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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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erheben sich kreischend in die Luft, als sie von einem Stein aufgeschreckt werden, den ein Jugendlicher mit einem gelben Kopftuch nach ihnen wirft. Es weist ihn als ein Mitglied der Kuul-Tiens aus, unserer örtlichen Jugendbande. Er hebt den nächsten Stein auf.
    »Wirf den auch nur annährend in meine Richtung, Junge, und ich ramme ihn dir den Schlund hinunter und lasse deine Gedärme mit einem Zauber verrotten.«
    Er weicht zurück. Als Detektiv bin ich natürlich bei den Kuul-Tiens nicht sonderlich beliebt, aber sie hüten sich davor, sich mit mir anzulegen. Wenn ich an einem so heißen Tag an einem Fall arbeiten muss, sollte man mich lieber weder reizen noch verarschen.
    Er lächelt spöttisch, als ich an ihm vorbeigehe, und ich grinse ebenso abfällig zurück. Kinder. Früher einmal haben sie Früchte vom Markt gestohlen, bis Boah die Stadt überschwemmte. Jetzt rauben sie Leute mit vorgehaltenem Messer aus, um sich Geld für Drogen zu beschaffen. Turai fährt zur Hölle, und zwar rasend schnell. Wenn sich die Bevölkerung nicht zuvor durch Unruhen, Diebstahl, Mord oder Drogenmissbrauch auslöscht, wird irgendwann König Lamachus von Nioj aus dem hohen Norden herunterkommen und uns einfach von der Landkarte radieren. Er wartet nur auf einen Vorwand, und es ist ihm eigentlich egal, wie gut der ist.
    Da ich immerhin minimale Fortschritte gemacht habe, beschließe ich, in der Rächenden Axt vorbeizuschauen, bevor ich versuche, Spuren in Rodinaax’ Atelier zu finden. Ich habe einen ganzen Tag Ermittlungen vor mir und brauche dringend ein Bierchen und vielleicht auch einen Happen zu essen. Außerdem sollte ich vielleicht ein paar Zaubersprüche in meinem Buch nachschlagen. Ich gebe gern zu, dass ich kein großer Zauberer mehr bin. Es ist mir sogar zu anstrengend, den ziemlich weit verbreiteten persönlichen Schutzzauber mit mir herumzuschleppen, aber ein paar Tricks habe ich schon noch im Ärmel. Es hat mich enorm verärgert, dass Präfekt Tholius in der Lage war, einfach in meine Zimmerflucht einzudringen und Gesox vor meiner Nase zu verhaften. Das ist sehr schlecht für meinen Ruf, wenn ich mir meine Klienten einfach so abnehmen lasse.
    Ich bin so sehr damit beschäftigt, dem Müll auf der Straße auszuweichen, dass ich einige Sekunden brauche, bis ich die Gestalt sehe, die mich grüßt, als ich die Kaschemme betrete. Ich bin an ziemlich viele merkwürdige Erscheinungen auf den Straßen von Turai gewöhnt. An singende Pilger, an ungeschlachte Barbaren aus den Nordlanden, an die seltenen, grün gekleideten Elfen. Hier bei uns zu Hause ist selbst Makri ein exotischer Anblick mit ihrer rotbraunen Haut und ihren prallen Brüsten, die aus dem winzigen Ketten-Oberteil herausquellen. Außerdem hat sie sich gerade einen Ring durch die Nase ziehen lassen, was auch in dieser Stadt noch ein recht seltener Anblick ist. Außerdem ist es einer, den ich sehr missbillige. Cimdy und Bertax haben ihr den Schmuck verpasst. Die beiden sind Straßenmusiker und Gaukler, und dazu noch ein sehr auffälliges Pärchen. Ihr Haar ist grell gefärbt, und ihre Kleidung ist noch bunter. Außerdem hängt ihr Gesicht voll mit Piercings. Aber all das hat mich nicht auf den Anblick der jungen Frau vorbereitet, die mit nackten Füßen vor mir steht. In Anbetracht des Zustandes unserer Straßen ist das ein unglaublicher Leichtsinn. Sie trägt dazu ein langes, fließendes Kleid, in das die Symbole der Sternzeichen eingefärbt sind, und sie hat eine Girlande aus Blumen in ihr Haar geflochten.
    Ich sehe sie verständnislos an, als sie vor mir steht. Mir will einfach kein Grund einfallen, der erklären würde, warum sie keine Schuhe trägt.
    »He, Thraxas«, begrüßt mich Makri, die mit einem Tablett vor der Tür auftaucht. »Das ist Dandelion. Sie möchte dich unbedingt engagieren.«
    Noch bevor ich dazu komme, einzuwenden, dass doch niemand wirklich Dandelion heißen kann, hat sie schon meine Hand gepackt, starrt mir tief in die Augen und behauptet, sie wäre »echt davon überzeugt«, dass sie mit mir den richtigen Mann gefunden habe.
    »Ich spüre sofort, dass du eine mitfühlende Seele hast.«
    Irgendwo im Hintergrund höre ich Makri hämisch kichern.
    »Ihr wollt mich engagieren?«
    »Ja. Im Auftrag der Delfine.«
    »Im Auftrag der Delfine?«
    »Ja. Der Delfine, die in der Bucht leben.«
    »Diejenigen, die mit den Menschen sprechen können«, wirft Makri ein.
    Ich knurre. Man sagt, dass diese Delfine sprechen können. Mir persönlich fällt es
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