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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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grenzt. Danach geht es weiter in ein nahegelegenes Waldstück. Dort verlieren die Hunde die Spur. Die Beamten durchkämmen im Anschluss das gesamte Areal des Baustoffhandels, die angrenzenden Grundstücke und suchen auch noch einmal den Weg vom Tatort in der Friedhofstraße bis zu Frederiks Wohnhaus gründlich ab. In einem Müllcontainer werden Kleidungsstücke gefunden, von denen sich die Beamten Hinweise erhoffen, doch auch diese Spur zerschlägt sich.
    Andreas und Frederik werden weiter vernommen. Der Tatverdacht erhärtet sich, insbesondere durch Frederiks Aussagen, doch noch wollen die Ermittler dies nicht publik machen. Details sind ungeklärt, Beweise fehlen.
    Beamten durchforsten die Computer und Terminkalender von Andreas und Frederik. Aber auch die Akten aus der Praxis des Vaters werden geprüft. Womöglich war einer von Hansjürgen H.s Patienten verärgert und hat daraufhin die Morde verübt?

»… Der Andi war das niemals …« – Andreas H .
    Andreas ist der einzige Sohn, Mamas »Augenstern«. Nachdem sie zuerst zwei Mädchen geboren hat, ist es beim dritten Versuch endlich der ersehnte Stammhalter geworden. Sie nennt ihn ihren »Prinzen«. Nach außen hin scheint alles perfekt.
    Der Sohn gilt als »netter Junge«, er beeindruckt die Menschen durch seine rasche Auffassungsgabe, seine Cleverness, man findet ihn »pfiffig«, er findet sich überall schnell zurecht. In der Realschule wird er zum Schulsprecher gewählt, Andreas ist in einigen Vereinen aktiv. Sieben Jahre engagiert er sich bei der DLRG (Deutsche LebensRettungs-Gesellschaft), bringt dort anderen Kindern das Schwimmen bei. Der Vorsitzende der Eislinger Ortsgruppe der DLRG gibt an, dass Andreas ein »sehr umgängliches und freundliches Wesen« gehabt habe und »sehr engagiert« gewesen sei, sodass sie ihn schon sehr bald als Übungsleiter einsetzen konnten. Auch die Schützengilde in Eislingen fand, dass Andreas ein toller Bursche ist. »Wir hätten allesamt die Hand für ihn ins Feuer gelegt«, sagt der Vorsitzende.
    Die Herzen der Mädchen fliegen Andreas zu. Die Pfarrerin der Gemeinde sagt über den hübschen Jungen: »Andreas war einer, der umschwärmt ist, der überall beliebt ist.« Drei Jahre engagiert sich der »umschwärmte Junge« in der Kirchgemeinde als Jugendleiter, dann verliert er scheinbar das Interesse, kommt nicht mehr zu den Treffen. Mit Mädchen wird Andreas allerdings nie gesehen. Er hält zu seinem Freund Frederik.
    Andreas’ Eltern kümmern sich. Der Vater ist seit 20 Jahren in der Kirche aktiv, die Mutter singt im Kirchenchor. Sie erscheinen bei Elternabenden und Schulfesten. »Die waren alle so nett zueinander«, sagt der Schulleiter des Göppinger Wirtschaftsgymnasiums der Presse. »Das waren anerkannte Familien.« Und über Andreas sagt er, dieser sei ein »unglaublich reflektierter Mensch für seine 18 Jahre, sehr beliebt, mittendrin, ohne sich in den Vordergrund zu spielen«. Er und sein Freund Frederik seien von »Lehrern, Schülern, Jungs und Mädchen« anerkannt gewesen.
    Auch die Nachbarn in Eislingen beteuern übereinstimmend, sie kennen keine »harmonischere Familie«.
    Der Hüttenwart einer Wanderhütte im Allgäu, in der die Familie regelmäßig zu Gast ist, berichtet später vor Gericht von den einträchtigen Abenden. Musik und Brettspiele, freundlicher Umgang. Auch er gebraucht das Wort von der »Vorzeigefamilie«.
    Von innerfamiliären Problemen will auch die Frau des verstorbenen Patenonkels nichts wissen. »Andreas wurde ganz besonders geliebt«, sagt sie in einer Gerichtsverhandlung. Die Familie sei sehr stolz auf ihn gewesen, als er die Abschlussfeier in seiner Realschule moderiert habe. Zwar habe Hansjürgen H. immer das Sagen gehabt, aber das habe die Familienmitglieder nicht gestört.
    Und doch hat die heile Welt Risse. Leute, die hinter die Fassade schauen können, bemerken auch andere Seiten an den Familienmitgliedern. Der Vater lebt nicht, was er Kindern und Frau predigt. Er ist herrisch, hat eine sehr bestimmende Art und wird schnell cholerisch, wenn ihm etwas nicht passt. Ab und zu geraten Vater und Sohn aneinander. Dann stellt die Mutter sich hinter ihren Mann. Es sei vorgekommen, so Zeugen, dass der Vater den Sohn anschrie, nur weil er bei einem Brettspiel verloren hatte; dass er sogar handgreiflich wurde oder den Sohn wütend an die Wand presste. Andreas reagiert das eine Mal unterwürfig, ein anderes Mal aggressiv. Else H. ordnet sich unter, nimmt das unnachsichtige Diktat ihres Mannes
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