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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne
Autoren: Greg Bear
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früher durchgemacht. Er benutzte Manöver, die auch bei anderen Szenarien nützlich waren und eine gute allgemeine Übung bildeten.
    »Laßt uns anfangen! Vier Trainingsstunden heute, dreifach komprimiert.«
    Die Kinder stöhnten. Das bedeutete eine Verkürzung der Drillzeit um zwei Drittel. Es war sehr anstrengend. Sie würden dadurch aber auch früher fertig sein; und Martin mußte seinen Zehntagesbericht für die Mütter vor der allgemeinen Essenszeit fertigstellen.
    Das Waffendepot war eine breite Blase auf der Backbordseite der dritten Heimkugel. Martin führte seine Gruppe zu dem großen Schott, welches das Depot vom Rest der Heimkugel trennte. Er glitt zu einer glatten gebogenen unmarkierten Wand. Diese öffnete sich zu einem Kreis und stieß mit seufzendem Geräusch einen Schwall kühlerer Luft aus. Stephanie lächelte Martin zu und reckte großmütig einen Arm. »Du zuerst, Boss«, sagte sie. Martin klettere in den dahinterliegenden Hohlraum.
    Hier waren alle von Piloten bedienten Waffen gehortet, sowie alles kleinere ferngelenkte und sonstiges mobiles Gerät. Martin blickte ins Innere. Bei Gewichtslosigkeit bedeutete ›aufwärts‹ ein Zeichen nach vorn oder in allen Richtungen von einer Tür weg. ›Abwärts‹ gab die Richtung zu einer Tür oder einem Durchlaß an oder einfach nach hinten. Man begab sich in einen Raum aufwärts, aus ihm hinaus abwärts; aufwärts zum Bug oder abwärts zur dritten Heimkugel.
    In dem Gelaß waren die blaßgrauen und braunen Wände von kleineren grauen Blasen gefleckt wie Farnblätter durch Sporenkapseln. Das war ein passender Vergleich. Sie enthielten Millionen winziger Roboter -Macher und Täter –, manche so klein wie Mikroben, manche ein Meter groß, aber zumeist nicht größer als ein menschlicher Fingernagel. Macher konnten sich tief in die Oberfläche eines Mondes oder Planeten bohren und aus den dort verfügbaren Rohstoffen Massenvernichtungswaffen herstellen. Täter konnten sich in viele Teile von Maschinen einschleichen und diese lahmlegen.
    Am Ende von Masten oder in blasse Felder gesperrt hingen matte graue Rohre von drei Metern Dicke und zehn bis zwanzig Metern Länge. Graue Ovoide, Untertassen und wurstartig gepackte spitzige Zylinder von fünf bis fünfundzwanzig Metern Durchmesser waren zu zweit und zu dritt gestapelt, festgehalten von Feldern, die um Masten angeordnet waren.
    Wenn er das Gelaß betrat, hatte Martin immer das Gefühl gehabt, er wäre in einem Museum für Skulpturen, das geometrischen Abstraktionen gewidmet war oder auf einem Objektträger mit Plankton und stark vergrößerten Bakterien. Der Stil war – wenn man bei so einfachen Formen überhaupt von Stil sprechen konnte – derselbe, wie Martin ihn mit den Müttern, der Zentralen Arche und dem allgemeinen Design der Dämmerungsarche zu verbinden sich angewöhnt hatte. Auf Zweckmäßigkeit gerichtet, gedämpfte Grundfarben, alle Flächen mit leicht metallischem Aussehen.
    Martin zählte die hier gelagerten, von Menschen gelenkten Waffen. Nicht gerechnet die in den Blasen steckenden, waren es neunzig einzelne Stücke.
    »Laßt uns mit dem Studium anfangen!« sagte Stephanie und schwang sich von der mittleren der aufgereihten Waffen herunter. Sie sammelten sich bei ihren Vehikeln.
    Die Bombenschiffe und Jäger öffneten ihre Flanken mit leichtem Zischen.
    Die Kinder stießen sich kräftig in die Cockpits. Leitern verschwanden, sobald sich die Luken sanft schlossen. Martin kletterte als Letzter in seinen Jäger und spürte, wie sich das weiche Innere seiner Figur anpaßte.
    »Dieser Jäger gehört Martin Spruce«, sagte ihm die Maschine. Die Kinder kannten die Stimme der Mütter, warm und unpersönlich, während die Stimmen der Vehikel kühl und technisch waren, und die Stimme des Schiffs, die nur selten zu hören war, sanft und angenehm, fast weiblich. Martin glaubte, daß es eigentlich alle dieselben wären; aber das war eine jener Fragen, auf die man keine Antwort bekam.
    »Alle Handys auf deines gerichtet, Simulationsdrill«, sagte ihm die Stimme seines Vehikels. »Können wir den Simulationsplan aus deinem Handy holen?«
    »Ja«, sagte Martin.
    Die Simulation fing an. Die Vehikel rührten sich nicht von ihren Andockplätzen. Die Kinder wurden in die Simulation eingeflochten, und die Zeit verging.
    Sie streiften dicht über die Wolkengipfel eines riesigen Gasplaneten von dreifacher Jupitergröße, während das Schiff des Gesetzes, gehüllt in Plasmafeuer, die Atmosphäre vor ihnen
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