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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
Autoren: Larissa Ione
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einkaufen ging – eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen – und wenn sie sich nährte – ein notwendiges Übel, das sie verabscheute. »Uns nähren zu müssen, ist der Fluch unseres Vaters«, hatte Rami gesagt. »Es erinnert uns daran, dass niemand perfekt ist und dass wir den Versuchungen des Fleisches widerstehen müssen, um jeglicher Verderbtheit Einhalt zu gebieten, die unsere Seelen besudeln würde.«
    Rami hatte gefürchtet, dass sie den körperlichen Kontakt genießen könnte, zu dem es notwendigerweise kam, wenn sie sich von den Primori nährte. Und dass sie allmählich der Sünde erliegen würde.
    Er war zu Recht besorgt gewesen. Blut zu trinken, bedeutete weitaus mehr als nur die kurze Infusion von Energie, die Memitim benötigten, um ihre Fähigkeit, sich zu blitzen, aufrechtzuerhalten. Es bewirkte außerdem eine zeitweise psychische Verbindung zu ihrem Wirt, der die Memitim dazu zwang, über Stunden zu fühlen, was die Primori fühlten – sei es Wut, Trauer oder Lust.
    Oh, Idess konnte den Tag ihrer Aszension kaum noch erwarten. Dann wären derartige Intimitäten nicht mehr nötig. Unter den gegebenen Umständen verabscheute sie es dermaßen, sich nähren zu müssen, dass sie dazu neigte, es bis zum letztmöglichen Zeitpunkt aufzuschieben.
    »Bald hat das ein Ende!«, schrie sie in den Himmel.
    Der Wind verschluckte ihre Worte, doch sie wusste, dass sie gehört worden waren. Der Himmel hörte alles.
    Bei diesem Gedanken fuhr ihr ein Stich der Angst ins Herz, denn in Wahrheit hoffte sie, dass es nicht der Fall war. Sie war nicht unbedingt ein … Engel gewesen.
    Dennoch stand sie kurz davor, einer zu werden. Sie musste nur zwei Primori bewachen, und einer von ihnen war die absolute Krönung.
    Kynan Morgan war ein gezeichneter Hüter, ein Mensch, der von einem Engel gesegnet worden war. Hüter konnten nur von einem Wesen engelhaften Ursprungs verletzt oder getötet werden, was für gewöhnlich bedeutete, dass sie keine Memitim nötig hatten, die über sie wachten. Aber aus irgendeinem Grund war das bei ihm anders, und sie war auserwählt worden, ihn zu beschützen, für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass jemand in der Lage war, seinen Segen zu umgehen. Andererseits war er unsterblich. Darum mussten sie ihn Hunderte, ja vielleicht sogar Tausende Jahre überwachen.
    Aber davon ging sie nicht aus. Ihr anderer Primori, ein Werwolf, war langlebig, aber nicht unsterblich, und wenn er erst einmal starb oder die Rolle gespielt hatte, die ihn für das Schicksal der Welt unverzichtbar machte, blieb nur noch Kynan übrig … und jeder wusste doch, dass Memitim niemals nur einen einzigen Primori beschützten.
    Sicherlich würde die Ehre, für Kynans Sicherheit zu sorgen, dann an eines ihrer Geschwister fallen, und sie würde sich endlich ihre Flügel verdienen, weil sie ihren Pflichten auf vorbildliche Weise nachgekommen war.
    Sie konnte es kaum erwarten.
    Die Erde war echt scheiße, wie die Menschen es heutzutage auszudrücken pflegten.
    Sie seufzte. Dann stellte sie sich das Wohnzimmer ihrer italienischen Villa vor und blitzte sich von dem Berg in ihr Haus. Sie war ganz in der Nähe auf die Welt gekommen, und selbst nach Tausenden von Jahren spürte sie immer noch die Anziehungskraft, die sie Tag für Tag nach Hause führte.
    Die Sohlen ihrer Stiefel klickten auf den beige- und goldfarbenen Fliesen, als sie auf die Küche zuging. Normalerweise würde sie jetzt die Anlage aufdrehen und sich ein bisschen Mozart zu Gemüte führen, aber die Aufregung versetzte ihr Blut in Wallung, und Hunger ließ ihren Magen knurren.
    Sie musterte die Obstschüssel auf dem Esszimmertisch und den Teller voll feinster italienischer Pralinen auf dem Küchentresen. Nach kurzem Schwanken griff sie nach einem Granatapfel.
    Obst ist ein Segen der Natur , wie Rami zu sagen pflegte. Wir sollten die Körper, die Gott uns schenkte, nicht mit geistigen Getränken und ungesunden Süßigkeiten entweihen.
    Sicher, nichts davon vermochte ihr etwas anzuhaben, aber Rami war so gottesfürchtig und rein gewesen. Er war es sogar schon gewesen, bevor er im üblichen Alter von neunzehn aus seinem menschlichen Leben herausgeholt worden war, um Memitim zu werden. Und als ihr Lehrer in allem, was heilig war, hatte er sich als strenger Zuchtmeister erwiesen. Was, dachte sie, während sie sich eine Praline nahm, umso mehr Grund war, der Versuchung hin und wieder einmal nachzugeben. Genau genommen freute sie sich schon auf die Vorhaltungen, die er ihr
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