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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Es ist eben in mir und läßt mich nicht zur Ruhe kommen."
    „Hast du diesen, entschuldige den Ausdrude, diesen anomalen Spleen schon häufiger gehabt?" wollte Bobby Talford, nachdenklich seinen Freund von der Seite anschauend, wissen.
    Dieser schüttelte verneinend seinen Kopf, dabei biß er sich auf die Unterlippe.
    „Es ist bestimmt kein — kein , Spleen', wie du dich auszudrücken beliebst", sagte mit ernster Miene Alec Grangas.
    „Schon einmal hatte ich ein solch ungutes Gefühl. Es mag vielleicht übertrieben klingen, wenn ich behaupte, es ist eine Art sechster Sinn, der mich vor einem kommenden Unheil warnt. — Und da ich, genau wie damals, nicht die geringste Ahnung habe, aus welcher Richtung das Unheil auf mich zukommen kann, darum bin ich eben..."
    „Einen Augenblick, Alec", unterbrach der Co-Pilot aufhorchend.
    „Sagtest du, schon einmal hättest du diese Art hellseherischer Ahnung verspürt?"
    „Well! — Es sind jetzt fast auf den Tag sechzehn Jahre her. Seinerzeit flog ich als blutjunger Offizier in einem Jagdgeschwader. Auch damals war, genau wie heute, mein Heimathafen London. — Kurz und gut, ich befand mich gerade in meiner elterlichen Wohnung, als ein Anruf mich zum Fliegerhorst rief. Feindliche Kampfverbände sollten auf ihrem Flug nach London schon über See angegriffen und von der Stadt abgedrängt werden.— Bis zu diesem Augenblick habe ich weder Angst noch Schrecken gekannt. Es war auch nicht etwa Angst um mein Leben, als plötzlich eine dumpfe Vorahnung in mir wach wurde und mich minutenlang bei meinen Eltern zurückhielt. — Ich sehe heute noch den Blick meines alten Herrn, der mein Zögern bemerkt hatte und mich mehrmals auf meine Pflicht hinwies, augenblicklich und auf dem schnellsten Wege zum Fliegerhorst zurückzukehren. Das Unglück, daß ich in diesen Minuten irgendwie ahnte, ohne es aber deuten zu können, traf mich schon zwei Stunden danach. — Ich sah meine Eltern nicht lebend wieder. Eine der über der Stadt abgeworfenen Bomben hatte sie unter unserem Haus in Soithwark begraben..."
    Für einen Augenblick blieb es nach den Worten Alec Grangas in der Kanzel der Comet IV still. Als Bobby Talford erneut die Stimme seines Freundes vernahm, klang diese rau und heiser:
    „Und genau wie vor sechzehn Jahren, als ich tatenlos meinen Eltern gegenüberstand, ergeht es mir in diesem Augenblick. Ich weiß, es geschieht in absehbarer Zeit etwas, was mich oder auch den ganzen Vogel in Gefahr bringt. Doch ahne ich nicht, was es ist oder was es sein könnte."
    Wußte Alec Grangas wirklich nicht, was in London auf ihn wartete? — Wußte er nicht, was sich in der Nacht vor dem Transatlantikflug der Comet IV in London zugetragen hatte?
 Oder tat er absichtlich seinem besten Freunde gegenüber nur so, als besäße er so etwas wie einen hellseherischen Blick? Wollte er mit seinen Worten nur erreichen, daß er bei den kommenden Ereignissen in den Augen seiner Crew in einem günstigen Licht stand?
    Wer kann die Seele eines Menschen voll ergründen? Bobby Talford, der Co-Pilot, fand jetzt keine Zeit dazu, sich über das Gehörte Gedanken zu machen.
    Die Aufgabe des Augenblicks, das bevorstehende Landemanöver der Comet IV, beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit und Konzentration. Leicht schwebte der Riesenvogel aus der letzten Kurve heraus und nahm Kurs auf den hellen Strich der Betonbahn. Noch einmal warf Bobby Talford kontrollierend einen Blick auf die Instrumente, die das Funktionieren des Fahrwerks und der Landeklappen anzeigen.
    „Okay!“ murmelte er. Und während die Maschine ohne fühlbare Erschütterung aufsetzte und über die Piste mit ständig geringer werdender Geschwindigkeit dahinrollte, schien ihm eine zentnerschwere Last plötzlich von der Brust zu fallen.
    „Geschafft!" Er atmete erleichtert auf.
    Auch Alec Grangas wirkte irgendwie gelöster, als er die Triebwerke zum Stehen gebracht hatte und sich nun anschickte, die Bordbücher einzusammeln. Während sein Blick zum Flugleitungsgebäude hinüber wanderte, wurden Stimmen vor der Tür der Kanzel laut. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgestoßen und zwei sorgfältig gekleidete, ihm unbekannte Herren füllten den Rahmen der Tür aus.
    „Mister Grangas?" fragte der ältere der beiden den Kommandanten.
    „Yes!"
    „Scotland Yard! — Mister Grangas, wir haben den Auftrag, Sie wegen Verdacht des Mordes, begangen an Philip Dale, vorläufig festzunehmen!"
    Ohne ein Wort der Erwiderung ließ Alec Grangas das Unabänderliche über
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