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Der amerikanische Patient

Der amerikanische Patient

Titel: Der amerikanische Patient
Autoren: Braml Josef
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Ethanol-, Bioethanol- oder Methanol-Benzin-Gemischen betrieben werden können.
    Das findet nicht überall Zustimmung. So kann es nicht im Interesse der Nahrungsmittelindustrie sein, dass die erhöhte Nachfrage nach Mais und Zucker die Preise für Lebensmittel in die Höhe treibt. Auch Menschenrechtsorganisationen warnen vor den Folgen, und einige Umweltorganisationen weisen darauf hin, dass die Energie- und Umweltbilanz des aus Mais gewonnenen Ethanols schlechter ausfällt, wenn man Faktoren wie den Energieverbrauch für Düngemittel und die Boden- und Luftbelastung mit ins Kalkül zieht. Bessere Ergebnisse sind dagegen von der Ethanolgewinnung aus Zellulose zu erwarten.
    Langfristig müsste die amerikanische Agrarindustrie, die umweltpolitische Maßnahmen bisher immer blockiert hat, über kommerzielle Anreize weiter darin bestärkt werden, auf erneuerbare Energien zu setzen. Brasilien könnte dabei als Vorbild dienen, wo die Lebensgrundlage der Landwirte gesichert und der wichtige Transportsektor durch die Ethanol- und Biodieselproduktion vom Öl weitgehend unabhängig wurde.
    In der Verknappung der Ressourcen liegen auch Chancen für andere Wirtschaftszweige. So könnten amerikanische Unternehmer, die in der Vergangenheit schon Innovationskraft bewiesen haben, sich durch die steigenden Energiepreise veranlasst sehen, nach alternativen Energieträgern zu suchen, neue Technologien zu entwickeln und die Energieeffizienz zu verbessern. Zum Wandel könnte nicht
zuletzt das gewachsene öffentliche Bewusstsein für die von fossilen Energien verursachten wirtschaftlichen Kosten, Umweltschäden, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken beitragen.
    Staatliche Innovationsförderung
    Der Wandel der öffentlichen Meinung sollte politische »Pionierunternehmer« bestärken, endlich einen Kurswechsel zu vollziehen. Unternehmerisch denkende Politiker könnten, wie schon vor vier Jahren, auch im Präsidentschaftswahlkampf 2012 mit dem Thema umweltverträgliche Energien punkten und die politische Agenda in diesem Sinne beeinflussen.
    Im Wahlkampf 2008 hat der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama bereits auf die Verantwortung Amerikas bei der notwendigen Reduzierung von CO 2 -Emissionen hingewiesen und seinen Landsleuten das immense wirtschaftliche Potenzial vor Augen geführt, das mit einem Energiewandel verbunden ist. Demnach entsteht bis 2050 eine globale jährliche Nachfrage nach Energieträgern mit geringen fossilen Anteilen im Wert von 500 Milliarden Dollar. In Anspielung auf das von John F. Kennedy 1960 verkündete Regierungsprogramm der New Frontier und den amerikanischen Pioniergeist der Gründerzeit prophezeite Obama, dass sich amerikanischen Unternehmern und Arbeitern grenzenlose Möglichkeiten bieten würden, diese Nachfrage zu bedienen. 7
    Auch der ehemaliger Gouverneur von Massachusetts und Präsidentschaftsbewerber im republikanischen Lager, Mitt Romney, verwies auf die historischen Leistungen Amerikas, um die neue Herausforderung zu verdeutlichen: »Wir müssen eine kühne, tief greifende Forschungsinitiative anstoßen – eine Energierevolution –, die das Äquivalent unserer Generation zum Manhattan-Projekt [die Deckbezeichnung für das Projekt zur Entwicklung einer Atombombe während des Zweiten Weltkrieges] oder der Mondlandung wird.« Amerikas Mission sei es, neue wirtschaftliche und saubere Energiequellen
zu schaffen und Methoden zur umweltverträglichen Nutzung der Ressourcen zu entwickeln. 8
    Es bleibt zu hoffen, dass Obama und Romney sich an das erinnern, was sie vor vier Jahren gesagt haben, und dies bekräftigen, obwohl ein anderer Kandidat, der republikanische Kontrahent Rick Perry, dessen Wahl zum Gouverneur von Texas von der Erdölindustrie finanziert wurde, die Lage ganz anders beurteilt. Aus der Abhängigkeit von importiertem Öl müssten die USA sich befreien, indem sie auch im Nationalen Arktischen Naturschutzgebiet und vor den Küsten nach Öl bohren, 9 Pläne, die bereits George W. Bush in die Tat umsetzen wollte. Perry hält den von der Verbrennung fossiler Kraftstoffe mit verursachten globalen Klimawandel für ein Hirngespinst, eine Erfindung von Wissenschaftlern. Er will jegliche staatliche Regulierung aufheben und vor allem die Befugnisse der staatlichen Umweltschutzbehörde einschränken, damit diese nicht weiterhin Arbeitsplätze zerstöre.
    Auch Rick Santorum befürwortet »Marktlösungen« und verurteilt staatliche Regulierungen. Der republikanische, religiös-konservative
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