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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck
Autoren: Dorothy Gilman
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sie mit einem Auftrag unterwegs ist. Das waren Ihre eigenen
    Worte, Sir. Kurz, sie ist eine zu große Belastung für Sie.«
    »Lächerlich. Diesmal ist es etwas ganz anderes.«
    »Wenn ich nicht irre, sagten Sie das bereits bei einer früheren Gelegenheit«, sagte Bishop.
    Carstairs blieb stehen und funkelte ihn drohend an.
    »Verdammt noch mal, wenn ich Mrs. Pollifax haben will, dann hole ich sie mir auch.
    Vorausgesetzt, daß sie sich von ihren Karatestunden und ihren Geranien trennen kann«,
    ergänzte er.
    »Heuer züchtet sie keine Geranien. Ich glaube, sie versucht ihr Glück bei einem nächtlich blühenden Säulenkaktus.«
    »Du liebe Zeit!« Plötzlich musterte Carstairs seinen Assistenten scharf. »Woher wissen Sie das eigentlich?«
    Bishop grinste. »Oh, wir stehen in Verbindung, Sir. Sie hat mir zu Weihnachten eine
    Obsttorte geschickt, zu Ostern eine Karte und im Mai einen gestrickten Schal. Da habe ich nämlich Geburtstag.«
    »Großer Gott!« Carstairs war ehrlich erschüttert. »Na also, dann beschaffen Sie uns einen Wagen samt Fahrer und brausen wir los... Nächtlich blühender Säulenkaktus!« wiederholte er und schüttelte den Kopf.
    Der Wagen war mit Telefonapparaten ausgestattet. Noch ehe sie auch nur das Moor von
    New Jersey erreicht hatten, teilte Carstairs bereits Befehle aus und zog Erkundigungen ein.
    Ein paar Minuten hörte Bishop ihm zu. Selbst nach jahrelanger Zusammenarbeit mit
    Carstairs faszinierte ihn dieser Mann noch immer. Er wußte, daß sie bei Morgengrauen
    wieder in Washington sein würden. Carstairs bestellte soeben einen Hubschrauber, der sie am Flughafen von New Brunswick abholen sollte. Innerhalb weniger Stunden würde die
    Operation angekurbelt und in Akten vermerkt sein. Und in Washington wartete
    höchstwahrscheinlich schon der nächste dringende Fall auf sie. Bishop schloß die Augen
    und schlief ein.
    »Verdammter Mist«, hörte er Carstairs sagen. Widerwillig öffnete Bishop die Augen.
    »Diese elenden Sparmaßnahmen«, schimpfte Carstairs. »Ich habe alles mit den Bonzen
    geklärt, aber ich wette, sie werden meinem Kurier noch ein paar Schmuggelgüter anhängen, wenn sie hören, daß Mrs. Pollifax bloß einige Pässe nach Bulgarien bringt.«
    »Was sollen sie ihr denn noch anhängen?« fragte Bishop schläfrig.
    »Was weiß ich! Etwas für unseren anderen Agenten in Bulgarien, diesen Burschen mit den
    Gänsen —«
    »Radev«, murmelte Bishop. »Assen Radev.«
    »Aber da werden die Herren sich täuschen. Ich teile meinen Kurier nicht.«
    »Mmm«, brummte Bishop.
    »Wenn Sie unbedingt schlafen müssen, dann tun Sie es in Gottes Namen und bringen Sie
    es hinter sich. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Dann müssen wir an die Arbeit.«
    Wie schafft das Carstairs bloß? fragte sich Bishop. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an die bewilligten zehn Minuten und schlief.
    Um zwei Uhr früh saßen sie bei Mrs. Pollifax in New Brunswick, New Jersey. Sie sah die
    beiden an, als hätten sie ihr soeben den heiligen Gral vermacht.
    »Aber ich fahre mit dem allergrößten Vergnügen nach Bulgarien«, sagte sie. Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht.
    Ihr Anblick hatte Bishop sofort belebt. Sie trug einen gerafften Morgenrock aus schwarzweiß gestreiftem Stoff. Er sah aus wie ein Zelt. Höchstwahrscheinlich war er das ursprünglich auch gewesen. Der Stoff sah ganz verwegen arabisch aus.
    »Eine unwahrscheinliche Geschichte, die Ihnen dieser Mr.
    Shipkov erzählt hat!« Sie sah Carstairs tadelnd an. »Aber hätten Sie seinen Namen vor mir erwähnen sollen?«
    Bishop grinste seinen Vorgesetzten über den Kaffeetisch hinweg an. »Ganz richtig. Hätten Sie?«
    »Es ist ja nicht sein wahrer Name«, antwortete Carstairs spitz.
    »Da bin ich aber beruhigt«, Mrs. Pollifax nickte. »Und ich reise sicher auch unter falschem Namen, nicht wahr?«
    Carstairs schüttelte den Kopf. »Nein. Nur keine überflüssige Geheimniskrämerei. Sie sind eine harmlose amerikanische Touristin, wie immer. Diesmal dürfen Sie sogar Ihren
    Bekannten und Kindern sagen, daß Sie einige Zeit an der dalmatinischen Küste verbringen und einen mehrtägigen Ausflug nach Sofia machen werden. Sie können Ihre Vorbereitungen
    in aller Ruhe treffen. Ich teile Sie erst in etwa zehn Tagen zum Abflug ein.«
    »Wie hübsch«, sagte Mrs. Pollifax erfreut. »Wenn niemand weiß, wohin man fährt, ist es nur das halbe Vergnügen. Miß Hartshorne, zum Beispiel, betreibt ihre Auslandsreisen mit
    geradezu religiösem Eifer. Heuer
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