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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
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Augen an.
    Pete legte ihm wieder die Hand auf den Arm.
    »John, ich bin’s, Pete.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Doch.« Pete legte den Arm um ihn. »Ich verstehe.«
    Mercer zögerte, er war einen Moment verwirrt, dann umarmte er ihn und fing an zu weinen. Pete hielt ihn fest und flüsterte ihm tröstende Worte zu.
    »Ist schon gut. Komm, wir gehen.«
    Pete führte ihn den Gang entlang. Mercer bemühte sich, die Augen geschlossen zu halten. Wenn er sie nur eine Sekunde lang aufmachte, sah er neben sich blasse Gesichter, die ihn beobachteten, als er vorbeiging. Er ließ sich von Pete führen, Greg und Simon folgten ihnen. Als sie den halben Mittelgang hinter sich hatten, spürte er, wie Eileen ihn auf der anderen Seite am Arm berührte. Die Leute traten zur Seite und ließen sie vorbei.
    Und so traten sie schutzsuchend aneinandergedrückt ins Licht hinaus.
     

Zwei Jahre später

Teil I
    Als eines der ersten Dinge lernt man, dass es am Anfang von Ermittlungsverfahren sehr wichtig ist, sich nicht festzulegen. Und bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch.
    Zum Beispiel sollte man niemals gleich Vermutungen anstellen, wenn man am Tatort eintrifft, egal wie offensichtlich oder logisch einem die Sache vorkommen mag. Jeder verdächtige Todesfall sollte als Mord betrachtet (und auch als solcher untersucht) werden, bis zweifelsfrei ein anderer Grund feststeht. Ihre erste Aufgabe ist es, alle Ihnen zur Verfügung stehenden Beweismittel einzuschätzen und nur auf dieser Grundlage entsprechende Folgerungen abzuleiten. Stets müssen die Tatsachen die Bearbeitung eines Falls bestimmen, und Sie müssen die Richtung verfolgen, in die diese unvermeidlich weisen.
    Soweit trifft dies alles zu, aber jeder erfahrene Kriminalpolizist wird Ihnen sagen, dass dabei immer noch Raum für Intuition bleibt. Im Lauf der Jahre entwickelt man eine fein austarierte innere Stimme, auf die man zu hören lernt, auch wenn andere sie nicht wahrnehmen. Und innerhalb gewisser Grenzen schadet es nicht, sich von dieser Stimme leiten zu lassen.
    Auszug aus: Die Geschädigten von John Mercer
     
     
    2. Dezember
14 Stunden bis Tagesanbruch
17:15 Uhr
     
    Man steigt selten in seinen Speicher hinauf. Auch bei Kevin Simpson war das nicht anders.
    Als er einzog, war er einmal oben gewesen, hatte Kopf und Schultern durch das staubige Loch gesteckt, mit der Taschenlampe umhergeleuchtet und sich die üblichen Gedanken gemacht, was er mit dem Raum anfangen könnte, obwohl er in Wirklichkeit genau wusste, dass er nichts tun würde. Dann war er die wackelige Leiter wieder hinuntergestiegen und hatte das Ganze mehr oder weniger vergessen.
    Wenn er heute hinaufgegangen wäre – vier Jahre nach der kurzen Inspektion damals –, hätte er dort, in eine Ecke gekauert und in graublaues Licht getaucht, den Teufel vorgefunden.
    Der Teufel saß ganz still, voll auf den kleinen Monitor konzentriert, der vor ihm stand, und horchte auf die Geräusche, die die Überwachungsanlage über ein Mikrofon aus der Wohnung unter ihm an sein Ohr leitete. Simpson hätte zunächst bestimmt nicht gewusst, was er da vor sich hatte, und hätte es wohl kaum als einen Teil der Wirklichkeit wahrgenommen, sondern den Teufel nur für irgendeine seltsame, bewegungslos dahockende Kunstfigur gehalten. Wenn das Licht über das gefühlskalte Gesicht flimmerte, hätte sie vielleicht einem Toten geglichen, der in einem dunklen Zimmer vor dem noch laufenden Fernseher saß.
    Aber Kevin Simpson stieg, genau wie die meisten Leute, selten in den Speicher hinauf. Der Teufel hatte sich tagelang dort oben aufgehalten, ohne gestört zu werden. Er hatte direkt über Kevin geschlafen, hatte seinen Mundvorrat in einer Tüte und seinen Abfall in einer anderen aufbewahrt und ihn überwacht.
    Den heutigen Tag hatte er damit verbracht, das Paar, das nicht die geringste Ahnung von seiner Gegenwart da oben hatte, und alle seine Bewegungen in der Wohnung darunter zu beobachten und belauschen. Das Mädchen war morgens um viertel nach neun gekommen. Sie hatten Kaffee getrunken und miteinander gegessen. Sie hatten geredet. Das Mädchen war schließlich um viertel nach vier gegangen.
    Der Teufel hatte alles gehört und gesehen, was sie gesagt und getan hatten.
    Als das Mädchen gegangen war, wartete er.
    Und wartete.
    Und jetzt kam er endlich aus der Ecke gekrochen, wobei seine Gliedmaßen im Licht des Monitors lange, spinnenartige Schatten warfen. Die meisten Dinge, die er brauchte, der Strick und das Feuerzeugbenzin,
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