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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts
Autoren: Hans Kneifel
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ätzend und erstickend auf die zwei Männer. Luxon und Kukuar taumelten im Licht der aufflammenden Fackel zwischen den splitternden Felsen hinaus. Sie schnappten würgend nach Luft. Kukuar stieß abgehackt hervor:
    »Weißt du jetzt, daß der Berg des Lichts… von Magie geschützt ist?«
    »Quaron wird nachgeben müssen!«
    »Du hoffst es«, keuchte der Hexer und zerrte Luxon von dem Steinkopf weg, der in feuerrote Schleier gehüllt war. »Bisher haben wir ihn nicht gesehen. Zurück zum Feuer!«
    Sie versuchten, sich von dem Nebel zu befreien, der seltsame Gestalten annahm und ihnen folgte. Luxon schlug mit der verlöschenden Fackel nach den zusammengeballten Wolken und sah, wie Teile des Gases sich zuckend entzündeten. Dann, neben dem Feuer und zwischen den Gefährten, die erschrocken aufgesprungen waren, warf Luxon den Ast in die Flammen und sah, daß der Nebel sich zwischen den Gewächsen zerstreute.
    »Diese Nacht gehen wir auch wieder Wache!« bestimmte er und setzte sich schweratmend. »Es wird sich noch mehr Magie gegen uns stellen.«
    »Wir haben weitaus mehr überstanden!« sagte Zarn. »Hier! Iß etwas, Luxon!«
    Über dem Feuer drehten sich an geschälten Holzgerten Fleischstücke, zwischen denen Stücke von Lauch, Gemüse und Äpfeln staken. Brotfladen und kalte Bratenstücke vom gestrigen Essen wurden verteilt. Luxon setzte sich schwer auf den laubübersäten Boden, schüttelte den Kopf und sagte:
    »Dein Freund Quaron, der Dieb der Flamme, hat uns tatsächlich beeindruckt, Aiquos!«
    »Dein Ziel wirst du nicht erreichen, Luxon!« sagte Aiquos zornig. »Du stirbst, ehe du die Wolke erreichst.«
    »Niemand wird sterben. Selbst du nicht!« rief Dani aus. »Nicht wahr, Yzinda?«
    »Es wird uns nichts geschehen!« versicherte Yzinda und schob die Fleischstücke über der Glut hin und her.
    Eird und Zarn versprachen, während sie tranken und aßen, daß sie die erste und letzte Wache gehen würden. Hasank, der kleine, wieselflinke Speerwerfer, nickte bedächtig und knurrte:
    »Ich fürchte mich vor niemandem! Nur wenn die Magie uns erdrosselt, können meine Speere nichts dagegen ausrichten.«
    Während die Krieger, die beiden Frauen, die schweigenden Duinen und die Magier sich die schwindenden Vorräte teilten, warfen die Loggharder immer wieder wachsame Blicke in das schattenerfüllte Halbdunkel zwischen den Felsen und Bäumen des sanft ansteigenden Hanges.

2.
    Vor mehr als viermal hundert Jahren suchte eine unvorstellbare Katastrophe eine von drei Inseln heim. Der Lebensraum des Volkes der Zaketer wurde, wie auch die Bevölkerung, fast ausgelöscht. Ein feuerspeiender Kegel tat sich auf, sein Rauch und ungeheure Massen von Staub und der flüssigen Glut aus dem Bauch der Welt hüllten das Meer und den Himmel ein. Als Stürme den Rauch weggetrieben hatten, erkannten die Menschen, daß die Insel zur doppelten Größe angeschwollen war, daß sich das Land weithin völlig verändert hatte. Tausend Atolle waren aus dem Meer aufgetaucht. Das Geschenk der Götter hatte während der Vernichtung auch die Kanäle erschaffen, und die erstarrte Masse aus dem Feuerberg zersetzte sich im Lauf der Zeit und bildete Land von unvergleichbarer Fruchtbarkeit.
    An allen Hängen des riesigen, spitzkegeligen Berges war das flüssige Gestein in seltsamen Farben und Formen erstarrt. Teile davon verwitterten, andere wurden vom Wind und Regen glattgewaschen und zeigten ein höchst wunderbares Aussehen. Der Berg, einst glatt, schwarz und steinig, verwandelte sich, als die Pflanzen von seinen Hängen Besitz ergriffen und immer höher wucherten. Der ununterbrochene Fleiß von Zehntausenden Zaketern verwandelte Insel und die untersten Teile der Berghänge in eine Zone, in der Tiere, Obst, Gemüse und alles andere überreich gediehen.
    Eines Tages erschien Nullum, der Prophet des Lichtboten. Im Lauf von siebenmal sieben Jahren, also in vier Heptaden, ließ er das riesige Loch im höchsten Zentrum des entstandenen Berges mit gewaltigen Bauwerken füllen. Mächtige Grundrisse entstanden, riesige Rampen, Mauern und Plattformen, aus denen Gebäude hervorwuchsen. In den vielen Jahren schuf der rastlose Fleiß der Auserwählten, die den Berg betreten und dort arbeiten durften, eine Vielzahl von hochragenden Bauwerken. Ihnen allen war eigen, daß sie groß waren und wuchtig.
    Die riesige Wolke, die wie ein Kranz aus Nebel, Dampf und Rauch seit dem verheerenden Ausbruch um die Spitze des Feuerberges mit dem Krater lag, wich seit diesen Tagen
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