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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Körner hat sich das falsche Opfer ausgesucht!«

68.
    Du sitzt in einem Raum, den es nicht gibt, und starrst in Gesichter von Menschen, die nicht wissen, wo sie sind. Ein Einwegspiegel hängt an der Wand. Dahinter stehen noch mehr Menschen und betrachten dich.
    Du hast verloren. Hast deine Freiheit verloren, in dieser und in jener Welt. Aber du hast immer noch die Wahrheit. Besser so, als in der Illusion gefangen. Der Gedanke gibt dir Ruhe.
    Der Kommissar stellt dir eine Frage.
    »Ich habe niemanden umgebracht«, antwortest du. »Ich habe lediglich in ein Computerprogramm eingegriffen. Wenn das strafbar ist, bestraft mich mit euren Mitteln.«
    Der Kommissar nickt, als stimme er dir zu.
    »Wenn diese Welt nicht real ist«, sagt die Frau mit den glatten schwarzen Haaren, »und wir uns in Wahrheit in einer anderen, höheren Welt befinden – woher wollen Sie dann wissen, dass diese andere Welt die wirkliche ist?«
    Du lauschst in dich hinein. Jetzt, wo du die Stimmen gebrauchen könntest, schweigen sie. Wahrscheinlich stehen sie alle gebannt vor den Monitoren.
    »Das ist die eigentliche Frage, oder?«, sagst du. »Ist das der Grund für euer Experiment? Wollt ihr Admins wissen, ob ihr selbst real seid?« Du lachst.
    Die Tür öffnet sich und ein Mann mit kantigem Gesicht und Bürstenschnitt kommt herein. »Ich glaube, wir können das hier abbrechen«, sagt er. »Ich habe ein psychiatrisches Gutachten beauftragt. Bis dahin wird er in den Maßregelvollzug überstellt.«
    Die Polizisten scheinen erleichtert zu sein. Besonders der Kommissar. Du stehst auf und lächelst.
    »Ihr denkt, ihr habt gewonnen. Der Mörder ist verhaftet, der Gerechtigkeit Genüge getan. Doch in Wirklichkeit seid ihr es, die im Gefängnis seid. Nur wisst ihr das nicht einmal.«
    Der Kommissar sieht dich stumm an. Seine Augen sind klar. Du kannst keinen Schmerz darin finden. Er wendet sich ab. Zwei Uniformierte kommen herein und nehmen dich mit.
    Game over.

69.
    »Ich möchte mich bei Ihnen allen herzlich bedanken«, sagte Dr. Ralph Mischnick.
    Eisenberg blickte in die Runde. Die komplette SEGI und Kayser waren ins Büro des LKA-Chefs eingeladen worden, das in einem Seitenflügel des Gebäudes lag. Aus dem Fenster konnte man die gebogene Front des ehemaligen Abfertigungsgebäudes des Tempelhofer Flughafens sehen. Auf dem Besprechungstisch standen Kaffee und Kekse, die jedoch niemand anrührte. Wissmann starrte wie üblich auf seinen leeren Schreibblock, neben dem ein exakt parallel ausgerichteter Bleistift lag. Varnholt sah gelangweilt aus dem Fenster. Morani saß kerzengerade und blickte Mischnick mit unbeteiligter Miene an. Nur auf Klausens Gesicht glühte Stolz.
    »Ganz besonders bei Ihnen, Herr Eisenberg«, fuhr Mischnick fort. »Dank Ihres Einsatzes hat die SEGI ihre erste große Bewährungsprobe bestanden und das nur wenige Wochen, nachdem Sie Ihren Dienst bei uns angetreten haben. Der Fall Körner ist ebenso ungewöhnlich wie spektakulär. Vor allem hat er gezeigt, welchen Beitrag moderne Technik zur Aufklärung von Verbrechen leisten kann.«
    »Dem möchte ich mich gern anschließen«, sagte Kayser. »Als ich Sie bat, herzukommen, hatte ich ehrlich gesagt ein schlechtes Gewissen. Ich hatte das Gefühl, Ihnen eine fast unlösbare Aufgabe zuzumuten. Doch Sie haben es geschafft, sich in kürzester Zeit den Respekt sowohl Ihres Teams als auch Ihrer Vorgesetzten und Kollegen zu verdienen. Dafür bin ich Ihnen dankbar!«
    »Die Zukunft der SEGI stand lange auf der Kippe«, ergänzte Mischnick. »Doch diese Diskussion ist jetzt endgültig vom Tisch. Ich wünsche Ihnen für Ihre weiteren Einsätze viel Erfolg!«
    »Also wird mein Investitionsantrag jetzt genehmigt oder nicht?«, fragte Wissmann, ohne von seinem Block aufzusehen. Alle starrten ihn verblüfft an.
    »Was für ein Investitionsantrag?«, fragte Mischnick.
    »Herr Wissmann hat die Anschaffung eines Hochleistungscomputers speziell für die SEGI beantragt«, erklärte Kayser. »Der IT-Investitionsausschuss hat allerdings beschlossen …«
    »Bitte leiten Sie mir doch diesen Antrag weiter, Herr Kayser«, sagte Mischnick. »Ich will mal sehen, ob ich nicht noch irgendwo einen Budgettopf finde. Über welchen Betrag reden wir denn hier?«
    »12 1 654 Euro 78«, sagte Wissmann.
    Mischnick kratzte sich am Ohr.
    »Hm. Na gut, ich werde sehen, was ich machen kann.«
    Immer noch sah Wissmann nicht auf, doch seine Mundwinkel zogen sich einen Millimeter nach oben. Es war das erste Mal, dass Eisenberg
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