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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
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nicht ihre Schuld, dass ihre Mutter leider ein narzisstisches, mordlustiges Miststück war – und das war noch die netteste Bezeichnung, die Cissy für Marla finden konnte. Cissys Meinung war: Je strikter sich ihre egozentrische verrückte Mutter von ihr und Beejay fernhielt, umso besser.
    So darfst du nicht denken … schüttle die negativen Gedanken ab … zähle langsam bis zehn … Die Stimme ihres Therapeuten ertönte in ihrem Kopf, doch Cissy ignorierte sie. An diesem Abend war sie keineswegs nachsichtig gestimmt, sie war nur dankbar, dass die Polizei ihr nicht zum Grundstück der Cahills folgte, wo ihre Großmutter residierte, seit sie vor beinahe fünfzig Jahren in die Familie eingeheiratet hatte. Cissys Leben war ohnehin schon viel zu sehr in Aufruhr geraten, sie musste sich nicht auch noch mit den Bullen herumärgern. Wenn es nach ihr ging, hatte sie genug Melodrama und Schmerz für ein ganzes Leben hinter sich – dank Marla Amhurst Cahill, ihrer idiotischen Mutter.
    »Tja, Beejay, das ist deine Nana«, sagte sie, während sie die Straßen entlangfuhr, die an den Alamo Square angrenzten. »Die Psycho-Oma.« Im Rückspiegel warf sie einen Blick auf ihren Sohn, der nun nicht mehr quengelte und weinte und sich nicht mal mehr gegen die Mütze wehrte.
    Erleichtert, weil der Wutanfall vorüber war, zwinkerte sie ihm zu. »Siehst du, du wolltest einfach nur gern mit Mom in einem tollen Schlitten fahren, nicht wahr?«
    Die Ampel vor ihr sprang auf Gelb um, und sie trat auf die Bremse. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wäre sie auch noch bei Dunkelorange weitergefahren, aber seit sie Beejay hatte, war sie zu einer vorbildlichen Verkehrsteilnehmerin und überbehütenden Mutter mutiert. Wer hätte das gedacht?
    Ihr knurrender Magen und die Uhr auf dem Armaturenbrett erinnerten sie daran, dass sie sich verspätete. Toll. Zweifellos stand ihr mal wieder eine Gardinenpredigt bevor. Als hätte sie nicht längst genug davon gehört. Du liebe Zeit, sie war schließlich eine erwachsene Frau.

    Noch einmal schaute sie in den Rückspiegel. Dieses Mal prüfte sie den nachfolgenden Verkehr und hielt Ausschau nach einem Polizeiauto. Es war weit und breit keines zu sehen. Angesichts der Tatsache, dass die Polizei seit der Flucht ihrer Mutter ihre Haustür nicht aus den Augen gelassen hatte, war es schon eigenartig, dass ihr jetzt niemand folgte. Die Detectives waren zwar überaus nett gewesen, doch sie wusste, dass sich hinter ihren besorgten Worten und dem nachsichtigen Lächeln Misstrauen verbarg.
    Als ob ihre Mutter Kontakt zu ihr aufnehmen würde.
    Als ob sie einer Frau, die sie hasste, Unterschlupf gewähren würde.
    »Ausgeschlossen, verdammt noch mal«, flüsterte sie. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. Als Kind hatte sie Marlas kühle, distanzierte Haltung ihr gegenüber ertragen müssen. Das hatte sie akzeptiert, wie auch die Tatsache, dass ihre gesamte Familie ein Haufen eiskalter Sonderlinge war. Um zu überleben, hatte sie lediglich auf jede nur erdenkliche Art rebelliert.
    Doch jetzt, als sie selbst Mutter war, konnte Cissy sich nicht vorstellen, dass eine Mutter sich ihrem Kind nicht eng verbunden fühlen konnte. Als sie ihren Sohn zum ersten Mal gesehen hatte, war sie ein neuer Mensch geworden. In diesem goldenen Moment hatte sich ihr Leben verändert. Während der gesamten Schwangerschaft hatte sie mit dem Baby geredet, ihren Leib gestreichelt, hatte den Embryo wegen ihres Heißhungers auf Tacos und andere mexikanische Gerichte zu jeder Tages- und Nachtzeit sogar Juan genannt, doch das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, als sie ihn im Krankenhaus im Arm hielt und schreien hörte. Ja, sie waren ein Team. Unzertrennlich.
    Doch wo steckte ihre Mutter?
    Wie um alles in der Welt hatte sie den Ausbruch aus dem Gefängnis bewerkstelligt?
    Waren Gefängnisse nicht angeblich ausbruchssicher?
    Was machst du, wenn sie plötzlich vor deiner Haustür steht?
    »Gar nicht daran denken«, ermahnte sie sich selbst. Noch mehr Schwierigkeiten konnte sie im Moment nicht brauchen. War es nicht schon schlimm genug, dass sie sich im Frühstadium einer Scheidung befand und ihr Sohn mit Riesenschritten aufs Trotzalter zustrebte, was man daran erkennen konnte, dass er die ganze Woche über unausstehlich gewesen war? Und dass die Heizung gerade jetzt den Geist aufgegeben hatte, war auch kein Trost. Alles in allem waren die letzten sieben Tage die Hölle gewesen.
    Die Ampel hatte auf Grün geschaltet, und Cissy fuhr
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