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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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können, ja? Bitte!«
    »Vielleicht sollten wir die Drucker fragen, ob sie sich ein bißchen länger gedulden können.«
    »Was? Das war ein Witz, oder?«
    »Genau. Ein Witz.«
    »Und vielleicht können Sie uns einen Bestseller mitbringen, als Ausgleich für die Ladenhüter, die Parker Foxcroft anschleppt.«
    »Parkers Bücher geben uns Prestige, Mort. Ein ausgezeichnetes Profil.«
    Ein Seufzer. »Aber wer kann damit die Drucker bezahlen? Ich jedenfalls nicht.«
    »Ich bin Dienstag morgen wieder zurück. Dann werde ich mit der Bank sprechen.«
    »Okay, Nick.«
    Er klang immer noch niedergeschlagen, und darum fügte ich hinzu: »Kopf hoch, Morty. Sie kennen doch mein Motto, oder?«
    »Wie könnte ich das je vergessen? Steht ja schließlich gerahmt auf Ihrem Schreibtisch. >Wird schon schiefgehn.< Neben dem Bild von dem Typen mit der Schlinge um den Hals, stimmt’s?«
    »Genau. Wie bei Dr. Samuel Johnson. Oder bei Mr. Micawber.« Ich legte auf.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, mich im Swimmingpool treiben zu lassen, im Schatten zu liegen und, einen kühlen Wodka Tonic in Reichweite, die Badeschönheiten zu bewundern, die rings um den Pool in der Sonne lagen. Mit dem mühseligen Aufbauen des Standes hatte ich nichts zu tun. Eine gehobene Stellung hat schon ihre Vorzüge.

    Am frühen Abend duschte ich und zog an, was ich für die passende Kleidung hielt: eine taubengraue Baumwollhose, einen leichten, marineblauen Blazer, ein weißes Hemd, meine Lieblingskrawatte des Players Club am Gramercy Park — silberne Tragödien- und Komödienmasken auf dunkelrotem Grund — und ein Paar Gucci-Slipper. Der Sommer kommt mit der Kleidung.
    In der Suite kümmerten sich Mary Sunday und Toby Finn um die Bar, während sich Chezna Newman mit einem Buchhändler unterhielt. Sidney Leopold saß in einer Ecke, nippte an einem Sodawasser und hörte einem seiner Autoren aufmerksam zu.
    »Nick«, rief Mary, »gute Nachrichten!«
    »Lassen Sie mich raten: Die Bücher sind angekommen.«
    »Ja, endlich! Und die Kataloge auch.«
    Ich seufzte erleichtert. Jetzt war alles gut. In der Vergangenheit hatte ich gesehen, daß nichts demoralisierender ist als das Fehlen der entscheidenden Ausstellungsstücke. Ich kann mich an ein Jahr erinnern, in dem ein Freund von mir auf einem Klappstuhl inmitten von... nichts, absolut nichts saß. Ein handgeschriebener Zettel mit der Standnummer und dem Namen des Verlages an der Wand — das war alles. Als er mich sah, lächelte er schwach, und als ich ihn fragte, hob er in stummer Ergebenheit die Hände. »Ich hätte zu Hause bleiben sollen, Nick«, sagte er seufzend. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm einen Teil unseres Standes anzubieten — wir hatten ohnehin zu viele Bücher aufgebaut — , fürchtete aber, er könnte denken, daß ich mich über ihn lustig machen wollte. Sein Stand wurde auch nicht mehr geliefert, und nachdem er einen Tag gewartet hatte, fuhr der arme Teufel wieder nach Hause — ein Verlierer, ganz gleich, wie man es betrachtet.
    In diesem Augenblick betrat Parker Foxcroft die Suite. Er ging zur Bar, ließ sich von Mary einen Drink geben, beugte sich dabei vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte, und Parker stieß sein charakteristisches brüllendes Lachen aus. Es ist mehr ein Wiehern, und ich habe den Verdacht, daß es aufgesetzt ist. Wenn er etwas wirklich komisch findet, klingt sein Lachen eher wie ein Schnauben: huah... huah... HUAH!
    Er sah mich und kam auf mich zu. Parker ist einen Meter neunzig groß und der einzige meiner Angestellten, der nicht zu mir auf sehen muß. Er ist dünn; die, denen das gefällt, finden ihn schlank, die, denen es nicht gefällt, bezeichnen ihn als hager. (Nein, ich bin nicht neidisch.) Auch sein Haar ist ziemlich dünn und in langen Strähnen quer über den Schädel gekämmt, um die kahle Stelle zu verdecken — die Art von Frisur, die bei etwas lebhafterem Wind leicht unvorteilhaft wirkt. Mir fiel etwas ein, das mein Vater vor Jahren zu mir gesagt hatte, als Antwort auf eine Bemerkung über einen Schauspieler, dessen Toupet ich ziemlich auffallend fand. »Vergiß nicht«, hatte er gesagt, »daß nicht alle Männer auf dieser Welt so gut ausgerüstet sind wie wir.« Das war lange bevor auch sein dichter Haarwuchs nur noch eine ferne Erinnerung war.
    Wenn Parker lacht, läuft sein sonst bleiches Gesicht rot an, als wäre er zu lange in der Sonne gewesen. Als er vor mir stand, war aus dem wiehernden Gelächter ein leises Schmunzeln
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