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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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Du kennst das doch.«
    »Kann man wohl sagen.« Mullins lachte noch mal, ein erdiges, starkes Lachen. »Dein Leben ist echt interessant, Jonesy. Voll verkorkst vielleicht, aber interessant. Ich besorge dir einen Pass und einen Führerschein. Dafür mache ich gleich noch ein paar Fotos. Ich würde dich eigentlich bitten, dich hübsch zu machen, aber das hast du ja schon getan. Wie geht’s deiner Schulter?«
    »Wird schon, aber es dauert noch, bis ich wieder richtig fit bin«, gestand er und bewegte die Finger der linken Hand. Cass fühlte sich irgendwie komisch, als hätte die Dankbarkeit, die er Artie schuldete, ihre Beziehung verändert. Doch er schluckte seinen Stolz hinunter und sagte: »Danke für alles, was du für mich getan hast, Artie. Ich werde es dir zurückzahlen. Wenn ich aus der Sache raus bin.«
    »Keine Ursache – und genau genommen habe
ich
gar nichts getan. Ich habe vielleicht ein paar Jungs auf sie angesetzt, hab mich aber selbst hübsch im Hintergrund gehalten. Besser für alle, meinst du nicht auch?«
    Cass konnte sich nicht erinnern, was geschehen war, nachdem er verletzt in das Auto mit dem Landstreicher und der Frau gefallen, und bevor er in einem Notlager in der Wohnung vor dieser hier aufgewacht war. In Gesprächen mit Mac hatte er herausgefunden, dass Artie von dem Interesse des Pärchens an Cass Jones nicht sonderlich beeindruckt gewesen war. Er hatte ihnen ein Auto besorgt, das schon, aber er hatte auch veranlasst, dass zwei weitere ihm folgten. Niemand kannte sich auf den Straßen von London besser aus als Artie Mullins’ Männer und kurz darauf hatten sie in einer Gegend mit wenigen Überwachungskameras das Auto gestoppt, den Fremden ihre Pistolen ins Gesicht gehalten und Cass mitgenommen. Anscheinend wusste keiner – nicht einmal Artie – genau, was aus dem alten Geiger und der schönen Frau geworden war. Die Polizei hatte sie nicht gefunden – nur das leere Auto.
    »Aber warum hast du das gemacht?« Die Frage trieb Cass um, seit er nach der Schmerzmittel-Auszeit wieder klar denken konnte.
    »Weiß ich auch nicht so recht«, schniefte Artie Mullins. »Nennen wir es Instinkt. Irgendwas stimmte mit denen nicht. Wenn sie dich suchten, wieso dann über mich? Warum haben sie dich nicht einfach angerufen, um dich aus Paddington rauszuholen, bevor sie dich abschleppten?« Er zeigte mit seinem dicken Finger auf Cass. »Weil du nicht einfach mitgegangen wärst, deshalb. Und wenn du ihnen nicht über den Weg traust, wieso sollte ich das tun?« Er grinste. »Also habe ich ihnen den schweren Teil überlassen und den Rest selbst gemacht. Ich dachte, wenn sie wirklich deine Freunde wären, könntest du sie immer noch suchen, wenn du wieder auf den Beinen wärst.« Er sah Cass direkt an. »Und, sind sie deine Freunde?«
    »Nein«, antwortete Cass. »Na ja, vielleicht schon. Aber du hattest recht, ich habe ihnen nicht getraut. Ich denke, sie verfolgen einen eigenen Plan.« Der Frau ging es in erster Linie um seinen Neffen Luke, der direkt nach der Geburt verschleppt worden war; jedenfalls hatte sie das am Telefon gesagt. Cass sollte sie nur zu ihm bringen. Warum war sein lange vermisster Neffe so wichtig für all diese Leute? Die Frau und der Landstreicher standen in Verbindung mit dem Netzwerk, daran war nicht zu rütteln. Vielleicht hingen sie nicht so drin wie Mr Bright, trotzdem hatten sie etwas damit zu tun.
    »Aber warum hast du das für mich getan?«, fragte er weiter. »Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Du schuldest mir nichts in dieser Größenordnung.«
    »Aber so läuft das nicht, oder, Jonesy?« Der alte Mann lehnte sich zurück. »Manchmal muss man eben Partei ergreifen. Und im Augenblick ist die ganze Welt gegen dich. Du hast keine Chance. Was die Bullen angeht, sitzt du so tief in der Scheiße, dass ich im Vergleich wie eine Säule der Gesellschaft dastehe.« Er steckte sich eine Zigarette an und hielt Cass die Packung hin. »Und das ist noch nicht alles, mein Sohn.« Er reichte ihm das Feuerzeug. »Ich glaube nicht, dass du diese Männer getötet hast. Irgendwer verarscht dich und ich finde es einfach nicht fair, dass dieser Jemand alle guten Karten auf der Hand hat.«
    »Dafür bist du aber ein hohes Risiko eingegangen.«
    »Die Bullen haben es bei mir versucht – klar, Mann, schließlich habe ich dich geschmiert. Aber was sollten sie sagen? Ich bin schließlich nicht im Auto mit dir abgehauen, während du die Rückbank vollgeblutet hast. Das wussten sie
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