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Deborahs Totenacker

Deborahs Totenacker

Titel: Deborahs Totenacker
Autoren: Jason Dark
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»Nur wundert es mich, daß sie nicht selbst mit uns in Kontakt getreten ist.«
    »Das ging nicht. Sie ist weggefahren, wollte eine Reise antreten. Nach Österreich, glaube ich. Noch einmal den Schnee sehen.«
    Das stimmte. Jane wollte tatsächlich für zehn Tage mit Lady Sarah Goldwyn Urlaub irgendwo am Arlberg machen. Sie hatte versucht, mich auch dazu zu überreden, doch bei mir war eben einiges dazwischengekommen, und so waren die beiden allein gefahren.
    »Schön«, sagte Suko, »also nicht die Mafia.« Er lehnte sich an die Wand mit der beigen Tapete. »Wer dann?«
    »Die Familie Mancini.«
    Suko runzelte die Stirn. »Müßten wir die Leute kennen? Ist dir der Name ein Begriff, John?«
    »Bisher nicht.«
    Serrano nickte. »Ich will es kurz erklären. Die Mancinis sind Importeure italienischer Waren. Obst, Gemüse, Nudeln, Soßen, Gewürze und so weiter. Es geht ihnen gut, und diese Wohnung hier ist nicht ihr Hauptsitz, aber sie ist für gewisse Dinge sehr geeignet.«
    »Weiter!« forderte ich ihn auf.
    »Das werden Sie gleich sehen. Es geht um den Sohn. Er… er… ist leider tot.«
    »Was sollen wir dabei?«
    »Ich führe Sie.«
    Der Mann drehte uns den Rücken zu, und wir schauten uns an. So recht konnten wir uns nicht mit den Dingen anfreunden, aber das Leben steckt bekanntlich voller Überraschungen, und wir waren darauf eigentlich immer geeicht.
    Der Flur war relativ lang. Wer hier lebte, bewohnte sicherlich die gesamte Etage, und vor der letzten Tür blieb Serrano stehen. Er beugte sich etwas vor, als er klopfte. Seine Haltung kam mir schon ein wenig devot vor. Aus dem Zimmer dahinter hörten wir eine tiefe Stimme. Erst dann öffnete Serrano und meldete uns.
    »Sie sollen kommen.«
    Serrano hatte die Tür bis zum Anschlag geöffnet und gab den Weg frei.
    Uns war schon zuvor der flackernde Kerzenschein aufgefallen, der in den Flur geflossen war, und auch der Geruch hatte sich verstärkt. »Ich lasse Sie mit Umberto Mancini allein«, flüsterte Serrano uns zu.
    »Ja, tun Sie das.«
    Beide zwinkerten wir mit den Augen, als wir das relativ schmale Zimmer betraten. Das Tageslicht war durch die geschlossenen Vorhänge ausgesperrt worden. Im Zimmer brannten vier Kerzenflammen. Sie rahmten am Kopf- und Fußende einen Gegenstand ein, mit dem wir hier allerdings nicht gerechnet hatten. Es war ein offener und belegter Sarg!
    Hinter uns schloß der Detektiv die Tür. Wir blieben am Fußende des dunklen Sargs stehen, schauten für einen Moment auf das wachsbleiche Gesicht des Toten und nahmen dann die Bewegung uns gegenüber wahr, denn dort erhob sich von seinem Stuhl ein älterer, korpulenter Mann mit schlohweißen Haaren, die nur die hintere Hälfte seines Kopfes bedeckten. Wie ein Wächter hatte er dort gesessen. Der Mann trug ebenfalls dunkle Kleidung, und dunkel waren auch die Ringe unter seinen Augen.
    »Ich bin Umberto Mancini«, stellte er sich vor.
    »Der Importeur, nicht?« fragte ich.
    »So ist es.«
    Auch wir nannten unsere Namen, und für einen Moment huschte ein Lächeln über dem Mund des Trauernden, als hätte er durch unser Kommen wieder Hoffnung geschöpft. »Sie sehen hier einen Toten liegen«, sagte er. »Dieser Tote heißt Fredo Mancini, er ist mein Sohn, mein Ältester, der einmal meine Firma leiten sollte, aber das ist nun vorbei.« Seine Wangen zuckten, die Stimme war brüchig geworden, der Mann kämpfte mit den Tränen. Wir gaben ihm eine Pause und schauten uns inzwischen den jüngeren Mancini an.
    Er war um die Dreißig. Sein Gesicht erinnerte an eine Wachsmaske, obwohl er von einem Kosmetiker zurechtgemacht sein mußte, denn auf den Wangen entdeckten wir den Hauch von Rouge. Seine Augen waren geschlossen, die Hände lagen auf der Brust zusammen, und auch er trug einen dunklen Anzug, zumindest eine dunkle Jacke, denn von der unteren Hälfte seines Körpers war nichts zu sehen, weil über ihr eine helle Decke faltenlos drapiert worden war.
    Wir sahen nicht, woran dieser Fredo Mancini gestorben war, und in meinem Kopf spukte noch immer die Mafia herum. Ich wollte mich auf keinen Fall in eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen mit hineinziehen lassen, es sei denn, dämonische Kräfte waren am Werk.
    Umberto mußte sich die Nase putzen. Er tat es zweimal und sprach uns dann an. »Sie haben ihn gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Er war ein guter Junge, und deshalb mußte er wohl sterben.«
    Ich kam da nicht ganz mit und fragte: »Wenn er so gut war, warum mußte er dann sterben?«
    »Weil er
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