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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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war; dann wurde Dr. Wilson gerufen. Aber von Dennis bekamen mein Vater und ich Schutzimpfungen und wurden einmal im Jahr gründlich untersucht. Glücklicherweise hatte ich gute Zähne.
    Dennis brachte mir im Schwimmbecken des Colleges das Schwimmen bei und war außerdem mein Freund. Er war der einzige Mensch in unserem Haus, der gern lachte und mich zum Lachen brachte. (Mrs McG war zu nervös, um richtig zu lachen, sie lächelte nur, und selbst dann war es ein nervöses Lächeln.) Dennis hatte wellige dunkelrote Haare, die er sich ungefähr einmal im Monat schneiden ließ; dazwischen wuchsen sie ihm fast bis auf die Schultern. Seine sommersprossige Nase war gebogen wie der Schnabel eines Falken. Er war fast so groß wie mein Vater, ein Meter neunzig, aber kräftiger. Und er war auf brausend; er ließ keine Gelegenheit aus, Mary Ellis Root die Meinung zu sagen, wenn sie besonders unhöflich oder grob gewesen war, und das machte ihn zu meinem Helden.
    Dennis war es auch, der mich eines Nachmittags im Spätwinter, als ich zwölf war, »auf klärte«. Die Fragen, die ich ihm stellte, ließen ihn rot werden, aber er beantwortete sie alle. Als mir keine Fragen mehr einfielen, wuschelte er mir durch die Haare und ging wieder nach unten. Danach stellte ich mich vor den Badezimmerspiegel und betrachtete mich. Schwarze Haare wie mein Vater, blaue Augen, helle Haut. Und ein eigensinniger Ausdruck im Gesicht.
    Später an diesem Nachmittag beobachtete ich, wie die Eiszapfen, die wie eine Markise außen an den Fenstern des Salons
hingen, ganz langsam Tropfen für Tropfen schmolzen. Monatelang hatten die Tage nur eine einzige Farbe gekannt: grau. Jetzt beobachtete ich die ersten Anzeichen einer sich ankündigenden neuen Jahreszeit.
    Draußen, in der Einfahrt, stand mein Vater. Er schien mit sich selbst zu sprechen. Es kam immer wieder mal vor, dass ich sah, wie er dort stand, nichts um sich herum wahrnahm und tief in ein Gespräch mit niemandem versunken war.

    Einmal fragte mich Mrs McG, ob ich einsam sei, und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Ich wusste aus Büchern, dass Menschen Freunde hatten, Kinder Spielkameraden. Aber ich hatte meinen Vater und Dennis und Mrs McG (und Mary Ellis Root - leider) und alle Bücher, die ich wollte. Also antwortete ich nach einer kurzen Denkpause, nein, ich sei nicht einsam.
    Was Mrs McG aber anscheinend nicht überzeugte. Ich hörte nämlich, wie sie mit Dennis darüber sprach, dass ich auch mal »aus dem Haus« müsse. »Ich weiß, wie sehr er sie liebt«, fuhr sie fort, »aber es ist nicht gut, sie zu sehr zu behüten.«
    Bald darauf fand ich mich eines verregneten Nachmittags in Mrs McGs Auto wieder. Ich sollte bei ihr zu Hause zu Abend essen, ihre Familie kennenlernen und wieder nach Hause gefahren werden, bevor ich um zehn ins Bett musste.
    Es regnete so stark, dass die Scheibenwischer kaum gegen dieWasserflut ankamen, die gegen die Windschutzscheibe prasselte. Ich weiß noch, wie fest Mrs McGs Hände das Lenkrad umklammerten. Und ich erinnere mich an die Stille, wenn das Auto unter einer Unterführung hindurchfuhr - ich staunte
darüber, wie plötzlich die Dinge von einem Zustand in den nächsten wechseln konnten und umgekehrt.
    Ob ich aufgeregt war? Eher ängstlich. Ich verließ das Haus selten, nur um zu den regelmäßigen Prüfungen in der öffentlichen Schule gefahren zu werden. An diesem Tag hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Mein Vater hatte mir gesagt, ich hätte ein schwaches Immunsystem, genau wie er, weshalb es besser für uns sei, uns von Menschenmengen fernzuhalten. Ich war ein kleines, zerbrechlich aussehendes Kind gewesen, aber jetzt mit zwölf fühlte ich mich robuster, und auch meine Neugier auf die Welt war gewachsen.
    Das hieß nicht, dass ich nicht »weltgewandt« war. Ich hatte viel gelesen; ich war »aufgeklärt«. Aber nichts hatte mich auf Mrs McGs Haus vorbereitet.
    Sie wohnte im Süden von Saratoga Springs. Das Haus war weiß - oder war es vor langer Zeit einmal gewesen. Die Witterung hatte die Farbe abgetragen und das Haus sah ein bisschen schäbig aus.
    Von dem Feuerwerk aus Geräuschen, Farben und Gerüchen in seinem Inneren wurde mir schwindelig. Das Haus roch nach Menschen. Berge von Schuhen und Stiefeln aller Größen türmten sich neben der Eingangstür und waren von kleinen Pfützen geschmolzenen Schnees umgeben. Feuchte Mäntel und Schneeanzüge hingen an Haken, und der Geruch von Schweiß und nasser Wolle vermischte
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