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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
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Nackenhaare.
    Ihr Herz blieb beinahe stehen, als sie einen Blick über die Schulter zurückwarf. Im Schatten des unbeleuchteten Flurs vor ihrem Schlafzimmer bewegte sich etwas. »Cissy?«, fragte sie wieder, doch es war kaum mehr als ein Flüstern, und ihr Puls raste vor Angst. »Bist du das, Liebes? Du, das ist nicht witzig …«
    Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
    Eine Frau, halb im Dunkeln verborgen, trat plötzlich triumphierend hervor.
    Eugenia erstarrte.
    Die Zeit schien stillzustehen.
    »Du!«, schrie sie. Panik ergriff ihren ganzen Körper, und die Frau vor ihr lächelte, ein Lächeln, so kalt und niederträchtig wie das Herz des Satans.
    Eugenia wollte davonlaufen, fliehen, doch bevor sie noch einen Schritt tun konnte, sprang die jüngere Frau auf sie zu, packte sie mit kräftigen Händen, stemmte sie mit ihren muskulösen Armen hoch.
    »Nein!«, schrie Eugenia. »Nein!« Sie hob den Stock, doch das verflixte Stück entglitt ihrer Hand und klapperte nutzlos die Treppe hinunter. Jetzt endlich begann Coco wild zu bellen.
    »Tu’s nicht!«, schrie Eugenia.
    Doch es war zu spät.
    Einen Herzschlag später wurde sie übers Treppengeländer gehievt und in den Freiraum gestoßen, wo der Kronleuchter hing. Eugenia schrie, schlug mit den Armen um sich, hörte ihren Hund knurren – und stürzte hinab.
    Der Louis-XVI-Tisch und der Fliesenboden des Foyers rasten auf sie zu.
    Vor Entsetzen blieb beinahe ihr Herz stehen, als sie mit einem dumpfen, übelkeiterregenden Aufprall auf dem Boden aufschlug. Knack! Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Eine halbe Sekunde lang blickte sie hinauf zu ihrer Angreiferin. Siegesbewusst stand die Frau auf dem Treppenabsatz, hielt Coco im Arm und streichelte sein dichtes Fell.
    »Rache ist süß, oder?«, höhnte die Frau.
    Dann umgab Eugenia nur noch Finsternis …

    »Schschsch! Beejay, alles ist gut, okay? Alles ist gut! « Cissy Cahill beugte sich über das Laufgitter und hob sich ihren achtzehn Monate alten Sohn auf die Hüfte. Sein Gesicht war vom Weinen gerötet, Tränen strömten über die runden Wangen, seine Nase lief und lief. »Ach, Schätzchen, wie du aussiehst!« Cissys Herz schmolz auf Anhieb dahin, und sie küsste seinen blonden Scheitel, während sie nach einem Papiertaschentuch griff, um ihm die Nase zu putzen. »Alles wird wieder gut, versprochen«, sagte sie und holte sein Jäckchen und die Mütze, die er hasste wie die Pest. Irgendwie gelang es ihr, ihn anzuziehen, die Windeltasche zu greifen und zur Tür des alten viktorianischen Hauses hinauszugehen, in dem sie seit fast zwei Jahren lebte. Beejay war schon den ganzen Nachmittag über quengelig. Wahrscheinlich zahnte er, und als dann der Pizzalieferant erschien, hatte Beejay sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund in wahre Wut hineingesteigert. Cissy hatte keine Ahnung, was ihn so verstörte. Die Zähne? Fror er, weil die verdammte Heizung ausgegangen war? War ihm zu warm, weil seine Mutter ihm zu viel angezogen hatte? Was auch immer der Grund sein mochte, Cissy war überzeugt davon, dass es nichts Ernstes war, der Kleine würde darüber hinwegkommen müssen. Sie war bereits spät dran, und ihre Großmutter würde verärgert sein.
    »Das ist der Preis dafür, eine Cahill zu sein«, beklagte sie sich bei ihrem Sohn, schloss die Haustür hinter sich und ging mit ihm zur Zufahrt, wo ihr Auto, eine silberne Acura-Limousine, stand. Die Pizza, die im Karton auf dem Boden vor dem Beifahrersitz lag, war bestimmt schon kalt. Beejay, genauso schlechter Laune wie schon den ganzen Tag über, heulte und zerrte an seiner Mütze, als Cissy ihn im Fond des Wagens in seinem Kindersitz anschnallte und sich selbst dann auf den Fahrersitz fallen ließ. Es war dunkel, ein sanfter Regen fiel und verwischte die Lichter der Stadt. Sie blickte zur anderen Straßenseite hinüber, wo ein Zivilwagen der Polizei geparkt hatte, seit bekannt geworden war, dass ihre Mutter aus dem Gefängnis ausgebrochen war, doch zu ihrer Überraschung stand er nicht mehr da.
    Und auch der Ü-Wagen war verschwunden, der stundenlang an der Straße gestanden hatte. Dreimal hatte ein Reporter an ihrer Tür geklingelt und sie um ein Interview gebeten. Als ob sie sich jemals der Presse gegenüber äußern würde! Cissy hatte darum gebetet, dass sie fortgingen, und an diesem Abend war ihr Wunsch erfüllt worden.
    Gut so.
    Sie hatte es satt, behandelt zu werden, als wäre sie eine Art Kriminelle, obwohl sie doch nichts Böses getan hatte. Absolut nichts! Es war
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