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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Autoren: Andy Lettau
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wirkender Secret Service Mitarbeiter mit dem obligatorischen Headset am Ohr den Wagen zur Seite. Der Taxifahrer ließ das getönte Seitenfenster per Knopfdruck herunter gleiten und der im dunklen Anzug mit perfekt sitzender Krawatte auftretende Secret Service Mann beugte sich vor, um einen Blick auf die Rückbank zu werfen. Unwillkürlich umspielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln sein Gesicht, und mit einer eleganten Handbewegung öffnete er die Hintertür des Washington Flyer Taxicabs. »Guten Abend, Miss Gilles, willkommen in Washington! Sie bringen uns hoffentlich zukünftig nicht wieder in Verlegenheit, wenn Sie den Begleitschutz des Secret Service ablehnen. Aber steigen Sie doch bitte erst einmal aus. Ihr Vater erwartet Sie!«
    »Danke!«, erwiderte Tracy mit gespielter Verärgerung, während sie ausstieg und ihre klassischen halbhohen Absätze den Asphalt berührten. »Aber Sie wissen ja, ich bin alt genug, um allein auf mich aufzupassen. Dieser junge Mann hat mich sicher zum Ziel gebracht, und das alles ohne Inanspruchnahme öffentlicher Steuergelder.«
    Nachdem sich Tracy mit einem angemessenen Trinkgeld vom Taxifahrer verabschiedet hatte, schaute dieser mit offenem Mund seiner Kundin hinterher. In einer Gruppe von Secret Service Mitarbeitern bewegte sich eine Prominente auf die Front des Weißen Hauses zu, die Taxifahrer Toni King hinter deren stark getönter Sonnenbrille nicht erkannt hatte: Tracy Gilles, TV-Moderatorin, Jetpilotin, NASA-Mitarbeiterin … und seit vergangener Woche Tochter des neuen Präsidenten George T. Gilles.

    Präsident George T. Gilles war im Kampf um das höchste Amt im Staat mit hauchdünner Mehrheit zum Sieger gekürt worden und hatte nach Barack Obamas tragischem Tod in Berlin die Gunst der Stunde genutzt. Die Partei hatte ihm letztendlich bedingungslos das Vertrauen ausgesprochen, sein neues Team akzeptiert, und ihm den Rücken in schwierigen Zeiten freigehalten. Sein Team war zunächst skeptisch gewesen, ob die Wirkung seiner Wortwahl die richtige gewesen war, als er auf einem Parteitag in New York argumentiert hatte, er werde den Kampf gegen den Terror weiterführen, aber ohne einen gigantischen Aufwand an Mensch und Material in den entlegensten Winkeln des Planeten, sondern vielmehr mit Diplomatie und Geheimdiensten. Diese Wortwahl war eine direkte Anspielung auf die US-Präsenz im Irak und das damit verbundene Sterben und Scheitern der eigenen Truppen. Die sich erneut zu spalten drohende Öffentlichkeit in Amerika hatte diese Aussage jedoch als Schritt in die richtige Richtung akzeptiert, um endlich einen Schlussstrich unter das Kapitel Irak zu ziehen, dessen Befreiung noch nachvollziehbar, dessen dauerhafte Besetzung aber nicht mehr gewünscht war. Während die Republikaner nach Obamas Tod durch unbekannte Terroristen Morgenluft gewittert hatten und sich erneut der Koalition der Willigen erinnerten, setzten die Demokraten ganz auf Vernunft und den Dialog mit den Feinden Amerikas. Das Eis aber war dünn, auf dem sich die neue Administration bewegte.
    Die Vereidigung lag erst eine Woche zurück, und Präsident Gilles hatte noch immer nicht alle Räume des Weißen Hauses gesehen. Das Anwesen an der Pennsylvania Avenue verfügte über 132 Wohn- und Arbeitsräume, fünfunddreißig Badezimmer, acht Treppenhäuser, drei Aufzüge, einen Swimmingpool, einen Tennisplatz, eine Bowlingbahn, einen großen Fitnessraum, eine Großküche und einen Kinosaal.
    Und in genau diesem Kinosaal erwartete George T. Gilles seine Tochter, als diese von einem großen, wortkargen Sicherheitsbeamten des Secret Service in das abgedunkelte Foyer geführt wurde.
    »So also sieht es im Zentrum der Macht aus. Und ich hatte immer gedacht, dass Oral Office wäre die wahre Schaltzentrale des weißen Mannes«, eröffnete Tracy angriffsfreudig das Gespräch, in dem sie auf die ehemalige Affäre des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton mit seiner Mitarbeiterin Monica Lewinsky anspielte.
    »Noch immer die alte Tracy: Dickköpfig, stur und mit den schlechtesten Manieren ausgestattet, die man sich vorstellen kann. Wäre deine Mutter nicht viel zu früh an dieser tückischen Krankheit gestorben, sie hätte an deiner Erziehung noch viel Freude gehabt. Leider habe ich in diesem Punkt zugegebenermaßen völlig versagt.«
    Vater und Tochter schauten sich einen scheinbar endlos langen Moment in die Augen, um sich dann lachend in die Arme zu fallen. Es war das erste Mal seit mehr als drei Monaten, dass sich die beiden
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