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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne
Autoren: Greg Bear
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großer Teil der Arbeit ihrem eigenen Wohl diente. Die Begeisterung war durch Drill und Studium abgelöst worden. Martin hatte sich immer mehr für Wartung und das Forschungsteam interessiert.
    Den Einsatz, für den sie übten, war zugleich einfach zu formulieren und andererseits fast zu umfangreich gewesen, um ihn zu verstehen. Falls und sobald sie die Zivilisation orteten, welche die Maschinen hergestellt hatte, die die Erde vernichteten – die Killer –, würden sie das Urteil sprechen und das Gesetz erfüllen. Der Kern dieses Gesetzes war für die Kinder zu Beginn des Trainings so formuliert worden: »Alle Intelligenzen, die verantwortlich sind für die oder beteiligt sind an der Herstellung sich selbst reproduzierender destruktiver Geräte, werden vernichtet werden.« Diese Botschaft war tief eingedrungen. Sie drückte in nüchternen, kalten Worten den Haß und das Verlangen aus, das sie alle empfanden. Das Gesetz wurde ausgeübt von einer Allianz von Zivilisationen, den Wohltätern, die Maschinen bauten, um die Maschinen der Killer aufzuspüren, zu blockieren und zu vernichten und ihre Hersteller dingfest zu machen.
    Das Gesetz verlangte, daß einige Überlebende der Erde an der Jagd und der Vernichtung teilnehmen sollten. Die ihr die Erde gemordet habt, hütet euch vor deren Kindern!
    Die Vernichtung einer fortgeschrittenen Zivilisation war ein kühnes Unterfangen, selbst mit den Waffen, die das Schiff des Gesetzes enthielt. Indessen war es für die Kleinen und relativ Einfachen möglich, die Großen zu vernichten, die Mächtigen und die Komplexen. Die Mütter hatten sie Taktik und allgemeine Strategie gelehrt. Wie man die Waffen benutzte und wie man direkte Konfrontationen mit überlegenen Verteidigungen vermied.
    Aber die Mütter hatten ihnen nicht alles beigebracht, das sie zu wissen verlangten. Und im Laufe der Zeit wurmte der Mangel an Vertrauen, oder wie man das auch nennen mochte, viele der Kinder.
    Martin versuchte, keine Fragen zu stellen. Er versuchte, nicht zu scharf nachzudenken, sondern sich in die Drills und das Training zu vertiefen und darauf zu konzentrieren, ein guter Boss zu sein.
    Indessen kamen die Träume und Erinnerungen an Theodore Dawn. Der war ein guter Freund von Martin gewesen, zu Anfang praktisch sein einziger Freund. Geistreich, gelehrt, hatte Theodore Stunden allein mit Martin im Gespräch verbracht. Martin hatte Theodore geholfen bei der Untersuchung von Bottichen mit irdischem Teichwasser, in denen die Kleinlebewesen, Krustentiere und Insektenlarven lebten, die von den biologischen Aufzeichnungen des Schiffs geliefert wurden.
    Aber nach zwei Jahren der Reise hatte Theodore ein Leiterfeld benutzt, um sich zu erhängen; und die Mütter hatten nicht versucht, ihn aufzuhalten. Es war seine freie Wahl gewesen.
    Die Mütter straften die Kinder nicht und erteilten keine direkten Befehle. Sie schützten die Kinder auch nicht vor sich selbst.
    Würden sie sich einmischen, wenn wir alle versuchten, uns umzubringen? Wie, wenn es unter uns zum Krieg käme?
    Drei Kinder hatten seit Beginn der Reise Selbstmord verübt.
    Einst waren sie fünfundachtzig gewesen.
    Mit Martin, nachdenklich und still, an der Spitze erschien die Gruppe im Zentrum der dritten Heimkugel. Hier war das Licht so hell wie an einem sonnigen Tag. Linien und Flecke warmer Helligkeit änderten sich in Winkeln und Leuchtkraft, während die Kinder zu den Waffenlagern vorrückten.
    Während der letzten drei Jahre hatten sie in denselben Vehikeln geübt, die sie bei einer wirklichen Konfrontation benutzen würden. Sie hatten sich noch nicht aus dem Schiff heraus begeben, um im Freien zu fliegen. Sie waren auf die Hemisphäre der Waffenlager beschränkt gewesen und hatten mit Simulationen geübt. Diese Simulationen waren überzeugend; aber die Kinder fingen an zu murren. Martin empfand ihre Frustration sehr deutlich. Wie lange müßten sie warten, bis sie wirklich fliegen könnten?
    »An die Arbeit!« befahl Martin. Die Gruppe bildete hinter ihm eine Halbkugel. »Heute kommt es darauf an.« Er richtete ihre Handys auf sich, und jedes Kind sah, was er einige Stunden zuvor geplant hatte. »Wir werden uns mit einer Offensive beschäftigen, kinetische Waffen mit passiver Zielsuche, Hinterhalt in Planetennähe. Der Planet ist ein Gasriese, und wir steuern die Dämmerungsgleiter in eine streifende Bahn, um Treibstoff zu tanken.«
    Von seinem Handy projizierte Graphiken erläuterten die Maßnahmen. Sie hatten diesen Drill schon
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