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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet
Autoren: Jack Vance
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Boote und nahmen einen Kurs, der parallel zu dem der Flottille verlief. Sie hielten allerdings einen Sicherheitsabstand von zweihundert Metern ein.
    Weiter und weiter fuhr die Flotte an den Plattformen vorbei: Thrasneck, Bickle, Grünlicht und dann schließlich Fee, Quatrefoil, schließlich Apprise.
    Im Wasser vor der Lagune wälzte sich träge König Krakon herum. Er war so groß geworden, daß die gesamte Flotte neben ihm wie ein Kinderspielzeug wirkte.
    Als er die Schiffe bemerkte, schwang er sich herum und wirbelte mit seinen monströsen Schaufeln das Wasser des Ozeans auf. Seine von einem leuchtenden Film bedeckten Augen bewegten sich ununterbrochen und ließen die schwarze Substanz, die die Schiffshüllen, Helme und Brustpanzer der Männer bedeckte, nicht aus seinem Blickfeld verschwinden. Er schien sich plötzlich bewußt zu werden, daß das, was da auf ihn zukam, mit Krakonhaut beschichtet war, denn er stieß ein erzürntes Schnaufen aus, paddelte mit seinen Schaufeln und brachte das ihn umgebende Wasser in starke Bewegung.
    Die Barke näherte sich König Krakon von der Seite. Die Planen, welche die beiden Plattformen bedeckten, wurden abgenommen und offenbarten zwei massive, armbrustähnliche Mechanismen aus Hartholz und Krakonchitin. Die den Pfeil haltende Schnur bestand ebenfalls aus in Streifen geschnittener Krakonhaut. Zwei Arbeitsgruppen begannen nun mit Hilfe einer Winde die riesigen Armbrüste zu spannen und legten eiserne Harpunen aus menschlichem Blut in die Abschußkanäle, während die anderen viertausend Eisen- und Kupferplatten in die Glasbehälter tauchten.
    König Krakon roch die drohende Gefahr. Aus welchem Grund konnten die Menschen plötzlich so mutig sein? Er schwang seine Schaufeln und setzte sich in Bewegung. Er kam bis auf dreißig Meter heran. Dann tauchte er unter. Seine Schaufeln wühlten das Wasser auf. Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen und schnappenden Kiefern durchbrach er den Wasserspiegel.
    Die Männer an den Armbrüsten waren weiß wie Meeresschaum, und ihre Finger zuckten. Sklar Hast wandte sich zu ihnen um, um den Feuerbefehl zu erteilen, aber seine Stimme brachte nur ein heiseres Krächzen hervor. Das, was ein lauter Befehl sein sollte, war nichts als ein erschrecktes Gestammel. Dennoch wurde sein Kommando nicht überhört. Die linke Armbrust wurde aktiviert; die Harpune, angebunden an ein schwarzes Seil, krachte gegen König Krakons Turmaufbau und bohrte sich hinein. König Krakon zischte.
    Dann schritt auch das zweite Team zur Aktion. Auch die andere Harpune erreichte ihr Ziel. Sklar Hast eilte zu den Ruderern hinab und schrie: »Verbinden!« Die Männer verbanden Kupfer mit Kupfer. Von den zweihundertzehn Voltzellen, von denen jede mit zehn dünnen Kathoden und zehn gleichartigen Anoden verbunden war, jagte eine Serie von siebzig Stromschlägen durch die mit Krakonhaut überzogenen und mit den Harpunen verbundenen Kabeln in König Krakons Turmaufbau hinein. König Krakon wurde steif. Seine Schaufeln standen rechtwinklig vom Körper ab. Sklar Hast lachte; die ganze aufgestaute Nervosität entlud sich in einer einzigen Explosion. »König Krakon war kaum schwieriger zu erledigen als seine kleineren Vettern.«
    »Das habe ich nie bezweifelt«, sagte Roger Kelso.
    Zusammen mit zwanzig weiteren Männern sprangen sie ins Wasser, näherten sich König Krakon und kletterten auf seinen im Wasser treibenden Körper. Mit Hämmern und Meißeln bearbeiteten sie die Haut seines Turmaufbaus.
    Auf Apprise hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Ein Mann, der ununterbrochen hin und her rannte, entpuppte sich als Barquan Blasdel. Er sprang in eines der bereitstehenden Boote und führte seine Leibwächter, dabei laute Befehle brüllend, gegen die Flotte der Abtrünnigen. Brandpfeile zischten durch die Luft; sieben Boote gingen in Flammen auf, und die Leibwächter sprangen ins Wasser. Die anderen suchten das Weite. Obwohl Blasdel mit sich überschlagender Stimme immer neue Angriffsbefehle ausstieß, schien niemand bereit zu sein, ihm noch zu folgen.
    König Krakon trieb steif und bewegungslos in der See. Seine Augen waren weit geöffnet, seine Fühler ausgestreckt. Sein Turm, der einen Umfang von zehn Metern besaß, wurde von zweiundzwanzig Männern mit Hämmern und Meißeln bearbeitet, bis die Fuge schließlich rundum lief. Man legte Haken an und zog sie zurück. Mit einem knirschenden Ton gab die Turmhaut nach. Als sie zur Seite fiel, riß sie eine der Harpunen mit heraus.
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