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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Stimmungsänderungen sind oft Vorboten. Doch dann ist er tatsächlich verschwunden. Und nun bin ich ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende.«
    »Vielen Dank, Frau Dr. Jenisch«, sagte Eisenberg. »Haben Sie noch Fragen, Frau Morani?«
    »Nein, das wäre alles.«
    Grundberg, der während des Gesprächs mit der Psychiaterin draußen gewartet hatte, begleitete sie zurück zum Ausgang der Klinik.
    »Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, was wir tun sollen«, sagte er. Er machte sich offensichtlich Sorgen, persönlich für diesen Vorfall zur Verantwortung gezogen zu werden.
    »Überlassen Sie das uns«, sagte Eisenberg. »Wir haben Julius Körner schon einmal gefasst.«
    Grundberg wirkte erleichtert.
    »Gut. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg.«
    Eisenberg verabschiedete sich von Friedrichsen und versprach, sich am folgenden Tag mit den Zielfahndern in Verbindung zu setzen, um ihnen noch einmal alles mitzuteilen, was sie über Körners Hintergrund wussten. Dann fuhr er Morani, die von einem Fahrzeug der Einsatzbereitschaft herchauffiert worden war, zu ihrer Wohnung.
    »Was halten Sie von der Sache?«, fragte er.
    »Ehrlich gesagt schließe ich mich der Meinung von Frau Dr. Jenisch an: Ich bin mit meinem Latein am Ende. Zum Glück muss ich nicht beurteilen, wie ein Mann aus einem geschlossenen Zimmer verschwinden kann. Jedenfalls kann ich sagen, dass meiner Meinung nach weder Jenisch noch Grundberg gelogen haben.«
    »Ich werde morgen Ben Varnholt und Sim Wissmann bitten, sich die Computeranlage in der Klinik anzusehen. Aufzeichnungen kann man manipulieren, besonders solche in Computern. Wenn es so war, dann werden die beiden es herausfinden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann haben wir es hier möglicherweise mit einem Fall zu tun, bei dem die klassische Polizeiarbeit nichts ausrichten kann.«
    »Sie sagen das so, als machte es Ihnen nicht viel aus, dass der Mörder Ihres Vaters entkommen ist.«
    »So ist es nicht. Wenn er geflohen ist, dann werde ich alles daransetzen, ihn wiederzufinden. Andererseits … mir ist etwas in den Sinn gekommen, das mein Vater kurz vor seinem Tod zu mir gesagt hat.«
    »Was war das?«
    »Ich hatte ihm von unserem Fall erzählt – damals wusste ich noch nicht, dass Körner der Täter ist, aber ich wusste, dass er die Welt für eine Simulation hält. Mein Vater sagte daraufhin: Wäre es nicht toll, wenn ich morgen einfach aufwachen würde und statt dieses alten, kaputten Körpers einen neuen hätte? «
    »Sie meinen, das Verschwinden Julius Körners könnte darauf hindeuten, dass Ihr Vater in irgendeiner anderen Realität noch am Leben ist?«
    »So, wie Sie es sagen, klingt es eher wie eine naive Illusion, so als glaubte ich an Wunderheilung. Aber, ja, der Gedanke, dass es hinter unserer Realität noch eine andere gibt, dass der Tod nicht das Ende ist, hat etwas Hoffnungsvolles, finden Sie nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es erfreulich fände, wenn ich wüsste, dass unsere Welt nur eine Fiktion ist.«
    Eisenberg schwieg eine Weile. Schließlich sagte er:
    »Ich auch nicht.«

EPILOG II
    Sieh dich um. Betrachte das Buch oder den E-Book-Reader in deiner Hand. Ist das, was du siehst, fühlst, hörst und riechst, die Wirklichkeit? Kannst du dir da sicher sein? Schon die alten Griechen haben sich das gefragt. In seinem berühmten Höhlengleichnis stellte Platon vor 2400 Jahren fest, dass das, was wir als Realität wahrnehmen, nicht die Realität an sich sein kann, sondern bestenfalls ein verzerrtes Abbild. René Descartes behauptete im 17. Jahrhundert: cogito ergo sum. Du denkst also und bist deshalb. Aber was bist du? Ein reales, vom Rest des Universums unabhängiges Subjekt? Ein Mensch, dem in Descartes’ Gedankenexperiment ein bösartiger Dämon – man könnte ihn Admin nennen – eine falsche Wirklichkeit vorgaukelt? Das Spielzeug eines allmächtigen Schöpfers? Oder nur eine Subroutine in einem gigantischen Computerprogramm?
    Über Jahrtausende haben Philosophen sich das gefragt (oder jedenfalls scheint es dir, als habe es Jahrtausende gegeben, in denen Philosophen solche Fragen stellten). Doch sie hatten nie eine konkrete Vorstellung davon, wie eine perfekte Illusion tatsächlich funktionieren könnte. Sie waren auf rein abstrakte Gedankenspiele oder die Annahme eines allmächtigen Schöpfergottes, über den man nun einmal nicht viel wissen könne, angewiesen.
    Heute, im 21. Jahrhundert, hat sich diese Situation grundlegend geändert. Wir stehen an der Schwelle der
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