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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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unsere Neuerscheinungen zeigen können. Der Sinn des Ganzen ist ja, unsere neuen Sachen vorzustellen und uns von unserer Schokoladenseite zu präsentieren.
    »Aber die Kataloge sind auch nicht da«, fuhr Mary fort. »Und dieser Stand ist gräßlich. Gräßlich. Zum Kotzen.«
    »Ich w-weiß nicht«, sagte Sidney. »D-Da vorne ist gleich eine Cafeteria. Könnte schlimmer sein.« Ich wußte, daß Sidney schon wieder an Eiscreme dachte.
    Doch Mary wollte sich nicht beruhigen. »Wenn sie uns doch nur die freie Wahl lassen würden, anstatt die Stände auszulosen. Jetzt haben wir auf der einen Seite eine Firma für Glückwunschkarten und auf der anderen einen Universitätsverlag.«
    Zwei von unseren Vertretern waren ebenfalls am Stand. (Genaugenommen hatten wir aus Gründen der Selbstdarstellung tief in die Tasche gegriffen und die dreifache Standfläche belegt. Barlow & Company ist ein kleiner, aber stolzer Verlag und — meiner bescheidenen Meinung nach — neben seinen anderen Verdiensten der beste Verlag für Kriminalromane.) Die Vertreter bereiteten Bestellformulare vor, in der Hoffnung, daß die Buchhändler morgen kommen und tatsächlich Bücher bestellen würden. Eine Vertreterin, Chezna Newman, eine hübsche, junge Frau mit einem ausgeprägten New Yorker Akzent, mischte sich ein: »Was ist so schlimm an einem Universitätsverlag?« Chezna hatte außer ihrem Akzent die enervierende Angewohnheit, mit offenem Mund Kaugummi zu kauen, doch trotz dieser beiden Schwächen war sie Expertin darin, Bücher an den Mann oder die Frau zu bringen.
    »Vielleicht verleiht uns die Nähe zu dieser hohen Gelehrsamkeit noch mehr Klasse, als wir sowieso schon haben.«
    Das kam von dem anderen Vertreter, der am Stand war. Toby Finn war klein, schlau und schlagfertig — ein Veteran und schon seit zwanzig Jahren im Buchgeschäft. Wir hatten ihn als Belohnung für ein besonders gutes Jahr nach Washington eingeladen.
    »Ist alles fertig — abgesehen davon, daß wir keine Bücher und keine Kataloge haben?« Ich richtete die Frage an Mary, die seufzte und nickte. Chezna grinste, und Toby reckte den erhobenen Daumen.
    In der Halle herrschte inzwischen geschäftiges Treiben. Gabelstapler fuhren Kisten, Kartons und Paletten mit Büchern durch die Gänge, Teppiche wurden ausgerollt und festgenagelt, Wimpel aufgehängt, elektrische Leitungen verlegt und Scheinwerfer montiert. Die ganze Halle war ein einziges Tohuwabohu, und daß morgen früh alles fertig sein würde, war unvorstellbar.
    »Wenn das so ist«, sagte ich, »werde ich jetzt den Swimmingpool ansteuern. Kommst du mit, Sidney?«
    »K-K-Klar.«
    »Wir sehen uns dann später in der Suite.« Die Suite war eine weitere Extravaganz, allerdings eine nützliche, denn dort konnten wir in Ruhe mit Buchhändlern, ausländischen Verlegern und den diversen Medienleuten sprechen. Sie verfügte über eine Bar, die immer geöffnet war, und das Schlafzimmer teilten sich Mary Sunday und Chezna Newman, was die Kosten für diese zusätzliche Ausgabe erträglicher machte.
    »Die Suite ist vorbereitet, nehme ich an?«
    »Voll ausgerüstet«, antwortete Mary. »Jede Menge Bier, Schnaps, Soda, Eis und Knabberzeug.«
    »Hervorragend.« Und damit machten Sidney und ich uns wieder auf den Weg zum Shoreham und überließen es Mary und den anderen, letzte Hand anzulegen.
    Im Hotel wartete eine Nachricht auf mich: »M. Mandelbaum anrufen. Dringend!« Von meinem Zimmer aus rief ich im Verlag an und ließ mich mit meinem Chefbuchhalter verbinden.
    »Mort? Hier ist Nick.«
    »Hallo, Nick. Schön, daß Sie zurückrufen. Wie ist das Wetter in Washington?«
    Ich wußte, daß Mort Mandelbaum kein Ferngespräch führte, um einen Wetterbericht zu bekommen, also unterbrach ich ihn: »Was ist los?«
    »Schlechte Neuigkeiten, Nick. Die Bank will unseren Kreditrahmen verkleinern. Ausgerechnet jetzt, wo die dicken Druckereirechnungen für das Herbstprogramm kommen.«
    »Stark verkleinern?«
    »Stark genug. Im Augenblick tut jede Verkleinerung weh.«
    »Meinen Sie, ich sollte mal hingehen und sie an alte Zeiten erinnern?« Seit meine Eltern Barlow & Company gegründet hatten, war die Federal Trust unsere Hausbank gewesen. Es war eine alles in allem befriedigende Verbindung — wenn es erlaubt ist, eine ausschließlich auf Geld basierende Geschäftsbeziehung mit einer Ehe zu vergleichen. Aber warum machten sie uns dann ausgerechnet jetzt Schwierigkeiten?
    »Das wäre bestimmt ganz gut, Nick«, sagte Mandelbaum. »Sobald Sie
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