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Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern
Autoren: Marie Ferrarella
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Alison ein. Luc brauchte eine ärztliche Untersuchung, nicht ein polizeiliches Verhör. Ihr Beschützerdrang hätte sie verwundert, hätte sie darüber nachgedacht. Sie war zerbrechlich im Vergleich zu Luc, und doch meinte sie, ihn verteidigen zu müssen. Zumindest, bis er wieder er selbst war – wer immer das sein mochte. „Er hat Ihnen doch gesagt, dass er sich an nichts erinnern kann. Warum stellen Sie ihm immer wieder dieselben Fragen?“
    „He, ich tue nur meinen Job. Wenn man nicht bohrt, kriegt man keine Antworten.“
    „Manchmal kriegt man erst recht keine Antworten, wenn man bohrt“, konterte sie. „Entschuldigung, aber er muss dringend zu einem Arzt.“
    „Okay, Sie können gehen“, sagte Donnelley, als ihm bewusst wurde, dass Luc im Gesicht geradezu bleich wie ein Geist war. „Wo können wir Sie erreichen, falls sich noch Fragen ergeben?“
    Luc steckte die Hände in die leeren Taschen. Falls er Geld bei sich gehabt hatte, so war es verschwunden. Seines Wissens besaß er nichts mehr außer der Kleidung, die er gerade auf dem Leib trug. „Ich weiß nicht.“
    Seine Miene verfinsterte sich. Er war diese Worte, die notgedrungen seine Antwort auf fast alles darstellten, gehörig leid. Er wusste nicht, wie er hieß, woher er kam, wohin er wollte, wie alt er war oder ob jemand irgendwo auf ihn wartete.
    Der Detective holte noch einmal seinen Notizblock aus der Tasche und schrieb etwas auf. Dann riss er das Blatt ab und reichte es Luc. „Das ist die Adresse einer Herberge.“ Unwillkürlich dachte er daran, dass ihn am Ende seiner Schicht eine wohlschmeckende, warme Mahlzeit und eine gute Frau in einem hübschen Eigenheim erwarteten, das er fast abbezahlt hatte. Er hätte nicht in den Schuhen dieses jungen Mannes stecken wollen. „Es ist dort sauberer als in den meisten derartigen Unterkünften. Dort bekommen Sie ein Feldbett und etwas zu essen.
    Vielleicht können Sie sich ja schon morgen wieder erinnern“, fügte er in skeptischem Ton hinzu.
    Alison stellte sich auf Zehenspitzen und blickte Luc über die Schulter auf den Zettel. Die Herberge lag in einer Gegend, die sie tunlichst mied, wenn sie Taxi fuhr. Sie blickte den Detective vorwurfsvoll an. „Das ist nicht gerade eine gute Adresse.“
    Er lachte kurz auf. „Für gewöhnlich wollen reiche Leute nun mal kein Obdachlosenasyl in ihrer Nachbarschaft.“
    Luc faltete den Zettel und steckte ihn in die Hemdtasche. Momentan konnte er nun einmal nicht wählerisch sein. „Danke.“
    Alison wurde zunehmend kribbelig. Sie stand nicht gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und die Menge der Schaulustigen hatte weiter zugenommen.
    „Können wir jetzt gehen?“
    „Das habe ich doch schon gesagt“, erwiderte Donnelley.
    Erleichtert setzte sie sich in Richtung des Taxis in Bewegung. „Kommen Sie“, forderte sie Luc über die Schulter auf.
    Einen Moment lang hatte er befürchtet, dass sie ihn zurücklassen wollte. Doch anscheinend fühlte sie sich ihm verbunden. Das erleichterte ihn, und es wunderte ihn, denn offensichtlich waren sie sich vor der verhängnisvollen Taxifahrt nie begegnet.
    Als er die Beifahrertür öffnete, fragte sie schroff: „Was haben Sie denn vor?“
    Verwundert hielt er inne. „Ich wollte einsteigen.“
    „Warum nicht hinten?“ entgegnete sie, denn schließlich war das der Platz für Fahrgäste – fort von ihr.
    „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber vorn bei Ihnen sitzen. Ich fühle mich da hinten zu isoliert.“ Zuvor hatte er auf dem Rücksitz auf das Eintreffen der Polizei gewartet und sich dabei unerträglich abgeschnitten gefühlt.
    Alison nagte an der Unterlippe. Sie wusste nicht, ob es nur ein Trick von ihm war oder der Wahrheit entsprach. Aber was konnte schon passieren? Er sah gegenwärtig zu mitgenommen aus, um eine Bedrohung darzustellen. „Okay“, murmelte sie schließlich und setzte sich ans Steuer.
    Luc starrte den Sicherheitsgurt mehrere Sekunden an, so als würde er die Funktionsweise analysieren, bevor er den Verschluss einklinkte. „Wohin fahren wir?“
    Sie bog in südlicher Richtung auf die Querstraße ein. „In die Notaufnahme, um Sie durchchecken zu lassen.“
    „Aber das kostet doch Geld.“
    „Keine Sorge. Ich kenne dort einen Assistenzarzt.“
    Der betreffende Assistenzarzt war nicht nur mit Alison bekannt; er war ihr drei Jahre älterer Bruder Jimmy, und sie wusste mit Sicherheit, dass er gerade Dienst im University Medical Center hatte. Mit etwas Glück kam Luc schnell an die
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