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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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erzählt?«
    Bolitho nickte zögernd. »Sie mochten sich, liebten sich vielleicht sogar. Als dann bekannt wurde, daß die
Larne
uns gefunden und wir alle am Leben waren, war schon alles geschehen. Ich weiß nicht, was Zenoria denkt – sie hat einen guten Ehemann und jetzt ein Kind. Es mußte einfach so kommen, es war weder Verrücktheit noch Betrug.« Er schaute ihr ins Gesicht, streichelte sanft ihr Haar. »Aber Adam liebt sie immer noch. Er muß dieses Geheimnis bewahren – und sie ebenfalls.«
    »Ich bin so froh, daß er es dir berichtet hat. Du bedeutest ihm so viel, mehr als alle anderen Menschen.«
    »Da gibt es einen Brief!«
    Sie spürte Spannung, als er fortfuhr. »Aus Verzweiflung schrieb er ihr – irgendwann im letzten Jahr. Das wird die Probe sein. Wir müssen abwarten und hoffen.«
    Catherine hob das Glas. Sie sah, wie er ihr beim Trinken des Cognacs zuschaute. »Was hast du aus London Neues erfahren, Richard?«
    Er schien erleichtert, als sie das Thema wechselte. »Ihre Lordschaften sind offenbar davon angetan und bedenken meine Vorschläge.«
    Sie nahm einen zweiten kleinen Schluck und fühlte den Cognac auf ihren Lippen brennen. Das war sicher noch nicht alles.
    »Sir James Hamett-Parker gibt es nicht mehr, oder?«
    Er nickte. »Er ist spurlos verschwunden. Seinen Platz hat ein anderer eingenommen, Admiral Sir Graham Bethune. Ein guter Mann.«
    Sie sah ihn an. »Du hast oft gesagt, die Navy ist wie eine große Familie. Aber den Namen hast du noch nie erwähnt!«
    »Ich kenne ihn seit langem, aber ich habe ihn aus den Augen verloren. Er ist viel jünger als Hamett-Parker, und das kann uns allen nur nützen!«
    »Jünger als du?« fragte sie.
    »Er war erst Midshipman, als ich mein erstes Kommando auf der
Sparrow
antrat, ja, so war es.« Er schien über ihre Frage nachzudenken. »Ja, er ist jünger. Etwa vier Jahre, nehme ich an.« Er sah sie unbewegt an. Bei hellerem Licht, dachte sie, würde er aussehen wie Adam, wenn er stolz und überheblich von seiner
Anemone
sprach. »Ich war erst 22 Jahre alt, als ich das Kommando antrat. Das war damals auch in Antigua.«
    »Es scheint mir irgendwie nicht richtig, daß er dir jetzt Befehle geben kann.«
    Er lächelte. »Mein Tiger wieder mal! Die Navy hat ihre eigenen Gesetze. Glück, Schicksal, Beziehungen – das alles spielt bei Beförderungen auch eine Rolle, nicht nur das Können. Vergiß nicht, daß Nelson vor Trafalgar zehn Jahre jünger als Collingwood war – und sie trotzdem gute Freunde blieben.«
    Er nahm ihre Hände, und sie standen auf.
    »Ins Bett oder mein Mädchen wird mich morgen früh beschimpfen!«
    Sie sah auf den dicken Teppich vor dem Kamin. Hier mußte es geschehen sein. Sie konnte sich Adams Gefühle leicht vorstellen, als er diesen Raum wieder betrat.
    Leise antwortete sie: »Nicht dein Mädchen, Richard, Liebling. Eine Frau, eine Frau mit all ihren Leidenschaften. Und mit all ihrem Haß, wenn es sein muß.«
    Arm in Arm gingen sie zur Treppe. Die einsame Kerze war erloschen, und der grauäugige Konteradmiral war in der Dunkelheit unsichtbar.
    Sie hielten inne und lauschten den nächtlichen Geräuschen des großen Hauses, leisem Knarren, Lebenszeichen.
    »Sie wollen mir ein neues Kommando geben, ein neues Flaggschiff. Wir beide werden uns in London wiedersehen. Doch zuerst muß ich nach Plymouth fahren.«
    Sie sah ihn an, wieder überrascht von seiner Fähigkeit, an so viele Dinge gleichzeitig zu denken.
    »Ich möchte dich mit all dem nicht behelligen, Kate, oder gar irgend jemand anders hineinziehen.«
    »Du wirst doch James Tyacke treffen?«
    »Ja. Aber dich verlassen? Jetzt zählt jede Stunde doppelt.«
    Sie erinnerte sich an Tyacke, als stünde er im gleichen Zimmer. Er wäre ein gutaussehender Mann ohne die schreckliche Verletzung. Als ob eine Bestie ihm das halbe Gesicht weggerissen hatte. Sie erinnerte sich, wie die
Larne
sich ihnen damals näherte, nachdem sie soviel Leiden und Tod gesehen hatten. Und sie dachte auch an das gelbe Kleid, das Tyacke ihr angeboten hatte, um sie vor weiterem Sonnenbrand zu schützen. Er hielt es in seiner Seekiste gestaut als Geschenk für das Mädchen, das ihn nach seiner Verwundung zurückgewiesen hatte. Tyacke verdiente gewiß eine bessere Frau als jene.
    »Ich möchte, daß er mein Flaggkapitän wird«, sagte Bolitho nur.
    »Das wird er niemals annehmen. Und ich weiß auch nicht, ob er es sollte«, antwortete sie.
    Bolitho führte sie zu den letzten Stufen. »Das ist das Grausame, Kate. Ich
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