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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Autoren: Andy Lettau
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Shuttles in den dichteren Schichten der Erdatmosphäre in Grenzen zu halten, wurde der Schub der drei Haupttriebwerke vollautomatisch reduziert. Knapp eine Minute später – Houston meldete Go at throttle up – regelten die Bordcomputer den Schub der Haupttriebwerke wieder auf den Normalwert hoch. Nun begannen die letzten zehn Sekunden der Challenger.
    Mit zunehmender Geschwindigkeit stieg die Raumfähre empor. Sie hatte nun eine Höhe von fast sechs Meilen erreicht. Die Telemetrie-Daten wurden am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Der Kommentator spulte sein selbstgefälliges Repertoire vom beeindruckenden und überlegenen Können amerikanischer Raumfahrttechnologie ab. Die Vereinigten Staaten waren die dominierende Nation auf der Welt. Nur sie waren in der Lage, der gesamten Menschheit den Weg zu den Sternen zu zeigen. Blabla …
    Noch fünf Sekunden.
    Noch vier Sekunden.
    Die Lippen des jungen Mannes hatten sich zu einem dünnen Strich verzogen. Sein Gesicht war zu einer hässlichen Maske erstarrt. In seinen Augen lag ein tödliches Wissen. Der arrogante Reporter würde gleich Lügen gestraft werden. Das Spiel war aus.
    Noch zwei Sekunden.
    Noch eine Sekunde.
    Urplötzlich spaltete eine gigantische Explosion den Himmel über Florida. Die Challenger wurde buchstäblich in Fetzen gerissen. Ein apokalyptischer Feuerball schoss in die Atmosphäre. Abertausende von Trümmerteilen zogen Rauchfahnen hinter sich her und regneten in den Atlantik nieder. Eine imposante Explosionswolke stand unheilvoll und bewegungslos vor dem kontrastierenden azurblauen Himmel. Die durch den Druck der Detonation abgerissene Kabine schlug erst eine Minute später und rund dreißig Meilen vom Startkomplex 39B entfernt auf die Wasseroberfläche auf.
    Es sollte für die Öffentlichkeit immer ein Geheimnis bleiben, ob die Astronauten den Zeitpunkt des Aufpralls noch bewusst miterlebt hatten. Die Version der NASA – und somit die Version der Medien – war die des schmerzlosen Todes, bedingt durch den plötzlichen Druckabfall in der Kabine und die damit verbundene Bewusstlosigkeit der Crew. Die NASA jedenfalls dementierte heftig alle anders lautenden Gerüchte zu diesem Thema.
    Steve Miller setzte ein zufriedenes Lächeln auf, als er von seinem Fenster an den Horizont schaute und das bizarre Wolkenbild über dem Cape sah. Auf der Straße standen viele Passanten und schauten fassungslos in die Richtung des Unglücks. Unbeeindruckt ging er in sein Zimmer zurück.
    Seit dem Start waren genau dreiundsiebzig Sekunden vergangen. Die Challenger hatte aufgehört zu existieren. Und mit ihr die Astronauten Francis Scobee, Ellison Onizuka, Judith Resnik, Ronald McNair, Gregory Jarvis und Michael Smith, sowie die Nicht-Astronautin Christa McAuliffe, eine siebenunddreißigjährige Lehrerin aus Concord, New Hampshire, die sich als Zivilistin für das Ronald Reagan Programm Lehrer im Weltraum beworben hatte.
    Während ein fassungsloser Reporter versuchte, die Katastrophe zu erklären, liefen die Bilder vom Moment der Explosion wieder und wieder über den Schirm. Spätestens jetzt würden sich die Fernsehsender, die dem Start des amerikanischen Shuttles aus Kostengründen keine Aufmerksamkeit mehr gewidmet hatten, selber verfluchen.
    Miller zündete sich eine Zigarette an und setzte sich auf das Bett. Völlig entspannt verfolgte er die weiteren Sondersendungen.
    Amerika war geschockt.
    Eine ganze Nation hatte plötzlich den Glauben verloren. Den Glauben an Fortschritt, an technische und geistige Überlegenheit gegenüber anderen Ländern. Für die USA war das Space Shuttle mehr als nur eine Raumfähre. Es war ein Symbol der Macht und der Stärke, eine beeindruckende Demonstration von ungebremster Expansionsenergie. Und mit einem Mal war alles vorbei. Ein zerplatzter Traum. Vor den Augen der Welt. Live. Ungeschminkt. Die Zeit der Tränen war gekommen.
    Das Desaster war das Top-Thema in den Medien, und zwar weltweit. Seit der spektakulären Mission von Apollo 13 und seit Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte, war keine Weltraummission so intensiv diskutiert worden. Alle möglichen Experten meldeten sich zu Wort und jeder hatte etwas zum Thema zu sagen. Plötzlich war allen wieder bewusst, welche Risiken die moderne Raumfahrt mit sich brachte. Das größte Unglück in der Geschichte der bemannten Raumfahrt hatte den Traum vom routinemäßigen Zugang der Menschen in den erdnahen Weltraum zerstört. Nichts war Routine, gar
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