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Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern
Autoren: Marie Ferrarella
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sind?“
    Obwohl es wehtat, den Kopf zu bewegen, blickte er sich sehr langsam um. Die Straße war eng, und zu beiden Seiten ragten hohe Gebäude gen Himmel. Der Geruch nach etwas Verdorbenem wehte zu ihm hinüber. „In einer Gasse?“
    Alison unterdrückte ein Seufzen. „Können Sie mir nicht mehr sagen?“
    Erneut blickte er sich um, doch diesmal bewegte er nur die Augen. „In einer schmutzigen Gasse?“
    Sie beugte sich näher zu ihm. „Wissen Sie, wer ich bin?“ Sie erwartete, dass er ihren Namen nannte, den er während der Fahrt von der Plakette auf der Rückseite des Fahrersitzes abgelesen und als sehr hübsch bezeichnet hatte.
    Nun überlegte er fieberhaft. War sie eine wichtige Person für ihn? Er hatte das Gefühl, dass dem so sein könnte, aber er konnte es an nichts festmachen. „Eine schöne Frau?“
    Ihr Argwohn erwachte. Täuschte er die Benommenheit nur vor, um ihr Mitgefühl zu erringen – und vielleicht mehr? Sie richtete sich auf. „Ist das ein Trick?“
    „Nein, kein Trick.“ Er griff sich an den Kopf und zuckte zusammen, als er einen stechenden Schmerz verspürte.
    Alison untersuchte seinen Hinterkopf. Es war kein Blut zu sehen, aber das bedeutete nicht, dass keine innere Verletzung vorlag. Er musste zu einem Arzt, und zwar je früher, desto besser. „Was erinnern Sie?“
    Er versuchte zu denken, aber ein lautes Summen in seinen Ohren verhinderte es, Zusammenhänge zu begreifen. „Nichts.“
    Dieses eine Wort traf sie wie ein Fausthieb in den Magen. Alles war ihre Schuld.
    Sie hätte sich in die lange, im Schneckentempo vorwärts kriechende Schlange vor der Baustelle einreihen und ihn vor dem Haupteingang aussteigen lassen sollen. „Nichts? Was wollen Sie damit sagen?“
    „Ich erinnere mich an gar nichts. Es ist alles total verschwommen.“ Seine Stimme klang verwundert und erschrocken, so als würde es ihm nun erst bewusst.
    „Sie erinnern sich nicht, woher Sie gekommen sind?“ hakte sie nach, um Zeit zu gewinnen in der Hoffnung, dass sein Gedächtnis schon bald zurückkehren und sie von der Verantwortung entbinden würde.
    „Nein.“
    Er hatte ihr den Namen des Hotels genannt. Vielleicht wollte er dort jemanden treffen. „Und wohin Sie wollten?“
    Er seufzte frustriert. „Nein.“
    „Können Sie sich erinnern, wie Sie heißen?“ fragte sie in dem sanften, ruhigen Ton, der antrainiert war und stets ihre Patienten tröstete – der nichts von der Panik in ihrem Innern verriet.
    Einige Erinnerungsfetzen waren vorhanden, doch als er sie zu sammeln suchte, lösten sie sich in Tausende winzige Bruchstücke auf und zerstoben wie Konfetti im Wind. „Nein.“
    Ihr fiel ein, dass er nach der Bemerkung über ihren Namen seinen eigenen erwähnt und gescherzt hatte, dass er nicht warten wollte, bis sie einander formell vorgestellt wurden. Sie hatte sich darüber gewundert, wie ungewöhnlich nett er war. In diesem Teil der Stadt waren die Fahrgäste meistens abweisend und nur daran interessiert, schnellstens ihr Ziel zu erreichen.
    Erleichtert blickte sie ihn an in der Hoffnung, dass der Name den Erinnerungsprozess ins Rollen bringen würde. Manchmal bedurfte es dazu nur eines Wortes, eines Blickes. „Sagt Ihnen JeanLuc etwas?“
    Er ließ es sich durch den Kopf gehen, versuchte einen Zusammenhang zu sich selbst oder einer anderen Person herzustellen, wartete darauf, dass ihm ein dazugehöriger Nachname einfiel. Das Einzige, was ihm in den Sinn kam, erschien ihm seltsam und aus dem Zusammenhang gerissen.
    „Gab es nicht mal eine ScienceFictionSerie mit…“
    „Ja. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Captain JeanLuc Picard.“
    Alison wartete auf irgendein Anzeichen der Erinnerung in seinem Blick.
    Vergeblich.
    Entweder war er ein hervorragender Schauspieler, oder er litt wirklich an Amnesie.
    Seine Anstrengung, die Verwirrung zu überwinden, erhöhte sie nur noch mehr. Er kramte in seinen Taschen. „Sollte ich nicht einen Ausweis bei mir haben?“
    Er erinnert sich tatsächlich nicht an den Überfall, dachte sie niedergeschlagen.
    „Die haben Ihnen alles abgenommen.“
    „Die? Sie meinen die Räuber?“
    „Ja.“ Alison blickte über die Schulter zu dem Taxi. Drei Türen standen immer noch offen. „Ich glaube, Sie würden sich im Auto wohler fühlen.“ Sie musterte seine Gestalt. „Glauben Sie, dass Sie aufstehen können?“
    „Mal sehen.“ Er versuchte es, doch schon drehte sich alles um ihn. Gebäude und Farben verschwammen vor seinen Augen. In dem
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