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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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dazugeschrieben.
    »Was haben die Sternchen zu bedeuten?«, fragte ich.
    Mrs McGarritt ließ die Backofentür zufallen und drehte sich um. »Dass du mich immer so erschrecken musst, Ari«, sagte sie. »Ich hab dich gar nicht kommen hören.« Sie wischte ihre sauberen Hände an der mit Mehl bestäubten Schürze ab. »Die Sternchen? Ich glaube, damit hat deine Mutter die Rezepte bewertet. Vier Sternchen sind wohl die Bestnote.«
    »Ist das die Handschrift meiner Mutter?« Sie war nach rechts geneigt und hatte gleichmäßige Rundungen und Schnörkel.
    »Das ist ihr altes Kochbuch.« Mrs McGarritt begann, Löffel, Tassen und Schalen einzusammeln. Sie stellte sie in das Spülbecken. »Es gehört dir. Ich hätte es dir wohl schon längst geben sollen. Es stand immer in diesem Regal« - sie zeigte auf ein Wandregal neben dem Herd -, »seit ich hier arbeite.«
    Das Rezept lautete wie folgt: eine halbe Tasse Mehl und Honig, drei Eier und verschiedene Gewürze. »Unser Lavendelhonig«, las ich laut vor. »Was ist das, Mrs McG (es ist lästig, ihren Namen ständig auszuschreiben, und außerdem habe ich sie sowieso immer so genannt)?«
    Mrs McG hatte gerade den Wasserhahn aufgedreht, und als sie ihn wieder zudrehte, wiederholte ich meine Frage.
    »Das ist Honig von Bienen, die sich ausschließlich von Lavendelblüten ernähren«, sagte sie, ohne sich vom Spülbecken umzudrehen. »Kennst du die Stelle draußen am Zaun, wo der Lavendel wächst?«
    Ich kannte sie. Die gleichen Blüten waren auf der Tapete in
dem Schlafzimmer im oberen Stockwerk abgebildet, das früher meinen Eltern gehört hatte. »Wie wird Honig gemacht?«, fragte ich.
    Als Mrs McG anfing, viel zu laut mit dem Geschirr im Spülwasser zu klappern, war mir klar, dass sie es nicht wusste. »Frag deinen Vater, Ari«, sagte sie schließlich.
    Als ich in die Bibliothek zurückging, zog ich das kleine Spiralnotizbuch hervor, das ich immer bei mir trug, und fügte der Fragenliste, die ich bereits für den Nachmittagsunterricht aufgestellt hatte, das Wort Honig hinzu.

    Jeden Tag um ein Uhr kam mein Vater aus dem Kellergeschoss nach oben. Morgens arbeitete er in seinem Labor. Er führt ein biomedizinisches Forschungsunternehmen, das »Seradrone« heißt.
    Er unterrichtete mich von eins bis fünf in der Bibliothek, dazwischen gab es zwei Pausen: eine für Yoga und Meditation und eine zweite für einen kleinen Imbiss. Manchmal wenn das Wetter gut war, ging ich in den Garten und streichelte Marmalade, die rotbraun getigerte Katze der Nachbarn, die sich gerne neben dem Lavendelbusch sonnte. Wenn ich wieder ins Haus zurückging, setzte ich mich zu meinem Vater in die Bibliothek, wo er seine Fachzeitschriften las. Einige waren naturwissenschaftlicher Art, andere literarischer; er hatte eine sonderbare Vorliebe für literaturwissenschaftliche Artikel über Schriftsteller aus dem neunzehnten Jahrhundert, besonders für Studien über Nathaniel Hawthorne und Edgar Allan Poe. Ich durfte alles lesen, was die Bibliothek zu bieten hatte, aber meistens suchte ich mir Märchenbücher aus.
    Um fünf gingen wir in den Salon. Er setzte sich in den dunkelgrünen
Ledersessel und ich in den niedrigen, mit dunkelrotem Samt bezogenen Sessel ohne Lehnen, der wie für mich gemacht war. Manchmal bat er mich, einen Briefumschlag für ihn zu öffnen; er sagte, es würde ihm schwerfallen, Dinge zu öffnen. Hinter uns befand sich ein Kamin, der, soweit ich wusste, noch nie benutzt worden war. Davor stand ein gläserner Feuerschirm, in den Schmetterlinge eingeschliffen waren. Ich trank Reismilch und er einen roten Cocktail, den er »Picardo« nannte. Er ließ ihn mich nie probieren, sagte »dafür bist du noch zu jung«. Irgendwie war ich damals immer für alles zu jung.
    Hier eine Beschreibung meines Vaters: groß, ein Meter dreiundneunzig, breite Schultern und schmale Hüften, muskulöse Arme, wunderschöne Füße (wie schön, wurde mir erst später klar, als ich sah, wie hässlich die Füße der meisten Menschen sind). Geradlinige schwarze Brauen und tiefgrüne Augen, blasse Haut, eine lange gerade Nase, ein dünner Mund, dessen Oberlippe wie ein Bogen geschwungen ist und dessen Unterlippe sich in den Winkeln leicht nach unten neigt. Er hat seidiges schwarzes Haar, das aus der Stirn nach hinten fällt. Selbst als ich noch klein war, wusste ich instinktiv, dass mein Vater ein außerordentlich gut aussehender Mann ist. Er bewegte sich wie ein Tänzer, leichtfüßig und geschmeidig. Man hörte ihn weder
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