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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Autoren: John Lescroart
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habe mir den Fall schon angeschaut. Aber da Sie die Staatsanwältin vor Ort waren, dachte ich mir, Sie könnten meine Kenntnisse auf Vordermann bringen, damit ich mich nicht durch die gesammelten Verhörprotokolle kämpfen muss.«
    Jenkins, die innerlich kochte, ließ erneut Dampf ab: »Haben Sie denn gesehen, mit welcher Begründung diese Schwachmaten ihn rausgelassen haben? Die Familie des Opfers trug Buttons, und deshalb seien – Zitat – Verfahrensfehler unterlaufen, die den Verlauf des Prozesses beeinflussten – Zitatende. Haben Sie schon mal derartigen Scheiß gehört? Selbst für die Neunte Kammer ist das ein neuer Gipfel der Idiotie.«
    Farrell ließ sie gewähren.
    Und sie legte nach: »Ich hoffe, dass einer der Richter eine Tochter hat, die Ro aufreißt und … Nein, natürlich hoffe ich das nicht. Aber Jesus Christus – der Bursche muss im Knast bleiben. Was haben Sie den Curtlees denn erzählt?«
    »Nichts, wirklich. Ich wollte erst Ihre Meinung einholen.«
    »Meine Meinung.« Sie lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. »Lassen Sie ihn nicht raus. Nehmen Sie das Verfahren wieder auf, so schnell Sie können. Da kann es kein Vertun geben, Wes. Der Bursche hat mindestens acht Frauen vergewaltigt, drei zusammengeschlagen und eine schließlich umgebracht.«
    »Acht?«
    »Mindestens acht, Wes. Alles Hausmädchen, die aus Guatemala oder El Salvador geholt und dort von der Firma handverlesen worden waren, die das gesamte Personal der Curtlees unter die Lupe nimmt. Alle hatten ein Arbeitsvisum und alle wollten ursprünglich aussagen, doch dann stiegen sechs wieder aus, weil man jede mit 100 000 Dollar pro Kopf zum Schweigen gebracht hat.«
    »Wissen Sie das ganz sicher?«
    »Hundertprozentig. Sie machten auch keinen Hehl daraus. In unserem wundervollen Bundesstaat kann man ein Vergewaltigungsopfer nun mal nicht dazu zwingen, gegen seinen Willen eine Aussage zu machen. Die Frau kann sich weigern, in den Zeugenstand zu treten. Und all diese Frauen zogen es vor, die 100 000 Dollar zu nehmen. Wir konnten nichts dagegen tun.«
    »Und all diese Frauen gaben zu Protokoll, von Ro vergewaltigt worden zu sein?«
    Jenkins presste die Lippen zusammen. »Diese Frauen wurden alle von Ro vergewaltigt, Wes.«
    »Daran zweifle ich ja nicht.« Farrell bemühte sich um einen sachlichen Ton. »Aber meine Frage war, ob diese Frauen die Vergewaltigungen auch zu Protokoll gegeben haben.«
    Keine Antwort.
    »Amanda?«
    Ihre Augen blitzten. »Sie hatten Todesangst vor Ro, Wes. Und Angst vor den Curtlees, die ihr Leben komplett in der Hand hatten. Und obendrein gingen sie davon aus, dass niemand ihnen glauben würde.«
    »Ich interpretiere das also als ein ›Nein‹. Niemand hat Aussagen gemacht. Richtig?«
    Jenkins blickte durch Farrell hindurch, ihr Gesicht wie versteinert. »Ich hatte gehofft, es würde kein Gespräch dieser Art werden.«
    »Welcher Art?«
    »Über die Verharmlosung von Gewaltverbrechen, weil sie nicht in das politische Klima passen.«
    Der Vorwurf machte Farrell sprachlos. Er schüttelte den Kopf. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, holte er zur Replik aus. »Ich versuche also nur zu klären, ob die Frauen die Vergewaltigung zu Protokoll gegeben haben – und schon bin ich der Erzfeind?«
    »Ich habe mit diesen Frauen gesprochen, Wes. Ich kenne sie. Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass sie vergewaltigt wurden.«
    »Okay«, sagte Farrell. »Prima. Darauf können wir uns verständigen.«
    »Vielleicht sollten wir uns auch darauf verständigen – wo wir gerade schon so ehrlich sind –, dass sich die Curt lees im Wahlkampf als ziemlich große Fans von Ihnen erwiesen haben, und Sie sich im Gegenzug nun vielleicht zu etwas … Entgegenkommen verpflichtet fühlen.«
    »Das ist doch einfach nicht wahr, Amanda. Ich habe den Curtlees keinerlei Versprechungen gemacht. Meines Wissens steht Ro unter Hausarrest und sollte es auch bleiben, bis der neue Prozess beginnt. Ich habe definitiv nicht die Absicht, ihn laufen zu lassen. Das ist die Wahrheit, Amanda. Und egal, was Sie glauben: Ich kusche nicht vor den Curtlees, ich kusche vor niemandem! Außer ab und zu vor Sam.« Er atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Es hatte ihn aus dem Gleichgewicht geworfen, dass ihr Gespräch diese Wendung genommen hatte – und das ohne jede Vorwarnung. »Das ist nicht die Art und Weise, wie ich arbeite, okay? Ich spiele grundsätzlich mit offenen Karten.«
    Sie machte eine lange Pause und schürzte die Lippen. »Die
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