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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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Natur aus einem Regal und reichte mir beides.
    Und so begann ich zu schreiben. Aber alle Details der Welt reichten nicht aus, um die ersten zwölf Jahre meines Lebens lesenswert zu machen. Mir wurde erzählt, dass es für Kinder am besten sei, wenn ihr Leben in einer gleichförmigen Regelmäßigkeit verlaufe. Nun, in meinem Leben gab es mehr Gleichförmigkeit als bei den meisten anderen. Aus diesem Grund versuche ich, mich auf das Wesentliche zu beschränken, damit du dich nicht allzu sehr langweilst und alles Folgende verstehst.
    Ich lebte mit meinem Vater Raphael Montero in einer viktorianischen Villa in Saratoga Springs im Staate New York, wo ich auch geboren wurde.
    Im Haus meines Vaters gab es viele Zimmer, aber wir nutzten nur wenige. Auch das Kuppelzimmer, das sich in der Spitze des angebauten Turms befand, wurde von niemandem
genutzt (später allerdings verbrachte ich viele Stunden damit, durch die kleinen runden Fenster zu starren und mir eine Welt jenseits der Stadt vorzustellen). Am Fuße dieses Turms befand sich ein langer Korridor, auf dem sich sechs leer stehende Schlafzimmer befanden. Eine breite Treppe, die von einem Absatz mit einem Erkerfenster aus Buntglas unterbrochen wurde, führte hinunter ins Erdgeschoss; der Treppenabsatz war mit einem Teppich ausgelegt, auf dem große marokkanische Kissen lagen, an die ich mich oft anlehnte, um zu lesen oder zu den leuchtend roten, blauen und gelben geome trisch geformten Fensterscheiben hinaufzublicken. Buntglas war viel interessanter als der Himmel, der in Saratoga Springs fast das ganze Jahr über aschfahl wirkte und sich im Sommer in schmutziges Hellblau verwandelte.
    Der Tag begann, sobald Mrs McGarritt kam. Sie war eine kleine, schlanke Frau mit dünnen rötlichen Haaren, in deren schmales Gesicht sich Sorgen- und Lachfältchen gegraben hatten. Sie hatte damals fast immer ein Lächeln für mich.
    Nachdem sie ihre eigenen Kinder zur Schule gebracht hatte, kam Mrs McGarritt zu uns und blieb bis Viertel vor drei, wenn die ersten ihrer Kinder wieder von der Schule nach Hause kamen. Sie kochte, putzte und kümmerte sich um die Wäsche. Zuerst machte sie mein Frühstück: meistens Haferflocken mit Sahne oder Butter und braunem Zucker. Mrs McGarritt war keine besonders gute Köchin - sie kochte das Essen nicht lang genug, sodass es nicht gar wurde, und schaffte es doch, es gleichzeitig anbrennen zu lassen, und sie gab niemals Salz dazu. Aber sie hatte ein gutes Herz. Und irgendwo, das spürte ich, hatte ich eine Mutter, die etwas vom Kochen verstand.
    Ich wusste ziemlich viel über meine Mutter, ohne dass mir
jemals jemand etwas über sie erzählt hätte. Vielleicht denkst du jetzt, dass ich mir das alles nur ausgedacht habe, um auszugleichen, dass ich sie nie kennengelernt habe. Aber ich war mir sicher, dass mein Gespür richtig war, dass es auf Tatsachen beruhte, die man mir verschwiegen hatte.
    Mrs McGarritt sagte, sie hätte gehört, meine Mutter sei nach meiner Geburt krank geworden und ins Krankenhaus gekommen. Dennis, der Assistent meines Vaters, sagte, sie sei uns »aus Gründen, die niemand nachvollziehen kann, genommen worden«. Mein Vater sagte nichts. Nur in einem waren sie sich einig: Meine Mutter verschwand nach meiner Geburt und wurde seitdem nicht mehr gesehen.

    Eines Morgens saß ich nach dem Frühstück in der Bibliothek und lernte, als ich durch den üblichen Stärkegeruch hin durch etwas Süßliches roch. Mrs McGarritt hatte eine Schwäche dafür, besonders viel Wäschestärke zu benutzen, wenn sie meine Kleidung bügelte (und sie bügelte alles, was ich trug, außer meiner Unterwäsche). Sie benutzte dafür am liebsten eines dieser altmodischen Bügeleisen, die man auf dem Herd heiß machte.
    Ich legte eine Pause ein und ging in die Küche, einen sechseckigen Raum, der apfelgrün gestrichen war. Mrs McGarritt bückte sich neben dem Eichentisch, auf dem Mehl und Schüsseln und Rührlöffel standen, und warf einen Blick in den Ofen. Sie wirkte wie eine Zwergin neben dem riesigen alten Herd - ein Garland mit sechs Gasflammen (auf einer köchelte stets ein Topf mit Stärke vor sich hin), zwei Backöfen, einem Bratrost und einer runden, beheizbaren Eisenplatte.
    Ich sah ein Kochbuch mit vergilbten Seiten auf dem Tisch
liegen, die aufgeschlagene Seite enthielt ein Rezept für Honigkuchen. Jemand hatte mit blauer Tinte drei Sternchen neben das Rezept gemalt und die Worte »schmeckt am besten mit unserem Lavendelhonig, der im Juli gewonnen wird«
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