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Das Zombie-Trio

Das Zombie-Trio

Titel: Das Zombie-Trio
Autoren: Jason Dark
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ist wohl ein Fakir, denke ich.«
    »Wieso?«, murmelte Ari zurück. »Fakire stammen aus Indien oder Sri Lanka. Jedenfalls war das für mich immer so.«
    »Hier anscheinend nicht...«
    »Kommt näher, wer immer ihr seid«, bat Jesaja.
    »Ist schon gut«, sagte Bill.
    Ari schob die Tür wieder zu.
    Bill war inzwischen zwei Schritte in die Hütte getreten. Er stellte sich links neben das Nagelbrett und schaute auf Jesaja hinab. Nicht nur, dass dieser sein Lager auf den Nägeln gefunden hatte, es kam noch etwas anderes hinzu, denn er war so gut wie nicht bekleidet. Nur um die Hüften hatte er ein Stück Stoff gewickelt, ansonsten war er von der Stirn bis zu den Zehen nackt. Jesaja war kein Asiat, sondern ein Europäer, der seine dunkelblonden Haare zu schmalen Zöpfen geflochten hatte, die zu beiden Seiten des Kopfes nach unten hingen.
    Von irgendwoher fiel etwas Licht. So war das Gesicht des Liegenden recht gut zu erkennen. Hagere, eingefallene Wangen, eine hohe Stirn mit vielen Falten, zwei wie Glas schimmernde Augen. Der Mund mit den schmalen Lippen war leicht geöffnet.
    Der Prophet schaute hoch. Er bewegte dabei nur die Augen. Er suchte die Gesichter der Besucher, und als er seinen Blick von Bill abgewandt hatte und Ari anschaute, sagte er: »Dich kenne ich.«
    »Ja, wir haben uns schon mal getroffen.«
    »Du bist der Fotograf?«
    »Genau«, bestätigte Ari.
    »Wir haben auch geredet.«
    »Stimmt.«
    Die Augen des Propheten blitzten. »Das ist gut, mein Freund. Ich sehe, dass es etwas gebracht hat, sonst wärst du ja nicht zu mir zurückgekehrt.« Er lächelte. »Und du hast noch jemand mitgebracht, der ebenfalls an mich glauben will. Wie lautet dein Name?«
    »Ich heiße Bill.«
    »Sei bei mir willkommen, Bill. Seid beide willkommen in meiner bescheidenen Hütte.«
    Ari Ariston warf Bill einen fragenden Blick zu. Er wusste im Moment nichts mit der Lage anzufangen.
    Der Reporter zwinkerte ihm zu. Er hatte sich die Begegnung mit dem Propheten schlimmer vorgestellt. Was er hier erlebte, war nicht schlimm, sondern originell.
    So stellte er auch die erste Frage. »Schläfst du immer auf einem Nagelbrett, Jesaja?«
    »Ja, das tue ich. Das zeigt mir, dass ich all die menschlichen Schmerzen und Sorgen überwunden habe. Denn ich bereite mich auf das vor, was folgt.«
    »Und was ist das?«
    »Der Tod, meine Freunde«, erklärte Jesaja. »Auf das Leben folgt der Tod. Aber er kann auch eine Erneuerung sein, nicht das Ende, und genau darauf stelle ich mich ein. Ich arbeite daran, nur so kann man ihn willkommen heißen und all das überwinden, was das Leben an Schmerzen und Unzulänglichkeiten schickt. Erst im Tod erlebt man das Wahre.«
    Fast hätte Bill gelacht. Er hielt sich zurück und sagte: »Aber nicht mehr das wahre Leben.«
    »Doch, mein neuer Freund, doch. Erst der Tod ist das wahre Leben. Erst dann kommt die Bestimmung, die auf jeden Menschen zutrifft.«
    » Sorry , aber das verstehe ich nicht. Wahrscheinlich bin ich noch nicht so weit.«
    »Darüber solltest du dich nicht grämen. Es ist auch der erste Besuch bei mir.«
    »Klar«, sagte Bill und fragte dann: »Gibt es denn noch andere Menschen, die dich besuchen ?«
    »Oh ja, die gibt es.«
    »Nur Männer?« In dieser Frage lag ein leichtes Lauern, weil Bill wieder die nackte Frau in den Sinn kam.
    »Nein, nicht nur Männer. Ich gebe Männern und Frauen meine Ratschläge. So war das schon immer, und so wird es auch bleiben.«
    »Sie kommen dann hierher?«
    »So ist es.«
    Bill blieb weiterhin am Ball. »Aber ist diese Hütte nicht etwas klein für dich und deine Jünger?«
    »Nein, das ist sie nicht. Und wenn doch, gehen wir hinaus in die Natur und lassen uns von ihr inspirieren. Nur dort kann man die Wunder einer jenseitigen Welt erleben. Ich weiß das, und ich bin sehr froh darüber, Gleichgesinnte getroffen zu haben.«
    »Ich glaube, ich habe mich wohl vertan«, meldete sich der Fotograf. »Das es so ablaufen würde, habe ich nicht vermutet, und deshalb will ich mich bei dir...
    Jesaja ließ ihn nicht aussprechen. »Du wolltest also die Fotos schießen?«
    »Das hatten wir besprochen!«
    Der Prophet drehte auf dem Nagelbrett seinen Kopf so zur Seite, dass er Ari anschauen konnte. »Nein, das wird nicht geschehen. Ich erlaube keine Fotos von mir. Von keinem der großen Propheten wurden Fotos geschossen. Ich kann euch wohl mit meiner Lehre bekannt machen. Dann werdet auch ihr wohl bereit sein, den Tod zu überwinden und neues Leben erlangen, das eine Ewigkeit
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