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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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gewesen, als man ihn nach der Schießerei aus Nates Wohnung befördert hatte.
    Vielleicht war’s das jetzt, endlich, zu guter Letzt  – der Abspann, der drei Jahre lang darauf gewartet hatte, über die Leinwand zu rollen.
    Bitte, Gott, lass mich einfach langsam verschwinden und erkennen, dass die vergangenen drei Jahre nur eine ausgeklügelte Traumsequenz waren, die ich mir zusammengereimt habe, während in meinem Gehirn die letzten paar Synapsen aufzuckten. Bitte sag mir, dass ich in Wirklichkeit in Nates Haus gestorben bin, und dass das hier eine Art Fegefeuer war, durch das ich gehen musste, um ins nächste Leben zu gelangen. Bitte, sag mir, dies alles diente nur dazu, meine Seele zu reinigen, und dass ich jetzt in Frieden ruhen kann.
     
    Falls Gott zuhörte, weigerte er sich zu antworten.
     
    Es verging etwas Zeit. Hardie war sich nicht sicher, wie viel. Vielleicht eine Minute. Er spürte, dass er nur noch verschwommen sehen konnte. Seine Gedanken schweiften ab, als würde er gleich einschlafen. Allerdings lief sein Leben nicht vor ihm ab. Und er hatte auch keine Offenbarung oder Erleuchtung in letzter Minute. Alles war nur grau, dumpf und angenehm taub.
    Neben ihm erschien ein Rettungssanitäter. Er riss eine Plastikfolie auf. Nahm eine Spritze heraus. Brach die Plastikkappe
ab. Steckte die Nadel in eine Glasampulle. Zog den Kolben zurück. Und schnippte mit dem Finger gegen die Spritze.
    »Die werden ihren Spaß mit dir haben«, sagte der Sanitäter und stach Hardie die Nadel in den Arm.
     
    Dunkelheit –
    Und Hardie würgte sie erneut.
    Seine fleischigen Hände an ihrem dünnen, zarten Hals. Sie drückten zu, als wollte er die letzten Reste Zahnpasta aus einer Tube pressen.
    Ein Paar Hände hielt seine Hände umklammert.
    Und da war diese Stimme in seinem Kopf:
    Schau sie dir an. Du wolltest sie haben, seit du sie das erste Mal gesehen hast. Ist es nicht so, Charlie? Deine kleine Filmschönheit.
    Seine unbeweglichen Gummifleischhände mit ihren Plastikknochen wurden fester zusammengedrückt, immer fester –
    Na los, Charlie. Du weißt, dass sie es will. Sie bettelt förmlich darum.
    Behandschuhte Daumen führten seine unbeweglichen Daumen zu der weichen Stelle in der Mitte ihrer Kehle und drückten zu –
    Fühlt sich gut an, was, Charlie? Erwürg die Schlampe. Mach weiter. Brich ihr den hübschen, schlanken Hals.
    Er spürte, wie sich ihr Becken unter ihm aufbäumte …
    Von dir ermordet, Charlie.

    Etwas später kam Hardie im Heck eines Krankenwagens unsanft wieder zu sich. Über ihm spiegelten sich grelle Lichtpunkte auf Metallapparaten. Und wenn sie über ein Schlagloch fuhren, baumelten die Plastikschläuche, die aus kleinen Fächern ragten, hin und her. Er spürte jeden Ruck, der vom Fahrgestell auf die Liege übertragen wurde. Als er versuchte, einen Arm zu heben, stellte er fest, dass er festgeschnallt war. Er drehte den Kopf und sah den Rücken eines Mannes  – einen Teil seines weißen Hemdes und seiner Weste sowie sein dunkelblondes Haar.
    »Was machst du denn? Nimm die Landstraße. Was gurkst du hier auf dem Highway herum?«
    »Weil er groß ist und wir hier nicht auffallen, er ist perfekt.«
    »Und man kommt nur langsam vorwärts.«
    »Na und? Unser Mann ist doch stabil, oder?«
    »Fürs Erste. Er kann jeden Moment kollabieren. Und bevor das passiert, möchte ich am Ziel sein. Soll sich jemand anderes mit ihm rumschlagen.«
    Hardie fand, das hörte sich nicht gut an. Der Krankenwagenfahrer und der Rettungssanitäter klangen nicht, als wären sie voll bei der Sache. Er wollte etwas sagen, aber der Fahrer kam ihm zuvor.
    »Aber er ist stabil, oder? Dann überlass mir das Fahren. Ich sag dir ja auch nicht, wie man jemanden stabilisiert, oder?«
    Während der Sanitäter darüber nachdachte, entstand eine Pause. Schließlich gab er ein Geräusch von sich, wie es ein kleines Kind macht, wenn es die Zunge herausstreckt und verächtlich prustet.

    Verschont mich damit, ihr Arschlöcher , dachte Hardie.
    »Wundert mich echt, dass er so stabil ist. Der Typ hat zwei Schussverletzungen, eine davon in seinem verdammten Schädel. Trotzdem hat er einen kräftigen Puls und atmet noch.«
    »Wir müssen nur dafür sorgen, dass das so bleibt, bis wir da sind.«
    Ja, ja, redet nur, dachte Hardie. In den Fingerspitzen der rechten Hand konnte er immer noch etwas spüren. Sein linker Arm und die linke Hand waren so gut wie nicht zu gebrauchen. Die Fingerkuppen waren taub, die Hand unbeweglich und
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