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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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in einer Kaschemme in Kushni und verprasst dort die Gurans, die er unter der Hand kassiert hat. Aber er könnte jetzt trotzdem noch in der Wachstation sein und den armen Gesox verhören.
    Mir wird jede Entscheidung abgenommen, als Gardist Inkorruptox aus der Station tritt und sein Gesicht bei meinem Anblick zu einer unglaublichen Grimasse verzieht. Das sollte wohl eine Warnung sein. Ich ziehe mich rasch hinter die nächste Ecke zurück. Als ich um die Hauswand spähe, sehe ich Tholius und zwei Gardisten, die Gesox in Handschellen in einen geschlossenen Wagen schieben. Sie fahren los, und Inkorruptox bildet so etwas wie die berittene Eskorte. Meine offiziellen Nachforschungen werden wohl noch warten müssen. Was mich im nächsten Schritt also zu den inoffiziellen Ermittlungen führt. Ich gehe weiter und achte nicht auf die Bettler. Es gibt zu viele von ihnen, um etwas anderes zu tun, als sie zu ignorieren.
    Am Ende des Quintessenzwegs biege ich in den Ruhepfad ein, eine elende, schmutzige kleine Gasse, die von Prostituierten und Drogensüchtigen bevölkert wird. Die Prostituierten schenken mir keine Beachtung. Die Drogensüchtigen strecken mir bettelnd die Hand hin. Seit Boah, eine mächtige Droge, vor einigen Jahren die Stadt überschwemmt hat, lungern immer mehr Drogensüchtige auf den Straßen herum und machen Zwölf Seen nach Einbruch der Dunkelheit zu einem wirklich gefährlichen Viertel. Eigentlich auch zu jeder anderen Zeit.
    Ein Stück weiter auf dem Ruhepfad liegt die »Mehrjungfrau«.
    Der Ruf dieser Kaschemme ist so mies, das niemand, der auch nur einen Funken Verstand, eine einigermaßen ordentliche Erziehung oder so etwas wie Würde besitzt, sich dem Laden auch nur auf eine Meile nähern würde. Ich lande in letzter Zeit ziemlich oft hier. Kerk, einer meiner Informanten, hält sich dort gewöhnlich auf. Er liegt über einen Tisch gebeugt oder auf dem Boden, wenn das Boah ihn wieder einmal überwältigt hat. Kerk handelt mit Boah, um seine Sucht zu finanzieren, und er gabelt dabei viel nützliche Informationen auf, die er verkauft, ebenfalls, um seine Sucht zu befriedigen.
    Ich finde ihn vor der Kaschemme auf der warmen Erde. Neben ihm liegt eine leere Bierflasche, und um ihn herum schwebt der unverwechselbare Geruch von verbranntem Boah in der Luft.
    Mit einem kräftigen Tritt wecke ich ihn auf. Er starrt mich mit seinen großen Augen an – Augen, die vermuten lassen, dass irgendwann irgendwie Elfenblut in den Stammbaum seiner Familie gelangt ist. Das ist auch gar nicht so abwegig. Die Elfen, die unsere Stadt besuchen, sind romantischen Liaisons mit den Prostituierten, die hier arbeiten, keineswegs abgeneigt. Die Südlichen Inseln der Elfen sind zwar das Paradies auf Erden, nur an Prostituierten herrscht dort ein gewisser Mangel. Ich vermute, dass die jungen Elfen einfach irgendwie ihre Bedürfnisse befriedigen müssen.
    »Was willst du?«, murmelt Kerk.
    »Weißt du etwas über Rodinaax?«
    Er streckt automatisch seine Hand aus. Ich lasse eine kleine Münze in seine Handfläche fallen, einen Zehntel-Guran.
    »Ein Bildhauer. Er ist gestern Nacht ermordet worden.«
    »Weißt du noch mehr?«
    »Er ist von seinem Schüler umgebracht worden. So sagt man.«
    Seinem Blick entnehme ich, dass er noch etwas weiß. Also trenne ich mich von einer weiteren Münze.
    »Der Schüler hatte ein Verhältnis mit seiner Frau.«
    »Ist das ein Gerücht oder eine verbürgte Tatsache?«
    »Ein Gerücht. Aber ein sehr hartnäckiges.«
    Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel. In dem engen Ruhepfad ist sie beinah unerträglich. Ich bin durch Wüsten marschiert, die erheblich kühler waren. Mehr weiß Kerk nicht, aber er verspricht, die Ohren aufzuhalten. Ich gebe ihm noch eine Münze, und er rappelt sich hoch. Denn jetzt hat er genug Geld zusammen, um sich ein bisschen Boah zu kaufen.
    Ich drehe mich um und gehe weg. Das war zwar nicht viel Neues von Kerk, aber trotzdem interessant. Es macht die Dinge immer etwas interessanter, wenn der Schüler mit der Frau des Meisters schläft. Bedauerlicherweise erhöht das auch die Wahrscheinlichkeit, dass Gesox ihn getötet hat, was ich eigentlich nicht wahrhaben möchte. Auch wenn ich keinen echten Grund dafür habe, ihn für unschuldig zu halten, abgesehen von einem vagen Gefühl, dass er nicht gelogen hat. Und meiner intensiven Abneigung gegen Präfekt Tholius.
    Flugratten, kleine schwarze Vögel, die die Stadt verseuchen, hocken träge in der Hitze auf den Hausmauern der Gasse. Sie
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