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Der Auftrag meines Lebens! Band 3

Der Auftrag meines Lebens! Band 3

Titel: Der Auftrag meines Lebens! Band 3
Autoren: Nik S. Martin
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strömten die Düfte in meine Nase. Ich glaubte nicht, dass ich Backwaren jemals so intensiv wahrgenommen hatte. In dem kleinen Café hatte es nicht mal ansatzweise so gerochen …
    Meine Riechzellen wurden von den unzähligen Verlockungen angesprochen. Eigentlich war ich nie ein Freund von Kuchen und Torten, doch an diesem Morgen stach mir die Bienenstichtorte mit den kandierten Mandelplättchen und der üppigen Cremefüllung so in die Nase, dass ich sie schon fast schmecken konnte. Folglich musste ich unbedingt ein Stück haben. Passend dazu eine Tasse Kaffee – nicht gerade das klassische Frühstück. Aber spielte das eine Rolle?
    Wir stellten uns an einen der Tische – Maurice hatte sich ein belegtes Käsebrötchen geben lassen – und aßen schweigend. Kundschaft kam und ging und kaum jemand schenkte uns große Aufmerksamkeit, was mich sehr wunderte. Normalerweise zog Maurice die Blicke auf sich. Nicht nur sein Aussehen, auch seine Ausstrahlung wirkten wie ein Magnet.
    Ehe ich ihn fragen konnte, erklärte er das Phänomen von sich aus.
    „Ich will nicht, dass wir zu auffällig wirken und habe daher eine Art Barriere gebildet. Sie sehen uns, aber es scheint ihnen, als wären wir das Uninteressanteste auf der Welt.“
    „Und wozu das Ganze?“
    „Du hast mir eine Frage gestellt und ich denke, ich sollte sie dir beantworten.“
    Ich schob mir das letzte Stück der exzellenten Torte in den Mund und summte einen auffordernden Laut.
    „Ich werde den Moment, als ich meine Seele verlor, nie vergessen. In meinen Armen lag ein kalkweißer junger Mann, dessen Leben ich nur Sekunden zuvor genommen hatte. Ein Sog entstand in mir und augenblicklich erfüllte mich eine Kälte, die mir jedes Haar zu Berge stehen ließ. Ich spürte ein Reißen, als ob man mich in zwei Teile spalten würde, und schrie auf. Der junge Mann fiel zu Boden und ich auf die Knie. Der Schmerz in mir war unerträglich und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Was blieb, war ein verstörendes Gefühl. Ich finde nicht die Worte dafür, die es beschreiben könnten. Was ich allerdings sofort bemerkte, war die Tatsache, dass ich mich aller Empfindungen beraubt fühlte. Nur ein Nachhall dessen, was ich fühlen müsste, war noch da. Und da verstand ich, was geschehen war. Jeder Vampir kennt die warnenden Geschichten, dass man seine Seele verliert, wenn man zu oft das Leben nimmt und sich nicht im Griff hat. Ich hielt es bis zu diesem Moment für eine Erfindung“, erklärte er. Auf mich wirkten seine Ausführungen, als wäre er ein Reporter, der das Schicksal eines anderen beleuchtet.
    „Ist das so geblieben? Ich meine, dass du keine Empfindungen hast?“, fragte ich nach. Ein ungutes Gefühl entstand in mir – wenn er keine Emotionen besaß, was sollte ihm dann an mir liegen?
    „Ja. Es ist, als würde von allen Empfindungen nur noch ein Schatten existieren. Ich erinnere mich an alle – Wut, Angst, Hass, Liebe, Begehren, Mitleid, Neid, Ehrfurcht, Demut, Stolz, Scham … Was in seiner Intensität blieb, war das Verlangen. Verlangen nach Blut und die daraus resultierende sexuelle Lust.“
    „Das heißt, im Grunde ist dir bis auf das letztgenannte alles egal?“, schlussfolgerte ich zögerlich.
    „Nein, das stimmt so nicht. Ich klammere mich an den Nachhall all dessen, was ich verlor. Ich bemühe mich, will nicht, dass mich der Verlust zu einem Wesen ohne Gewissen macht. Ich trage meine Schuld und sie erinnert mich stetig daran, was ich falsch gemacht habe. Eine Mahnung, wenn du so willst.“
    Ich nickte verstehend. Es musste schwer sein, tagtäglich an all seine Sünden erinnert zu werden …
    „Ich weiß noch, was Hoffnung ist. Und das Bisschen, was davon noch als Schatten in mir steckt, klammert sich an jede noch so vage Chance, dass all das eines Tages ein Ende hat. Dass ich meine Seele wiederbekomme.“
    „Bevor der Sammler dich erwischt …“, ergänzte ich.
    „Ja. Es wäre wie eine zweite Chance zu bekommen, alles besser zu machen. Die Fähigkeiten nicht egoistisch sondern für eine bessere Welt einzusetzen.“
    Ich zog die Brauen nach oben. „Willst du einen auf Superman machen, wenn du deine Seele wieder hast?“
    „Der Vergleich ist witzig – aber ja, so in etwa. Auch wenn es mit den Comicgeschichten gar nichts gemein hätte. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was die Besonderheiten unserer Art bewirken könnten. Es ist auf Dauer nicht befriedigend, alle Kraft nur für das eigene Wohl zu gebrauchen.“
    „Da stimme ich
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