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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Autoren: Andy Lettau
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verließ mit raschen Schritten den Ankunftsbereich der unteren Ebene am Dulles International Airport in Washington, D.C., um auf eines der zahlreichen wartenden Taxis zuzusteuern. Mit der rechten Hand überprüfte sie ihre modische blonde Kurzhaarfrisur, den Sitz ihres Schals, sowie den SMS-Eingang ihres Handys, während sie mit der linken Hand einen überdimensionierten Aluminiumkoffer hinter sich her zog. Der Koffer war ein wahres Monstrum und passte nicht so recht zu dem wirklich eleganten Erscheinungsbild der Frau. Nur ein aufmerksamer Beobachter hätte bei genauer Betrachtung des kleinen Kofferlogos registriert, dass es sich um ein Modell für privilegierte Mitarbeiter der NASA handelte.
    Mit achtunddreißig Jahren hatte Tracy Gilles nichts an Attraktivität eingebüßt, obwohl ihr von der Sonne Floridas leicht gebräunter Teint und das dezent aufgetragene Make-up nicht ganz die Zeichen von Anspannung und Übermüdung verdecken konnten. Selbst auf dem knapp zweieinhalbstündigen Flug von Orlando in die Regierungshauptstadt hatte sie nach mehr als vierundzwanzig Stunden ohne Schlaf noch auf ihrem Laptop gearbeitet und den Getränkeservice der Stewardessen freundlich dankend abgelehnt. Tracy Gilles war ein Workaholic und Fitnessfreak und verabscheute koffeinhaltige oder hochprozentige Getränke ebenso wie fetthaltiges Essen oder mangelnde Bewegung. Flugreisen in überfüllten Linienmaschinen waren für sie ein Graus; der Grund dafür lag weniger in der Enge oder dem begrenzten Sitzkomfort, sondern vielmehr an dem ihrer Meinung nach überholungsbedürftigen weil zeitintensiven Transportkonzept auf Mittel- und Langstreckenreisen in den bekannten Fluggeräten von Boeing, Lockheed, Airbus & Co. Tracy Gilles arbeitete für die NASA und war in einem ihrer Nebenressorts mitverantwortlich für entsprechende Zukunftskonzepte in der zivilen Luftfahrt, die eine beschleunigte Beförderung und verkürzte Reisezeit in der unteren Stratosphäre zum Forschungsinhalt hatten.
    Während Tracy dem nächsten vorfahrenden Taxi per Handzeichen signalisierte zu stoppen, überprüfte sie beiläufig den Sitz ihrer Sonnenbrille und verstaute das Mobiltelefon in der Handtasche. Wie immer auf Reisen hatte sie das ungute Gefühl, etwas vergessen zu haben. Allerdings stellte sich am Ankunftsort stets heraus, dass die Sorge unbegründet war und sich alles Notwendige im Gepäck befand.
    Ein dickerer Mantel wäre nicht schlecht gewesen, überlegte sie. Die Ankündigung des Piloten, dass die Wetterverhältnisse in Washington leider nicht so mild waren wie im südlichen Florida, hatte sich bestätigt. Es herrschten leichte Minusgrade, und einige Schneeflocken verirrten sich bis unter den überdachten Ankunftsbereich des Flughafens.
    Der Taxifahrer, ein Afroamerikaner Mitte zwanzig, musterte anerkennend und mit verstohlenen Blicken seinen weiblichen Fahrgast, während er den schweren Koffer im Rückraum verstaute.
    Im Wageninneren antwortete Tracy auf die Frage des Fahrers nach der Adresse kurz angebunden mit Pennsylvania Avenue 1600, das Weiße Haus . Der Taxifahrer staunte nicht schlecht und quittierte das Ankunftsziel mit einem gehauchten: »Wow!«
    Während der knapp halbstündigen Fahrt in das achtundzwanzig Meilen vom Flughafen gelegene Stadtzentrum von Washington glitten Tracys Blicke über die Gemeindegrenzen von Fairfax County und Loudoun County, ohne dass sie Details der Umgebung wirklich wahrnahm. Zu sehr war sie in Gedanken und beschäftigte sich mit beruflichen Dingen, welche die nähere Zukunft betrafen. Die NASA hatte vor einer Woche die Reserveliste für die kommende Space-Shuttle-Mission bekanntgegeben und der Name Tracy Gilles stand dort im Einsatzprofil unter Pilotin . Dies hatte sie mit einem nie da gewesenen Gefühl von Stolz erfüllt, und sie befand sich seitdem in einem inneren Disput mit sich selbst. Sie kannte natürlich alle anderen Besatzungsmitglieder der offiziellen Crew persönlich, jedoch ertappte sie sich immer wieder bei dem Gedanken, Commander Scott Glenmore könnte plötzlich die Masern und sie damit die Chance bekommen, schon auf Mission STS 150 als erste Chefpilotin zur Internationalen Raumstation ISS zu fliegen.
    Erst als der Potomac River, das Washington Monument und das Kapitol in Sichtweite kamen, wachte Tracy aus ihren Tagträumen auf und gab eine genaue Anweisung an den Fahrer, welcher Eingang am Weißen Haus angefahren werden sollte. Als sich das Taxi dem Kontrollpunkt näherte, winkte ein distanziert
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