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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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war, oder Julie hatte Lust auf einen Dreier.
    Nichts davon traf zu. Drei Schaufeln wären schneller als zwei, dachte Julie.
    Mit seinem Kumpel Drew Nardo, einer Kiste Bier, einer Flasche Jack Daniels und einem Leuchten in den Augen traf Taylor bei ihr ein. Julie drängte sie zwar nicht, aber ehe Taylor und Drew sich versahen, fuhren sie beide mit ihr nach Stockton, um ihr einen »Gefallen« zu tun. Wie nicht anders zu erwarten, kriegten die Jungs es ein wenig mit der Panik, als sie hörten, was Julie vorhatte. Jetzt mal ehrlich  – ein Friedhof? Doch ihre Erklärung klang überzeugend. Sie erzählte ihnen, dass sie Bobby den College-Ring ihres Vaters ohne dessen Erlaubnis gegeben habe (das war gelogen), und seine Familie habe ihn unwissentlich damit beerdigt (ebenfalls gelogen). Und jetzt habe ihr Vater sie nach dem verschwundenen Ring gefragt, und sie traue sich nicht, ihm die Wahrheit zu sagen (noch eine Lüge). Die
Jungs schienen ihr das abzukaufen. Indirekt stellte Julie ihnen eine heiße Nacht in Aussicht, sollten sie ihr trotz der unheimlichen Umstände diese Gefälligkeit erweisen …
    Das Erdreich war kalt und hart. In den zwei Monaten seit der Beerdigung war der Boden gefroren, getaut und durch den arschkalten Wind in diesem Teil Kaliforniens erneut gefroren. Die Jungs legten sich mächtig ins Zeug, auch wenn sie sich alle paar Zentimeter mit einem Schluck Jack Daniels stärkten.
    »Werden Särge wirklich in zwei Meter Tiefe vergraben?«, fragte Taylor. »Ich meine, weißt du das sicher? Wir sind schon die ganze Nacht hier draußen.«
    »Ja«, sagte Julie leise. Sie hatte während der Beerdigung am Grab gestanden. Und genau gesehen, wie tief das Loch war. Sie hatte sich verdammt zusammenreißen müssen, nicht zum Sarg zu stürzen, ihn aufzubrechen und sich zu überzeugen, dass sie nicht den Verstand verloren hatte; dass Bobby nur verschwunden war und nicht tot …
    Deswegen waren sie heute Abend hier: um den Sarg auszugraben und sich zu vergewissern, ob er tatsächlich Bobbys sterbliche Überreste enthielt.
     
    Sie waren erst in einem Meter Tiefe, als in der Ferne grelle Lichter aufblitzten und der Motor eines Trucks aufheulte.
    »Was  – was zum Geier ist das?«, fragte Taylor, während er sich mit dem Handgelenk über die Stirn wischte.
    Sie waren nicht allein. Dunkle Gestalten huschten über den Friedhof, zu viele, um sie zu zählen. Jede mit einer Taschenlampe bewaffnet. Lichtkegel durchschnitten die Nacht. Die massigen, dunklen Umrisse bewegten sich geschickt
zwischen den Gedenksteinen und Grabmalen. Sie machten sich erst gar nicht die Mühe, sich zu verstecken. Um so zu demonstrieren, dass sie Herr der Situation waren und dass es keinen Zweck hatte davonzulaufen. Das hielt Taylor allerdings nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen; er stieß einen trunkenen Schrei aus und stürzte in die Dunkelheit. Doch er kam nicht weit.
    Julie Lippmans altes Leben fand ein Ende, als der erste Schuss über den Friedhof hallte.

    Sechzehn Jahre später

ZWEI
    I n den vergangenen fünfzehn Minuten wäre Charlie Hardie fast ertrunken. Man hatte ihm aus kürzester Entfernung in den linken Arm und seitlich in den Kopf geschossen und sein Gesicht nur knapp verfehlt.
    Jetzt lag er in einem Vorort, ausgestreckt auf einer feuchten Wiese, mit Handschellen an eine irre, im Verborgenen agierende Killerin gefesselt, die sich gerne oben ohne sonnte.
    Von jetzt an konnte es nur noch besser werden.
    Begleitet von einem Trupp Rettungssanitäter traf die Polizei ein. Jemand öffnete die Handschellen und trennte Hardie von der irren, im Verborgenen agierenden Killerin namens »Mann«. (Da werd einer schlau draus.) Jemand anderes untersuchte Hardies Hals, seine lebenswichtigen Organe und leuchtete ihm mit einer Lampe in die Augen, dann wurde er auf eine Trage gehievt und durch das Haus der Hunters transportiert.
    Den Personen im Innern ging es auch nicht viel besser. Die beiden Psycho-Geschwister stöhnten und krümmten sich immer noch, aber trotz ihrer Schusswunden würden sie wahrscheinlich überleben. So wie die beiden namenlosen Killer  – Hardie war schon mal besser in Form gewesen. Wenn er auf einen Menschen schoss, dann, um ihn für immer außer Gefecht zu setzen.

    Er hatte das untrügliche Gefühl, dies alles schon mal erlebt zu haben, wenn auch eine durchgeknallte Variante davon: angeschossen und verprügelt und dann halb tot durch die Wohnung einer unschuldigen Familie getragen zu werden. Das war vor drei Jahren
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