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Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Titel: Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus
Autoren: Andreas Winkelmann
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Antwort.
    Sie schaltete das Licht ein. Es beleuchtete nur den geraden Teil der mit braunen Kacheln gefliesten Kellertreppe. Die Treppe beschrieb im unteren Drittel eine Kurve, und alles, was sich dahinter befand, lag im Dunkeln.
    Ann-Christin setzte einen Fuß auf die erste Stufe. Gleichzeitig schrie in ihrem Inneren eine Stimme «Hau ab, bring dich in Sicherheit». Sie zögerte einen Moment und dachte daran, zu den Böses hinüberzulaufen, ihren Nachbarn. Aber wie peinlich wäre es, wenn Mama nur früh zu Bett gegangen oder auf der Couch eingeschlafen war! Für den verfluchten Hausschuh gab es sicher eine ganz einfache Erklärung.
    Also nahm sie all ihren Mut zusammen und stieg über den einzelnen Hausschuh in den Keller hinab. Für einen kurzen Moment glaubte sie, die aufgestickten Augen würden ihr folgen, aber das lag sicher nur an ihren überreizten Nerven.
    Auf der sechsten Stufe erstarrte Ann-Christin.
    Von unten herauf starrte sie das Smileygesicht des zweiten Hausschuhs an. Er steckte noch auf dem Fuß ihrer Mutter.
    Sie lag verdreht und leblos am Ende der Treppe.

    I ch ließ mich auf den Drehstuhl nieder, der vor dem kleinen Schreibtisch aus Kiefernholz in Kathis Zimmer stand. Ich hatte bewusst die Deckenlampe nicht eingeschaltet, beugte mich nun vor und betätigte den Schalter der schwenkbaren Arbeitsleuchte. Kaltes blaues LED -Licht flutete über den unaufgeräumten Schreibtisch.
    Am Schirm der Lampe klebte ein Post-it mit einem einzigen Satz darauf. Als ich ihn las, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinab.
    Das digitale Virus ist die Pest der Neuzeit.
    Ich nahm den Zettel ab. Das war eindeutig Kathis Handschrift. Virus, Pest, Ratten, Tod … was war nur in ihrem Kopf vorgegangen? Ich wurde nicht schlau daraus.
    Ich betrachtete den Schreibtisch. An den Rändern stapelte sich ein Wust aus Kleinkram. Schmuck, Schminkutensilien, gerahmte Fotografien, Figuren aus Überraschungseiern. Dazwischen eines meiner älteren Bücher: «Blinder Instinkt». Es sah aus, wie ein Taschenbuch aussehen sollte: abgegriffen und schmuddelig. Sie hatte mir gesagt, dass sie die Geschichte um das blinde Mädchen besonders gemocht hatte. Ich nahm es in die Hand, blätterte durch die Seiten und legte es wieder weg. Keine Zeit für Sentimentalitäten jetzt. Ich war hier, um zu recherchieren.
    Der Rechner stand vor mir. Ein Macbook, das ich ihr zur Konfirmation geschenkt hatte. Ich hatte in meinen Büchern oft genug beschrieben, wie sich Ermittler, auch Privatdetektive, notwendige Informationen beschafften. So gut wie jeder Polizist wusste ich, dass ein PC eine Fundgrube sein konnte, wenn die Person eher sorglos damit umgegangen war. Und ich war in Computerdingen fit genug, um einiges herauszufinden. Für alles andere hatte ich Jan Krutisch, einen Programmierer, auf dessen Hilfe ich bereits bei einigen Recherchen zurückgegriffen hatte.
    Für das Zugangspasswort brauchte ich ihn aber nicht. Ich kannte es.
    Kathi hatte es mir nicht selbst verraten, aber sie hatte diesen Laptop an ihrem Praktikumstag bei mir dabeigehabt. Als sie ihn hochgefahren hatte, hatte ich beim Eingeben des Passwortes zugesehen. Ich erinnerte mich so genau daran, weil ich ihr einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass es viel zu simpel war. Vier Buchstaben. Ein Name aus ihrem Leben.
    Lady.

    Kathis Facebook-Account war noch geöffnet.
    Das tat weh. Ihre Timeline war voller Fotos. Kathi allein oder mit einer ihrer Freundinnen in witzigen oder provokanten Posen. Kathi auf einer Feier, im Bus, das Bild mit ihrer Katze im Arm, das ich schon kannte. Nach ihrem Tod hatten einige ihrer Freunde etwas gepostet, nicht wissend, dass sie nicht mehr lebte. Es waren makabre Einladungen. Was machst du heute Abend? Hey, meld dich mal, kann dich nicht erreichen. So still bei dir, hast du einen neuen Freund?
    Dann änderte sich der Ton. Posts erschienen, hinter denen man den Schock und die Trauer erahnen konnte. Ich wollte sie nicht lesen, das ging mir viel zu nahe.
    Kathi hatte 533  Freunde. Einige davon waren auf der linken Seite abgebildet. Mir fiel auf, dass ich ein paar der Gesichter kannte.
    Ich loggte mich in meinen Facebook-Account ein.
    Einige meiner Freunde waren auch ihre. Viele, die auf meiner Fanpage «Gefällt mir» geklickt hatten, fand ich auch unter Kathis Freunden. Ich hatte sie gebeten, bei den sozialen Netzwerken keinen sichtbaren Kontakt zwischen uns herzustellen. Ich schrieb Thriller und wollte nicht, dass irgendein realer Psychopath da draußen an
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