Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
Verrückt!« Für einen Augenblick fehlten Tracchia die Worte, und er schaute vielsagend zum Himmel hinauf. »Lieber Mac, wir haben doch alle den Film gesehen! Fünfmal! Er nahm den Fuß von der Bremse und zog direkt vor Jethou 'rüber. Höhere Gewalt! Natürlich. Es ist ›höhere Gewalt‹, weil er in siebzehn Monaten elf Rennen gewonnen hat, weil er letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen hat und es so aussieht, als würde er sie sich in diesem Jahr wieder holen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie wissen genau, was ich damit meine! Wenn man ihn aus dem Verkehr zieht, können wir gleich alle nach Hause gehen. Er ist der Champion, nicht wahr? Wenn er so schlecht ist, wie schlecht müssen dann erst wir anderen sein? Wir wissen, daß diese Überlegung falsch ist. Aber weiß das das Publikum? Es sind, weiß Gott, schon viel zuviel Leute, und darunter auch sehr einflußreiche, darauf aus, daß die Grand-Prix-Rennen auf der ganzen Welt verboten werden; und schon viel zu viele Länder suchen nach einer guten Begründung, um aussteigen zu können. Und heute hätten sie die beste Begründung geliefert bekommen, die man sich nur wünschen kann. Wir brauchen unsere Johnny Harlows, Mac. Obwohl sie rücksichtslos Menschen ermorden!«
    »Ich dachte, Sie seien sein Freund, Nikki?«
    »Aber ja, Mac. Sicher bin ich sein Freund. Und Jethou war es auch.«
    Darauf gab es keine Antwort, also suchte MacAlpine erst gar keine. Tracchia schien alles gesagt zu haben, was er hatte sagen wollen; denn er verfiel in düsteres Schweigen und konzentrierte sich wieder ganz darauf, ein finsteres Gesicht zu machen. Schweigend und in Sicherheit – die Polizeieskorte hatte sich ständig vergrößert – erreichten sie die Coronado-Box. Ohne jemanden eines Blickes oder eines Wortes zu würdigen, ging Harlow auf den kleinen Verschlag hinter der Box zu, und niemand – Jacobson und seine beiden Mechaniker waren auch da – versuchte, ihn anzusprechen oder aufzuhalten. Keiner machte sich die Mühe, einen vielsagenden Blick in die Runde zu schicken: etwas so Offenkundiges bedarf keiner Betonung. Jacobson ignorierte Harlow völlig und trat auf MacAlpine zu. Der Chefmechaniker – ein Mann von anerkannt genialen Fähigkeiten – war hager, hochgewachsen und muskulös. Sein dunkles, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht sah aus, als hätte er schon lange nicht mehr gelächelt und habe auch nicht die Absicht, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen.
    Er sagte: »Harlow ist natürlich aus dem Schneider.«
    »Natürlich? Ich verstehe nicht.«
    »Muß ich Ihnen das wirklich erklären? Wenn Harlow angeklagt würde, dann würde der Rennsport um zehn Jahre zurückgeworfen. Und dazu stecken viel zu viele Millionen in diesem Geschäft. Stimmt's, Mr. MacAlpine?«
    MacAlpine schaute ihn nachdenklich an, warf dann einen Blick auf Tracchias finsteres Gesicht, wandte sich ab und ging hinüber zu Harlows verbeultem und mit Brandblasen übersätem Coronado, der inzwischen wieder auf seinen vier Rädern stand. Er untersuchte ihn ohne Hast, beinahe versonnen, beugte sich über das Cockpit, bewegte das Lenkrad, das seiner Hand keinen Widerstand entgegensetzte, und richtete sich wieder auf.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er.
    Jacobson blickte ihn kalt an. Seine Augen, die unverhohlenen Ärger ausdrückten, konnten ebenso einschüchternd wirken wie Tracchias finstere Miene. »Ich habe den Wagen startfertig gemacht, Mr. MacAlpine«, sagte er.
    MacAlpine zog schweigend die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken. »Ich weiß, Jacobson, ich weiß. Ich weiß auch, daß Sie der beste Mechaniker in diesem Geschäft sind. Ich weiß auch, daß Sie schon zulange dabei sind, um Unsinn zu reden. Jeder Wagen kann fahren. Wie lange?«
    »Wollen Sie, daß ich gleich anfange?«
    »Ja.«
    »Vier Stunden«, sagte Jacobson kurz angebunden. »Höchstens sechs.«
    MacAlpine nickte, nahm Dunnet am Arm und wollte gehen. Aber dann blieb er plötzlich stehen. Tracchia und Rory unterhielten sich sehr leise miteinander. Doch man brauchte ihre Worte nicht zu verstehen – die feindseligen Gesichter, mit denen sie Harlow und seine Brandyflasche ansahen, waren deutlich genug. MacAlpine seufzte und ging mit Dunnet davon.
    »Johnny macht sich heute nicht gerade beliebt, was?«
    »Schon lange nicht mehr. Ich glaube, da kommt noch einer, der ihn nicht ausstehen kann.«
    »Oje!« MacAlpine schien einen neuen Rekord im Seufzen aufstellen zu wollen. »Neubauer scheint etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher