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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg
Autoren: Michael Hochgeschwender
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insbesondere im Bereich der Baumwollproduktion, aber dessen ungeachtet unterschied sich das Bild der Bauernhöfe, Weiler und Dörfer kaum von dem des späten Mittelalters oder der frühen Neuzeit. Bereits dreißig oder vierzig Jahre später hingegen, um 1830, war schon vieles anders geworden. Binnen einer Generation hatten sich die USA massiv und radikal verändert. Die Grundlage für diesen abrupten und radikalen Wandel hatten unter anderem Politiker wie Alexander Hamilton und Henry Clay gelegt, deren Vision eines kontinental integrierten
American System
gleichermaßen infrastrukturelle wie kommunikative, technologische und operative Maßnahmen umfaßte. Gerade Clay, einer der führenden Politiker der Ära vor dem Bürgerkrieg und vielleicht der bedeutendste amerikanische Politiker, der nie Präsident geworden ist, dachte schon frühzeitig konsequent in den Kategorien eines liberalen Nationalismus. In seinen Augen sollte eine zentrale
Bank of the United States
die finanzpolitischen Voraussetzungen für ein nationales Straßen- und Kanalbauprogramm schaffen, das wiederum dazu beitragen würde, die für die Durchsetzung des Marktkapitalismus notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Tatsächlich wurde einiges von diesen weitgefaßten Plänen bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gegen heftige Widerstände lokaler und regionaler Politiker durchgesetzt, die an der überkommenen Form der
face to face society
mit ihrer Betonung von unmittelbaren Produzenten-Konsumentenbeziehungen anstelle des abstrakten Marktes festhalten wollten.Vor allem der Bau des 1825 fertiggestellten Erie-Kanals im Staate New York sowie erste zwischenstaatliche Straßenprojekte deuteten an, wohin eine künftige Verdichtung der Infrastruktur die Union noch führen könnte. Ab den 1840er Jahren kam der Eisenbahnbau als entscheidender Stimulus für die weitere wirtschaftliche Entwicklung hinzu. Er begünstigte den Transport von Erzen und Kohle, aber vor allem verlangte er gebieterisch nach Ingenieurskenntnissen, einer ausgefeilten Technik, um Eisen und Stahl zu verhütten und zu verarbeiten, sowie nach einem umfangreichen und leistungsfähigen holzverarbeitenden Gewerbe.
    Der von Hamilton und Clay initiierte und gewünschte Wandel wurde obendrein durch neue Technologien, nicht zuletzt im Bereich der Kommunikation, wesentlich begünstigt. Allem voran waren es die Erfindung des Telegraphen sowie des Morse-Alphabets in den 1830er Jahren, welche die Kommunikation auf kontinentaler wie interkontinentaler Ebene mittelfristig verdichteten und damit revolutionierten. Für die Union bedeutete dies, daß erstmals in ihrer noch kurzen Geschichte politische und andere Nachrichten in Sekundenschnelle von einem Teil des Landes in einen anderen übertragen werden konnten. Man erfuhr die Dinge nicht nur schneller, es kamen überdies mehr Nachrichten an. Auf diese Weise veränderten sich die wechselseitigen Wahrnehmungen innerhalb der Union. Hatten sich einst Menschen aus Georgia, Indiana und Massachusetts bestenfalls oberflächlich füreinander interessiert, rückten nun ihre jeweiligen politischen Interessen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Man wurde sich dementsprechend nicht allein der Ähnlichkeiten, sondern vielmehr der Unterschiede innerhalb der Union bewußt. Dieser Prozeß wurde durch die Veränderungen in der Presselandschaft noch intensiviert. Die USA hatten bereits im 18. Jahrhundert weltweit zu den Staaten mit der höchsten Alphabetisierungsquote in der Bevölkerung gezählt, Relikt einer protestantischen Gründertradition, für die das Lesen der Bibel im Zentrum ihres Glaubens gestanden hatte. Um 1830 konnten über 90 Prozent der Amerikaner in den Nordstaaten und immerhin rund 75 Prozent der weißen Bevölkerungdes Südens lesen und schreiben, beste Ausgangsbedingungen für ein lebendiges Zeitungswesen. Mit der Schulreformbewegung der 1830er Jahre vergrößerte sich diese Zahl im Norden sogar noch einmal. Dank der Telegraphie und der Erfindung der Rotationspresse kam dann zusätzlicher Schwung in die Informationslandschaft der frühen Republik, was wiederum die im Vergleich zu Westeuropa ausgesprochen rasch einsetzende Fundamentalpolitisierung der weißen männlichen, teilweise aber auch weiblichen Bevölkerung beförderte. Nachrichten waren jedoch über das Feld der Politik hinaus für die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere die Anfänge des Börsenwesens und damit des Kapitalmarktes
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