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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck
Autoren: Dorothy Gilman
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und die Leute sind schlecht unterrichtet. Trotzdem wäre es uns recht, wenn Sie fragten«, sagte Carstairs.
    »Aber gern.« Mrs. Pollifax war fertig mit dem Abschreiben und gab Shipkovs Zeilen an
    Carstairs zurück, der sich erhob.
    »Aber Sie haben Ihren Kaffee noch nicht ausgetrunken!« sagte sie.
    »Leider. In zehn Minuten holt uns ein Hubschrauber am Flughafen ab. Aber es hat mich
    wirklich gefreut, Sie einmal in Ihren eigenen vier Wänden zu sehen. Und Ihren Säulenkaktus ebenfalls«, ergänzte er lächelnd.
    »Der Kaktus und ich scheinen nur einmal jährlich zu blühen«, erwiderte sie lächelnd und stand ebenfalls auf. »Mr. Carstairs, ich werde in Bulgarien mein Bestes tun. Sie können sich auf mich verlassen.«
    Carstairs setzte zu einer Entgegnung an, verzog das Gesicht und klappte den Mund wieder zu. »Ja«, sagte er bloß. »Wir bleiben in Verbindung.«
    »Was wollten Sie sagen?« fragte Bishop bei der Abfahrt im Fahrstuhl neugierig.
    »Nichts«, erwiderte Carstairs gereizt. »Mich hat nur plötzlich glasklar die Erinnerung
    überrollt, welche Ängste ich ausstehe, wenn diese Person unterwegs ist.«
    Bishop nickte. »Sagte ich Ihnen das nicht schon vor wenigen —«
    »Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es der erhobene Finger und das ›Hab ich's Ihnen nicht gesagt‹«, herrschte Carstairs ihn an.
    »Ja, Sir«, sagte Bishop und grinste.

3
    Mrs. Pollifax traf ihre Reisevorbereitungen. Am nächsten Tag verkündete sie Freunden und Verwandten, daß sie in Kürze nach Jugoslawien und Bulgarien fliegen würde. Ihre Tochter in Arizona fiel aus allen Wolken. »Aber Mutter! Deine erste Europareise, und du fliegst nicht nach Paris oder London? Das mußt du einfach sehen!« Jane neigte dazu, anderen Leuten ihre Meinung aufzudrängen. Mrs. Pollifax machte sich auf ein langes Gespräch gefaßt.
    Ehe sie ihren Sohn Roger in Chicago anrief, wappnete sich Mrs. Pollifax ebenfalls, wenn auch aus einem anderen Grund.
    Roger war ein erstaunlich hellhöriger junger Mann.
    »Bulgarien«, sagte er aufhorchend. »Du hast merkwürdige Vorlieben, Mutter. Warum nicht
    die Schweiz, Frankreich, Schottland oder Belgien?«
    »Bulgarien«, sagte sie unerschütterlich.
    »Wir erhielten zu Weihnachten eine komische Karte von Miß Hartshorne. Sie scheint
    anzunehmen, daß du vorigen Sommer eine Woche bei uns gewesen bist und Martha sehr
    krank war.«
    Dieser Trugschluß war lange nicht so harmlos, wie er klang.
    Mrs. Pollifax verstand ihren Sohn sofort. »Wie kommt sie nur auf diese Idee?« sagte sie schwach.
    »Ja, nicht wahr?« Er lachte. »Na, was immer du auch aufführst, Mutter, ich hoffe, du
    amüsierst dich dabei.« Damit hing er munter ein.
    Mr. Osmonde erschien am Donnerstag um zehn Uhr und war ganz reizend. Mrs. Pollifax
    bewirtete ihn mit Tee und Makronen. Seine Gewissenhaftigkeit machte einen tiefen Eindruck auf sie. Er ließ es sich nicht nehmen, den Mantel, den sie zu dem Hut tragen würde, genau in Augenschein zu nehmen, abzumessen und zu fotografieren. »Damit es paßt«, sagte er.
    Gehorsam schlüpfte sie in ihren abgesteppten braunen Reisemantel. Der Hut machte ihr
    genauso große Sorgen wie ihm. Jeder seiner Modellentwürfe sah aus, als müßte er
    vornüber kippen.
    »Sie werden ein Gewicht von etwa vierhundert Gramm in diesem Hut befördern«, meinte er.
    »Verteilt, natürlich. Pillbox?
    Derby?« Er seufzte. »Sieht scheußlich aus.«
    »Was wollen Sie tun?«
    »Der Hut selbst darf fast nichts wiegen, muß aber trotzdem so schwer und kompliziert
    aussehen, daß seine Größe nicht verdächtig erscheint. Überlassen Sie die Entscheidung
    mir?«
    »Ungern«, gab sie ehrlich zu. »Aber ich muß in einer halben Stunde einem Lunch des
    Kunstvereins beiwohnen. Tun Sie also, was Sie für richtig halten.«
    Er verabschiedete sich erleichtert.
    Am nächsten Tag trafen neue Weisungen von Carstairs ein.
    Seit Mrs. Pollifax den ersten Preis für ihre Geranien gewonnen hatte, war sie sich nicht mehr so wichtig vorgekommen wie jetzt.
    »Wir wissen, wie Sie sich vor dem übertriebenen Interesse von Balkantourist schützen
    könnten«, sagte er. »Vorausgesetzt, Sie kommen mit Ihrem Wunsch durch. Es gibt einen
    Mann in Sofia, den Sie gleich bei Ihrer Ankunft als privaten Fremdenführer engagieren
    sollen.«
    Mrs. Pollifax runzelte die Stirn. »Das begreife ich nicht. Wird Balkantourist das dulden?«
    »In diesem Falle sicher«, sagte Carstairs trocken. »Der Mann hat nämlich schon mehrmals für das staatliche
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