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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund
Autoren: David Baldacci
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bis man aufwachte und feststellte, dass dieser Körperteil von der Blutzirkulation abgeschnitten war. Es schien keine Angst oder plötzliche Nervenschwäche zu sein, dazu hatte Web diesen Job schon zu lange gemacht. Trotzdem konnte er nur reglos zusehen, wie das Charlie-Team angriff.
    Dieser Hinterhof war als letzte größere Gefahrenzone unmittelbar vor dem kritischen Punkt identifiziert worden. Die Männer beschleunigten ihren Vorstoß und blickten sich nach allen Seiten um, ob es irgendwo das leiseste Anzeichen für Widerstand gab. Keiner von ihnen schien zu bemerken, dass Web nicht bei ihnen war.
    Sein Körper war schweißüberströmt, als er seine Muskeln gegen das ankämpfen ließ, was ihn zurückhielt. Web schaffte es, sich langsam zu erheben und zögernd ein paar Schritte zu gehen.
    Seine Füße und Arme schienen in Bleimanschetten zu stecken, sein Körper brannte, und sein Kopf drohte zu platzen, als er sich wankend ein Stück weiter vorwagte. Er erreichte den Hof, dann ließ er sich zu Boden fallen, während sich sein Team weiter von ihm entfernte.
    Er blickte auf und sah noch, wie Charlie den Angriff fortsetzte, das Ziel in Sichtweite. Es schien sie noch etwas näher heranlocken zu wollen, damit sie sich holen konnten, was sie haben wollten. Es waren noch fünf Sekunden bis zum Ziel. Diese fünf Sekunden sollten Web Londons Leben für immer verändern.

KAPITEL 2

    Teddy Riner ging als Erster zu Boden. Sein Sturz dauerte zwei Sekunden, aber er war bereits tot, bevor diese zwei Sekunden verstrichen waren. Auf der anderen Seite kippte Cal Plummer um, als wäre er von der Streitaxt eines Riesen gefällt worden. Web sah hilflos zu, wie schwere Munition zunächst auf Kevlar und dann menschliches Fleisch traf, bis alles vorbei war. Es war irgendwie nicht richtig, dass gute Männer so schnell starben.
    Bevor das Feuer eingesetzt hatte, war Web auf sein Gewehr gefallen, das nun unter seinem Körper lag. Er konnte kaum atmen. Die Kevlar-Weste und die Waffen drückten schmerzhaft gegen sein Zwerchfell. Da war etwas auf seiner Maske. Er konnte es nicht wissen, aber es war ein Teil von Teddy Riner, etwas aus dem handtellergroßen Loch, das in seine Rüstung gerissen worden war. Riner war daraufhin bis zu Web zurückgeschleudert worden, dem Letzten des Charlie-Teams, der nun ironischerweise auch der letzte Überlebende der Gruppe war.
    Web war immer noch gelähmt. Seine Glieder reagierten einfach nicht auf die Bitten seines Gehirns, sich in Bewegung zu setzen. Hatte er im Alter von siebenunddreißig Jahren einen Schlaganfall erlitten? Dann drang der Lärm einer Schießerei an seine Ohren und schien seinen Kopf zu klären. Endlich hatte er wieder Gefühl in den Armen und Beinen, und es gelang ihm, sich die Maske vom Gesicht zu reißen und auf den Rücken zu drehen. Er stieß einen Schwall übel riechenden Atems aus und schrie vor Erleichterung auf. Jetzt starrte Web genau in den Himmel. Er sah speergleiche Blitze, obwohl er im Kampflärm nichts vom grollenden Donner des Gewitters hörte.
    Er verspürte den unwiderstehlichen und wahnsinnigen Drang, mit der Hand in das Inferno hinaufzugreifen, vielleicht, um sich von der Realität der vorbeirasenden Geschosse zu überzeugen, wie ein kleines Kind, dem man gesagt hatte, nicht auf die heiße Ofenplatte zu fassen, woraufhin es selbstverständlich an nichts anderes mehr denken würde. Stattdessen griff er an seinen Gürtel, öffnete eine kleine Tasche und zog das Infrarotsichtgerät heraus. Damit enthüllte sich selbst in finsterster Nacht eine komplette Welt, die für das unbewehrte Auge unsichtbar war. Es bildete die Wärmesignatur ab, die in nahezu jedem lebenden oder nicht lebenden Objekt brannte.
    Obwohl er die Schützen auch mit dem ISG nicht sehen konnte, nahm Web nun die Dampfspuren wahr, die die Geschosse in die Luft zeichneten. Und er stellte fest, dass das Feuer aus zwei unterschiedlichen Richtungen kam: vom Mietshaus direkt voraus und von einem heruntergekommenen Gebäude genau rechts von ihm. Als er dieses Gebäude durch das ISG betrachtete, sah er nur zerbrochene Fensterscheiben. Und dann bemerkte Web etwas, das ihn noch mehr erstarren ließ. Das Mündungsfeuer blitzte gleichzeitig hinter allen Fenstern auf. Die Schüsse wanderten ein Stück zur Seite, hielten ein paar Sekunden lang inne, dann bewegten sie sich zurück. Die Läufe der Waffen, die er nicht sehen konnte, vollführten einen genau festgelegten Schwenk.
    Als das Feuer erneut einsetzte, rollte sich Web
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