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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts
Autoren: Hans Kneifel
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der flackernden Helligkeit und setzte sich auf einen schwarzen Steinbrocken. Er betrachtete schweigend die einzelnen Personen, die sich auf dem beschwerlichen Weg zum HÖCHSTEN befanden. Daß das HÖCHSTE mit der Spitze des Berges identisch war, wußten sie inzwischen alle.
    Er hörte das harte Schlagen einer Bogensehne, das Heulen eines Pfeiles und ein ersterbendes Schreien. Augenblicke später kam Eird in den Lichtschein zurück und begann, ein kleines, schweineartiges Beutetier auszuweiden.
    Die Hänge des Berges waren dicht bewaldet. Schmale Pfade führten in Windungen aufwärts. Die Nacht wurde nicht allein vom Feuer erhellt, denn die riesige Wolke hoch über den Köpfen der Wanderer leuchtete von innen heraus.
    Schon weit draußen auf See und erst recht im Wirrwarr der Kanäle hatten sie dieses Symbol der Kraft gesehen, der Kraft der Lichtwelt und der des Lichtboten.
    Dani brachte Luxon einen Becher, der Wein mit Wasser gemischt enthielt.
    »Danke. Wieviele Tage brauchen wir noch?« fragte er und deutete auf die Wolke.
    »Zehn Tage, denke ich«, sagte die Duine.
    »Nicht länger?« zweifelte Luxon. »Wir sind in Quarons Herrschaftsbereich, nicht wahr?«
    »Ja. Seit wir diesen steinernen Kopf erreicht haben«, bestätigte die Duine leise.
    »Wir haben also ungefähr zwei Drittel des Weges hinter uns«, brummte Luxon. Er war müde, alle Muskeln schmerzten von der Anstrengung des Aufstiegs. Er leerte den Becher, ließ sich nachschenken und holte sich dann einen brennenden Ast vom Feuer.
    »Komm mit!« sagte er zu Kukuar. »Vielleicht brauche ich deine magischen Kräfte.«
    Wortlos folgte der Hexer von Quin. Sie gingen vorsichtig den Pfad entlang, zwischen Büschen, Bäumen und den seltsamen Formen der Steine bis zu dem offenen Maul in dem Steinblock. Kukuar blieb stehen und hielt Luxon am Arm fest.
    »Bis zum heutigen Tag hat es Quaron nicht gewagt, offen gegen uns vorzugehen. Aber ab jetzt wird jeder Schritt neue Gefahren bergen«, sagte Kukuar. »Sieh! Dort!«
    Sie umrundeten eine Felszunge, die wie erstarrtes Wachs oder hartgewordener schwarzer Schlamm aussah. Als sie hinter dem knorrigen Stamm des Baumes, der aus dem Gesteinswall hervorwuchs, hervorkamen, sahen sie geradeaus in den Schlund hinein.
    Tief im Innern des Maules wetterleuchtete es. Dort zuckte rotes Feuer. Zwischen den Zähnen kam ein dünner Nebel hervor, der sich außerhalb des Rachens zusammenballte.
    »Kannst du mir das erklären?« fragte Luxon und drang zu den Barrieren der hängenden Felsen vor. Der Ast brannte unregelmäßig, aber als die Flämmchen mit dem Nebel in Verbindung kamen, zischten sie auf und rissen die Umgebung aus dem vagen Dunkel.
    »Der Berg des Lichts ist voller Geheimnisse!« sagte Kukuar lakonisch. Aber er folgte dem Shallad.
    Irgendwo lauerten Hexer und Duinen und auch ausgesuchte Krieger der Zaketer, und sie würden sehen, wie sich der Berg gegen die Fremden wehrte. Luxon schwenkte die simple Fackel und hörte das Knistern und Fauchen der Flammen. Der Nebel, der aus den Tiefen des Schlundes hervordrang, griff nach Luxon, hüllte seine Füße ein, bildete um die Fackel eine riesige, brennende Kugel und wallte hin und her. Schritt um Schritt gingen Kukuar und Luxon näher, kletterten über die scharfkantigen Zähne und befanden sich in einer kleinen, schwarzen Höhle, deren Durchmesser vier Mannsgrößen nicht überschritt. Zugleich mit dem Nebel und den flackernden Leuchterscheinungen kam aus den tiefen Spalten ein leises Grollen.
    »Quaron!« sagte Kukuar und legte eine Hand an sein Ohr.
    Aus dem Grollen wurde ein Murmeln. Die Farbe des Nebels wechselte in tiefes Purpur. Die Fackel stieß brodelnde Rauchwolken aus.
    »Luxon!« Eine knarrende, tiefe Stimme ertönte. »Ihr seid eingedrungen in meinen Herrschaftsbereich.«
    Sie warteten schweigend.
    »Ihr werdet das HÖCHSTE nicht erreichen!«
    »Wenn du dafür sorgst, du Räuber der Flamme«, schrie Luxon zurück und machte ein Dutzend Schritte tiefer in den Schacht hinein, »dann stirbt der andere Hexer noch heute nacht!«
    Ein tiefes Donnern war die Antwort. Ein Windstoß wehte aus dem Rachen des Berges. Die Steine bewegten sich knirschend, während die Stimme rief:
    »Rühre Aiquos nicht an! Niemals werdet ihr die Neue Flamme in eure gierigen Räuberhände bekommen! Der letzte Teil eures Weges wird eine Kette von Martern sein!«
    Ein häßliches Gurgeln ertönte. Dann wurde der Nebel dichter, verhüllte selbst das Flackern im Hintergrund der Höhle und legte sich
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