aber was Mrs. Swanson nicht wusste, konnte ihr auch nicht schaden.
    Oder seinem Honorar.
    »Es ist eine dieser drei«, murmelte er erneut. »Definitiv.«
    Fast überzeugend.
    »Fein. Ganz toll.« Vince nickte mit einem neuen Anflug von Ungeduld in Richtung des Empfängers. »Und welche? Weil, je schneller du das rauskriegst, desto schneller kann ich den Judge-Dredd-Part übernehmen.« Er ahmte einen türzerschmetternden Tritt nach, und sein Bein prallte von der Windschutzscheibe zurück.
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