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Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Titel: Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus
Autoren: Andreas Winkelmann
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Angst?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Aber sie muss doch etwas gesagt haben.» Ich stand auf, vielleicht etwas zu ruckartig, jedenfalls erschraken beide Mädchen, und Theresa sah mich endlich an.
    «Sie fühlte sich verfolgt», stieß sie aus.
    «So ein Quatsch», fuhr Viola dazwischen. «Damit wollte sie sich doch nur wichtigmachen. Für Marco.»
    «Wer ist Marco?» Mein Blick flog zwischen den beiden hin und her.
    «So ein Typ hier auf der Schule.»
    «Ihr Freund?»
    «Nee, nicht wirklich, aber Kathi fand ihn schon süß.»
    «Das hatte absolut nichts mit Marco zu tun», beharrte Theresa. «Sie hat mir gesagt, dass ihr ein paarmal ein Wagen gefolgt ist. Auf dem Weg nach Hause.»
    «Was?», platzte ich heraus. «Was für ein Wagen?»
    «Ich weiß nicht, hat sie nicht genau gesagt, ein großer schwarzer, glaube ich.»
    «Wann war das?» Ich hätte das Mädchen am liebsten geschüttelt, weil ich ihr alles so mühsam aus der Nase ziehen musste.
    «Vor zwei Wochen oder so. Keine Ahnung. Aber dann hat sie es nicht mehr erwähnt, und ich hab’s vergessen. Bis … na ja, bis …»
    Sie sprach nicht zu Ende, sah mich an, und eine Träne kullerte ihre Wange hinab. «Meinen Sie, das hat etwas mit ihrem Tod zu tun?»
    «Würdest du das der Polizei gegenüber wiederholen?», fragte ich.
    «Ich weiß nicht … warum?»
    «Hat Kathi vielleicht ein Foto von dem Wagen gemacht?»
    Beide zuckten mit den Schultern.
    «Schauen Sie doch auf ihrem Handy nach», sagte Viola. «Kathi hat immer wie eine Verrückte fotografiert. Wenn sie den Wagen fotografiert hat, dann finden sie das Bild dort. Aber wie gesagt, ich glaub die Geschichte nicht so ganz.»
    «In den letzten Tagen …», begann Theresa und sah wieder zu Boden. «Kathi … sie hat ständig diese kleinen schwarzen Kästchen fotografiert und gescannt. Sie meinte, die wären irgendwie unheimlich, weil man nicht wissen kann, was sich dahinter verbirgt.»
    «Was für kleine schwarze Kästchen?»
    «Diese QR -Codes.»

    W as sind QR -Codes?», fragte mein Bruder Heiko. Seine Hand zitterte, während er an der Zigarette zog, und für einen Moment verschwanden seine Augen hinter dem hastig ausgepafften blauen Qualm. Es waren nicht mehr die gleichen wie früher. Der grenzenlose Optimismus darin war verschwunden. Heiko war ein grundehrlicher, herzensguter Typ, der in allen Menschen immer nur das Beste sah, aber ich befürchtete, dass diese beneidenswerte Eigenschaft durch Kathis Tod Schaden genommen hatte.
    «Diese kleinen schwarzweißen Rechtecke, die man heute auf fast allen Produkten findet. So ähnlich wie Barcodes, nur eckig. Man scannt sie mit dem Handy ein, bekommt weitere Informationen und kann an einem Gewinnspiel teilnehmen oder so was.»
    «Ach so … Nein», sagte Heiko und schüttelte den Kopf. «Ich hab nicht bemerkt, dass Kathi sich dafür interessiert hat.»
    Sein Blick weitete sich und ging ins Leere.
    «Sie war wie immer … meine Kathi war doch wie immer, oder?»
    Diese Frage war nicht an mich gerichtet, das wusste ich. Heiko hatte einen regulären Job in einer Papierfabrik und fuhr an den Wochenenden und Feiertagen Taxi, um seine Familie und das Haus durchzubringen. Iris arbeitete in Teilzeit als Krankenschwester. Die beiden hatten nicht viel Zeit für ihr einziges Kind, vor allem Heiko nicht. Jetzt fragte er sich, ob er eine Veränderung an seiner Tochter überhaupt bemerkt hätte.
    Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. Wir standen draußen auf seiner Terrasse, drinnen rauchte er nicht. Es war längst dunkel geworden, und in der Nachbarschaft war es sehr still. Fast schien es, als würde Kathis Tod auf der ganzen Wohnstraße lasten.
    «War sie, und ich glaube auch nicht, dass es Selbstmord war.»
    Heiko schüttelte den Kopf, zog abermals an der Zigarette und sah mich dann an. «Aber niemand würde doch meiner Kathi etwas antun. Warum denn auch? Das verstehe ich genauso wenig. Weißt du irgendwas, was ich nicht weiß?»
    Die Trauer und Verzweiflung in seinem Blick hatten mich in den letzten Tagen schon bedrückt, dass er mich jetzt aber so ansah, als misstraue er mir, setzte mir noch mehr zu. Übel nahm ich es ihm nicht, er war traumatisiert. In diesen Tagen hätte er mich schlagen und beleidigen können, es hätte unserer Beziehung keinen Abbruch getan.
    «Nein», sagte ich und sah ihm fest in die Augen. «Ich weiß nicht mehr als du. Aber ich weiß, dass Kathi sich niemals umgebracht hätte. Und davon bringt mich auch niemand ab.»
    «Aber die Polizei
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