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Dein Laecheln in meiner Daemmerung

Dein Laecheln in meiner Daemmerung

Titel: Dein Laecheln in meiner Daemmerung
Autoren: Cathy McAllister
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sein kann. Sie hat diesen Nichtsnutz vor die Tür gesetzt und eine Entziehungskur hinter sich.«
    »Wo ist Ron jetzt?«, fragte ich.
    Mein Stiefvater war schuld daran, dass aus der liebenden Mutter, wie ich sie zu der Zeit gekannt hatte, ehe mein Dad starb, eine alkoholabhängige Frau geworden war. Er war selbst Trinker und noch dazu gewalttätig. Ich war froh, dass Mum ihn vor die Tür gesetzt hatte, und hoffte jetzt, ihm nicht irgendwo hier in der Stadt begegnen zu müssen.
    »Er ist nicht mehr in Tristan Falls«, beruhigte mich Koveena. »Keine Ahnung, wo er hin ist, doch ich denke nicht, dass er zurückkommen wird.«
    Erleichterung durchflutete mich, doch das Problem mit meiner Mum bestand noch immer. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Was empfand sie für mich? Immerhin war ich nicht ihre leibliche Tochter, fühlte mich ihr jedoch genauso nah. Ich war noch ein Baby gewesen, als sie meinen Dad kennenlernte, und somit hatte ich eine ganz normale Mutter-Kind-Bindung zu ihr aufgebaut, um die ich mich jetzt irgendwie betrogen fühlte. Es mochte kindisch erscheinen, doch ich war irgendwie sauer auf sie. Hätte sie mich unter anderen Umständen jemals darüber aufgeklärt, dass wir nicht blutsverwandt waren?
    Koveena musterte mich aufmerksam, während ich meinen Gedanken nachhing. Ich schätzte es wirklich, dass sie mich nicht mit Fragen löcherte, wie andere es tun würden. Es würde nur dazu führen, dass ich gar nichts mehr rausbringen konnte. Ich brauchte Zeit, meine Gefühle in Worte zu fassen.
    »Ich bin sauer«, sagte ich nach einer Weile.
    Koveena nickte nur und tätschelte aufmunternd meinen Arm.
    »Warum hat sie mir nie etwas gesagt? Ich meine, nachdem Dad …« Tränen liefen mir über die Wangen und ich nahm dankbar das Taschentuch entgegen, das Koveena mir reichte. Ich putzte mir die Nase und zerknüllte das Taschentuch in meiner Faust.
    »Vielleicht hatte sie Angst«, warf Koveena ein. »Zuerst wird sie natürlich genug damit zu tun gehabt haben, um deinen Vater zu trauern. Sie hat ihn sicher sehr geliebt. Außerdem warst du noch zu klein, um es zu verstehen. Möglicherweise hatte sie geplant, es dir eines Tages zu sagen, doch du darfst auch nicht vergessen, dass sie sehr unter deinem Stiefvater gelitten hat und dass sie krank ist. Alkoholsucht ist eine Krankheit, Faith. Sie geht jetzt regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern und sie hat sich wirklich sehr geändert. Gib ihr eine Chance.«
    Ich nickte.
    »Danke«, sagte ich leise und sie umarmte mich kurz, aber herzlich.
    »Ich hoffe, dass du dich mit deiner Mum arrangieren kannst«, sagte sie. »Aber ich möchte, dass du weißt, dass du jederzeit zu uns kommen kannst, wenn du ein Problem hast oder reden willst. Wir lieben dich.«
    Ihre Worte ließen neue Tränen in mir aufsteigen, die ich mühevoll unterdrückte. Ich wollte nicht mehr heulen.
    »Ich werde dann wohl besser mal nach Hause gehen«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Cole kann dich bringen. Er kann dir ein wenig moralische Unterstützung leisten und du musst nicht gleich allein sein mit deiner Mum.«
    »Okay«, flüsterte ich und erhob mich.
    »Geh ruhig hoch«, sagte Koveena. »Zweite Tür rechts.«
    Ich verließ die Küche und stieg die Stufen hinauf zum ersten Stock. Beim letzten Mal, als ich in diesem Haus gewesen war, hatte ich nur die Küche zu sehen bekommen, ehe ich aus Versehen durch das Portal in eine andere Welt gelangt war. Doch wie ich schon beim ersten Mal festgestellt hatte, war dieses Haus viel sauberer und luxuriöser als das Haus meiner Mum. Koveena schien alles hier mit Liebe arrangiert zu haben. Selbst im Treppenaufgang hingen Bilder an den Wänden und im oberen Flur standen antike Möbelstücke mit Blumenvasen und Bilderrahmen in verschiedenen Größen darauf. Ich konnte nicht widerstehen und trat näher an eine große Kommode heran, um mir die Bilder anzusehen. Es waren alles Familienfotos und einige kannte ich schon, denn es waren dieselben Fotos, die Cole mir in seiner Welt gezeigt hatte. Doch es waren auch ein paar neuere dabei. Eines zeigte Cole und mich in ihrem Haus in Manja’thor. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass man uns fotografiert hatte. Cole hatte seine Arme um mich gelegt und mein Kopf ruhte an seiner Brust. Es war ein schönes Gefühl, uns beide als Paar zu sehen. Manchmal konnte ich es noch immer nicht glauben, dass Cole mein Freund war. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, wie er durch den Flur unserer Schule
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