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Deborahs Totenacker

Deborahs Totenacker

Titel: Deborahs Totenacker
Autoren: Jason Dark
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wollte hoch.
    Der Schwindel würde kommen, ich würde wie ein Betrunkener durch diese Knochengruft stolpern und der Bestie in die weichen Arme laufen.
    Es war mir gelungen, die Augen weit zu öffnen. Ich hatte Deborah bisher nur gerochen, jetzt sah ich sie und erkannte mit Schrecken, wie nahe sie mir bereits war.
    Sie mußte wie auf einer Rutschbahn über die Schräge geglitten sein und war dicht vor meinen Füßen gelandet. Dabei hatte sie sich noch Zeit lassen können und so lange gewartet, bis ich mich bewegte. Etwas klemmte meinen rechten Arm fest. Mühsam drehte ich den Kopf, und sah diesen widerlichen klumpigen Fuß, der auf meinem Gelenk stand.
    Trotz seiner Weichheit drückte er stark zu, und ich war nicht mehr in der Lage, die Beretta zu halten.
    Jetzt machte ich mir natürlich Vorwürfe, daß ich mein Kreuz nicht offen vor die Brust gehängt hatte, aber niemand ist perfekt. Ich hatte daran nicht gedacht.
    Ich hörte mich selbst stöhnen, als sich die Faust öffnete und ich die Pistole abgab. Ein zufriedenes Grunzen erreichte meine Ohren, der Druck am Arm verschwand, und auf meinen anderen Körperteilen spürte ich ihn auch nicht.
    Deborah stand vor mir.
    Ich hatte mich inzwischen hingesetzt und blickte an ihr hoch. Nein, es war nichts mehr von ihrer Schönheit zu sehen, die die Männer verrückt gemacht hatte. Hier war ihre Welt, hier brauchte sie sich nicht mehr zu verstellen. Hier unten in der Knochengrube zeigte sie ihr wahres Gesicht.
    Eine widerliche, eine stinkende Ghoulfratze. Aufgedunsen, ständig in Bewegung, als wären Hände dabei, weichen Pudding zu schütteln. Es gab keine richtigen Augen mehr, nur kleine, blanke Knöpfe in ihren Schleimmassen, die immer wieder dicke, ovale Tropfen absonderten. Sie rannen an der Masse entlang, die einmal Haut gewesen war, nun aber wie gallertartiger Gelee wirkte, in dessen unterer Hälfte sich ein widerliches und mit mörderischen Ghoulzähnen bestücktes Maul abzeichnete, denn die waren ihr ebenfalls gewachsen.
    Mir stockte der Atem. Meine Chance war verdammt gering. Denn ich sah auch den Stein in ihrer linken, dick aufgequollenen Hand. Der Stein war handlich, und an seiner breiten Fläche sah er zudem aus wie frisch geschliffen.
    Auch die dunklen Flecken fielen mir auf.
    Das war Blut!
    Blut eines Mannes, der sicherlich nicht mehr lebte, weil er hatte schlauer sein wollen als ich.
    Deborah knurrte nicht, sie gurgelte, und aus ihrem Maul spritzten einige Tropfen.
    Welche Chance blieb mir noch?
    Das Kreuz? Das Sprechen der Formel, das Aktivieren meines Talismans.
    Es wäre gegangen, wenn ich die Zeit gehabt hätte, aber die Bestie hatte bereits den Arm angehoben, um die Hand mit dem Stein auf meinen Schädel sausen zu lassen.
    Meine Gegenwehr war ein Akt der Verzweiflung.
    Aus der sitzenden Haltung wuchtete ich mich nach vorn. Mein Kopf traf den weichen Leib der Bestie, und ich hatte das Gefühl, in einem nach Leichen stinkenden Schlamm zu versinken.
    Aber ich erzielte einen Erfolg, denn gleichzeitig merkte ich, wie Deborah anfing zu wanken. Sie mußte zurück, sie schlug noch, aber sie traf meinen Kopf nicht, weil sie Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hatte.
    Mein Kopf lag wieder frei. Der Schleim klebte in meinen Haaren. Ich hatte den Mund weit aufgerissen, holte Luft und versuchte gleichzeitig, den Ekel zu unterdrücken.
    Mein Gehör war noch in Ordnung. Vom Friedhof her drang Lärm in die Totengruft. Er erinnerte mich an die Geräuschkulisse eines Hubschraubers. Einbildung, nur Einbildung, dachte ich und versuchte, mich in die Höhe zu stemmen.
    Wo meine Beretta inzwischen gelandet war, konnte ich nicht sehen. Es war zu dunkel, ich suchte sie auch gar nicht, denn jetzt mußte ich das Kreuz nehmen.
    Deborah griff an.
    Es gelang mir nicht, die Formel zu sprechen. Wieder wollte sie mir den blutbefleckten Stein gegen den Kopf schmettern. Ich wich zur Seite und rutschte aus.
    Verdammt, ich landete auf dem Boden. Wieder überkam mich der Schwindel. Ich kam mir in meinem Zustand vor wie ein Schattenkämpfer, der zwar selbst vorhanden ist, aber gegen den Gegner nicht ankommt, weil alles, was er tat, ins Leere puffte.
    Sie trug noch immer ihren Mantel. Das Kleid war längst zerrissen, und durch die Löcher quoll die stinkende Schleimmasse. Auf dem Boden liegend drehte ich mich, weil ich mich wegrollen wollte. Das genau war ein Fehler, denn Deborah stemmte mir ihren schweren Fuß auf den Rücken und nagelte mich fest.
    War das das Aus? Das Gewicht war so extrem,
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