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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben
Autoren: Lindsey Davis
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Mädchen sei meiner Meinung nach wohl eher von griechischen Maultiertreibern entzückt gewesen, muskulös und voller Mutwilligkeit wie die klassischen Götter.
    Ich war wieder dran. »Und wie wurde die Reise organisiert?« Meine Stimme klang mürrisch. Ich kannte die Antwort bereits. Sie war unsere Verbindung zu der vor kurzem ermordeten Frau. Caesias Tante hatte sich einer Reisegesellschaft angeschlossen und spezielle Fremdenführer engagiert.
    Das war die neueste Mode unserer Zeit. Straßen und Schiffspassagen waren sicher, im ganzen Imperium galt dieselbe Währung, und in den eroberten Gebieten gab es viele faszinierende Landstriche. Was unausweichlich dazu führte, dass unsere Mitbürger zu Touristen wurden. Alle Römer – all jene, die es sich leisten konnten – glaubten an ein Leben in Müßiggang. Einige reiche Müßiggänger begaben sich von Italien aus sogar auf fünfjährige Reisen. Als diese Kulturwütigen die antiken Orte der Welt überschwemmten, mit ihrer Reiseliteratur und Geschichtsbüchern, Einkaufslisten und Zeitplänen herumfuchtelten, hatte sich eine Reiseindustrie entwickelt, um daraus Profit zu schlagen.
    Ich hatte gehört, dass Vergnügungsreisen der letzte Dreck waren. Allerdings sagt man jedem erfolgreichen Geschäftszweig Übles nach. Mir war sogar zu Ohren gekommen, dass die Öffentlichkeit Ermittler verabscheut.
     
    »Alles fing fachkundig an«, fuhr Caesius fort. »Veranstalter mit dem Namen Sieben-Stätten-Reisen bereiteten die Tour vor. Sie erklärten, dass es billiger, sicherer und viel praktischer wäre, wenn Gruppen zusammen reisen.«
    »Aber für Caesia war es nicht sicherer. Was ist denn nun passiert?«, wollte ich wissen.
    Wieder atmete der Vater durch. »Mir wurde
gesagt
«, betonte er, »dass sie während des Aufenthalts in Olympia verschwand. Nach einer ausgedehnten Suche – zumindest wurde es so beschrieben – setzte der Rest der Gruppe die Reise fort.« Seine Stimme war kalt. »Das könnte Ihnen, wie mir, überraschend vorkommen.«
    »Wer hat es Ihnen mitgeteilt?«
    »Ein Angestellter von Sieben-Stätten-Reisen kam zu mir nach Hause.«
    »Name?«
    »Polystratus.« Ich schrieb ihn mir auf. »Er war mitfühlend, erzählte eine gute Geschichte, sagte, Caesia hätte die Gruppe plötzlich verlassen, keiner wisse, warum. Ich war zu entsetzt, um ihn näher zu befragen, und außerdem war er ja nur ein Bote. Er schien anzudeuten, Caesia hätte ihnen durch kapriziöses Verhalten Unannehmlichkeiten bereitet. Anscheinend wären die anderen Reisenden eines Morgens aufgewacht und wollten zum nächsten Ziel aufbrechen, aber man konnte sie nicht finden.« Caesius wurde ungehalten. »Es klang fast, als wollte Sieben Stätten finanzielle Entschädigung für die Verzögerung fordern.«
    »Haben die sich wieder beruhigt?«
    »Nachdem sie nun tot ist …«
    »… haben die Angst, dass
Sie
den Reiseveranstalter verklagen könnten!«
    Caesius schaute verblüfft. Auf die Idee war er gar nicht gekommen. Ihm ging es darum, die Wahrheit herauszufinden, um mit seiner Trauer fertig zu werden. »Der Reiseleiter der Tour hieß Phineus. Falco, es hat einige Zeit gedauert, bis ich herausbekam, dass Phineus die Gruppe verlassen hatte, nachdem Caesia verschwand. Er kehrte sofort nach Rom zurück. Ich finde sein Verhalten äußerst verdächtig.« Nun würden wir seine wütenden Theorien zu hören bekommen.
    »Überlassen Sie es mir, Verdächtige zu identifizieren«, wies ich ihn an. »Gab es irgendwelche Informationen von der Tante des Mädchens?«
    »Sie blieb in Olympia, bis sie dort anscheinend nichts mehr ausrichten konnte. Dann brach sie die Reise ab und kehrte nach Hause zurück. Sie war am Boden zerstört, als ich schließlich herausfand, was meiner Tochter zugestoßen war.«
    »Können Sie für uns eine Verbindung zu dieser Dame herstellen?«
    »Leider nicht. Sie ist wieder im Ausland.« Meine Augenbrauen hoben sich. »Sie genießt das Reisen. Ich glaube, sie ist nach Alexandria gefahren.« Tja, das ist das Problem mit dem Urlaub. Jedes Mal, wenn man einen gemacht hat, braucht man zur Erholung einen weiteren. Allerdings waren seit dem Tod ihrer Nichte drei Jahre vergangen, und Marcella Naevia hatte jedes Recht, ihr Leben wieder aufzunehmen. Man musste Caesius wohl gesagt haben, dasselbe zu tun; er blickte gereizt.
    Während ich mir Notizen über die Tante machte, übernahm Helena. »Sie waren demnach so unzufrieden mit der offiziellen Version der Ereignisse, Caesius, dass Sie nach Olympia
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